Erstmalig findet das Evil Horde Metalfest in der Zeche Carl statt. Was in Oberhausen startete, wird damit nun in Essen-Altenessen fortgesetzt und der Ruhrpott-Metal erhält wieder Einzug an der Stelle, an der die Reise vor mehr als 25 Jahren begann. Am 14. Mai ist es soweit. Ab 15 Uhr lautet das Motto „Metal aus dem Ruhrgebiet – von Fans für Fans“. Neben Konzerten wird es auch Lesungen und Aktionen geben. Ein Gespräch mit Veranstalter Martin Wittsieker.
Wann und wie ist die Idee für das diesjährige und damit dritte Evil Horde Metalfest entstanden?
Die Idee entstand bereits 2007. Damals hatte Jens Basten von Night In Gales und ex-Deadsoil, die Idee, ein kleines Festival auf die Beine zu stellen, um seinen 30. Geburtstag zu feiern. Das erste Evil Horde fand im Dezember selbigen Jahres im Oberhausener Druckluft statt. Seinerzeit rockten Motorjesus, Deadsoil, Butterfly Coma, The Very End und viele weitere namenhafte Bands der Ruhrgebietsszene die Hütte.
2008 fand es ebenfalls im Drucklufthaus statt, dann folgten zwei Jahre Pause.
Genau. Der Hauptgrund war, dass wir schlicht keine Kapazitäten hatten, um uns angemessen um die Sache zu kümmern. Wir betreiben ja auch noch unsere eigenen Bands, spielen Konzerte und feilen an beruflichen Zukunftsplänen. Ein anderer Grund ist, dass das Evil Horde bislang nicht als jährliche Veranstaltung angedacht war. Wir hoffen aber, am Samstag das Ganze erfolgreich über die Bühne zu bringen und einen Grundstein für die Zukunft des Festivals zu legen.
Und dieser Grundstein soll in der Zeche Carl gelegt werden. Warum habt ihr euch für diese Location entschieden?
Da das Festival unter dem Stern „Metal aus dem Ruhrgebiet“ steht, schien es uns folgerichtig das Konzert in der Zeche Carl zu veranstalten. Die Zeche ist einfach so originell wie das Ruhrgebiet selbst. Zudem ist sie eine Location, die als Spielstätte harter Sounds Tradition hat und tief in der Region verwurzelt ist.
Nachdem die alte Betreibergesellschaft vor einigen Jahren Insolvenz amelden musste, war dort in Sachen Metal leider nicht mehr viel los, was viele Leute sehr vermisst haben, da die Zeche einen unverwechselbaren Klang und Charakter besitzt. Seit einiger Zeit wird versucht den alten Gemäuern neues Leben einzuhauchen und deswegen waren Marcus Kalbitzer und die Crew der Zeche Carl auch sofort von unserem Vorschlag begeistert, das Evil Horde Metalfest dort wieder aufleben zu lassen.
Ihr konntet hochkarätige Bands, wie zum Beispiel Motorjesus als Headleiner, verpflichten. Wie habt ihr die Musiker für das Festival begeistert?
Wir wollten die aktuell besten und umtriebigsten Bands aus dem Ruhrgebiet zusammentrommeln. Dies hat sich als relativ leicht herausgestellt, da so gut wie alle auftretenden Bands seit Jahren ein freundschaftliches Verhältniss untereinander pflegen – sowohl auf privater als auch auf professioneller Ebene. Dass das Ganze in der guten alten Zeche Carl, der wohl schösten und geschichtsträchtigsten Location für Stahl und Leder stattfindet, ist natürlich auch ein absoluter Pluspunkt. Denn: Wer möchte nicht auch mal die Bühne beackert haben, auf der etwa Kreator und Sodom erwachsen geworden sind?
Mit wie vielen Besuchern rechnet ihr?
Das können wir leider nicht genau sagen. Wir haben bewusst auf einen Vorverkauf verzichtet, um den Charakter des Selbstgemachten zu erhalten und das lokale Publikum nicht unter Druck zu setzen. Aber von mindestens 250 Leuten gehen wir aus, irgendwas zwischen 300 und 400 zahlenden Gästen wäre schön! Die alte Kaue, in der die Bands spielen werden, hat ein Fassungsvermögen für zirka 550 Leute.
An dem Tag werden elf Bands zu sehen sein. Der Eintritt ist mit fünf Euro günstig.
Es geht uns vor allem darum in einem großen Miteinander für alle Beteiligten einen schönen Abend zu bewirken, von dem wirklich alle profitieren können. Egal ob es das Publikum ist, das für kleines Geld enorme Qualität zu Gesicht bekommt oder eben die Bands, die dank kleinem Eintritt vor mehr Publikum spielen, als es lokal leider mittlerweile üblich ist.
Nachtrag: Es war richtig gut besucht. Mindestens 450 zahlende Gäste waren anwesend. Und es war richtig lustig zu beobachten, wie sich die Metaller im inzwischen doch eher „gehobenen“ Gastro-Bereich benommen haben. Nämlich wie zuhause 🙂
😉 Nee, da is nix mit „nach der schwarzen Szene schielen“- Das einzig regelmäßige „schwarze“ da ist die Gothic- Industrial-Party, und die gibts da seit 20 Jahren. Und soweit ich weiß,( und ich arbeite da) gibts keine grundsätzlichen Vorbehalte gegen Metal- Veranstaltungen. Warum auch? Vielmehr ist es wohl Absicht des neuen Vereins, der die Zeche betreibt, ein vielfältiges Veranstaltungsangebot zu schaffen, dass auch offen für Spielarten ist, die hier früher eher selten präsentiert wurden, z.B. Jazz…Man will u. muss warscheinl. auch über den subkulturellen Tellerrand schauen. Außerdem muss man bedenken, dass in den letzten Jahren- auch vor der Insolvenz der Zeche- ne Menge guter Läden mit guten Bookern aufgemacht haben- da gibts ganz viele Faktoren, die da Einfluß haben. Aber sicher gibt es keine generelle Abwehrhaltung seitens der „neuen“ Zeche. Ich würde mir aber nebenbei auch mal wieder mehr Metal wünschen 😉
@Reiner: Ob die Zeche Carl nun wieder den Metal leben will, ist unklar. Aktuell gibt es doch nur das Signal der Bereitschaft, dieses Festival zu unterstützen.
Es ist vielmehr so, dass hier die Szene aus eigener Kraft versucht etwas ehemals dort Etabliertes erneut ins Leben zu rufen.
Das Motto des Festivals lautet „von Fans für Fans“. So verstehen sich auch die Veranstalter, die ein Line-Up auf die Beine gestellt haben, dass nicht eben nur aus Bands besteht, die für einen „kleinen Kurs“ spielen. Dass die Bands dies dennoch an diesem Wochenende tun, zeigt doch einfach die große Bereitschaft der gesamten Szene, dieses Vorhaben zu unterstützen.
Ob die Zeche Carl nun langfristig ähnliche Veranstaltungen in Eigenregie durchführt, wird sich zeigen. Einen „Trend“ sehe ich aktuell noch nicht.
Komischer Trend. Die Zeche will wieder Metal leben ? Ich dachte die zielen mittlerweile eher auf die schwarze Szene ab.
Ansonsten: Es gibt zahlreiche Bands im Ruhrpott die gerne für einen kleinen Kurs Konzerte spielen möchten.
Vielleicht sollte man dann mal einen Aufruf starten, wenn man wirklich wieder Leben in der Zeche haben will …