Spießig sein – aber genüsslich!

Auf der nach oben offenen Spießigkeits-Skala habe ich weitere Trittstufen erklommen.

Wie konnte das nur geschehen?

Nun, da war zuerst der Umzug aus dem Innenstadt-Quartier in einen halbwegs stadtnahen Vorort. Egal. Das Umfeld ist nun jedenfalls weniger urban und mehr so… naja, ihr ahnt es sicherlich. Man hört hier halt schon mal den einen oder anderen Rasenmäher. Auch wird an wärmeren Wochenenden – man denke nur – hie und da gegrillt.

Immer diese Sonderangebote... (Foto: BB)

Immer diese Sonderangebote… (Foto: BB)

Es wird aber noch krasser.

Der Edeka steckt jeden Samstag Prospekte mit den Angeboten der kommenden Woche in die Briefkästen. Während ich bisher recht freihändig eingekauft habe, achte ich neuerdings zusehends auf wöchentlich wechselnde Sonderangebote. Kaffee für die Hälfte? Katzenfutter stark herabgesetzt? Lieblingsbutter deutlich reduziert? Günstiges Weinchen? Ha! Da bin ich dabei.

Neulich bin ich gar in Versuchung geraten, Rabattmarken zu sammeln und einzukleben. Hier müsste jetzt ein „horribile dictu“ eingestreut werden. Doch wenn man dann zum Lohn den Akkuschrauber viel billiger kriegt? Oha, am Ende wird man noch einer von diesen Schnäppchenjägern.

Apropos sammeln. Man sollte mal alle Anzeichen auflisten, die einen zum Spießer stempeln. Desgleichen entlastende Faktoren. Bausparvertrag? Hab’ ich nicht. Wöchentliches Autowaschen? Mach’ ich nicht. Das sind dann wieder vermeintliche Pluspunkte im linksliberal getönten Diskurs.

Doch was nützen derlei Relativierungen, Beschönigungen, Beschwichtigungen? Nix. Drum muss man wohl lernen, genüsslich ein Spießer zu sein. Wie damals in der Sparkassen-Werbung.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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4 Antworten zu Spießig sein – aber genüsslich!

  1. Bernd Berke sagt:

    Du meinst, wir verspießern im Gefolge unserer Katzen?

  2. Bernd Berke sagt:

    @Paul: Das stimmt. Es gibt wahrlich verschiedene Gründe, auf Sonderangebote zu achten.
    Aber da gibt es auch diese widerlichen Schnäppchenjäger, die das Universum als Selbstbedienungsladen betrachten und am liebsten alles „für umme“ hätten. Sie können lang und breit über ihre neuesten Trophäen palavern.

  3. Das mit den Edeka-Sonderangeboten beobachte ich übrigens bei mir auch – seit ich Schorschs Unterhalter bin (bei Katzenfutter aber nicht, wie gesagt).

    Ob da ein kausaler Zusammenhang besteht?

  4. Paul Blösl sagt:

    Also ich schau auch nach Schnäppchen. Aber nicht um das Gesparte anzusammeln. Sondern weil es anders nicht geht.
    Spießer oder Unterschicht?
    Spießer ist … puh … schwierig. Gut, das mit dem wöchentlichen Autoputz könnte ein Indiz sein 😉

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