Meilensteine der Popmusik (3): Elton John

Elton John live in Wembley 1984

Auch wenn Billy Joel ihn besang – für viele ist und bleibt Elton John der wahre „Pianoman“, Wegbereiter für Kollegen wie Gilbert O’Sullivan, Barry Manilow, Chi Coltrane, Bruce Hornsby, Joshua Kadison und andere Tastendrücker, die nach ihm Karriere machten. Viele von ihnen spielen schon lange keine Rolle mehr. Doch Elton John gehört nach all´ den Jahrzehnten noch immer zu den absoluten Superstars, ein Genie, mit dem es nur wenige aufnehmen können. Wenn es auch bei ca. 40 LPs einige Durststrecken gab, es sind immer noch reichlich Perlen darunter.

1973 zum Beispiel war Elton John besonders munter. Anfang des Jahres hatte er mit dem nachgebauten Oldie „Crocodile Rock“ seinen ersten großen Welthit, ein Song aus der LP mit dem witzigen Titel „Don’t shoot me, l’m only the piano player“. Für viele Kritiker ein eher schwaches Album, und auch für Elton John war es nicht das Gelbe vom Ei. Nach eigener Aussage ging er damals eher lustlos an die Sache. Also nichts wie die Zähne zusammengebissen und weitermachen.

Die neue LP sollte wieder in gewohnter französischer Schloss-Atmosphäre im Château D’Heronville entstehen. Doch dort ruhte der Studiobetrieb, weil es Streitereien um die Besitzrechte des Prachtanwesens gab. Der Produzent Gus Dudgeon hatte die Idee mit Jamaika. Die dortigen Studios waren gerade „in“, und versprachen vor allen Dingen Ruhe für die Produktion. So wurden Instrumente, technischer Kram und vor allen Dingen Tischfußballspiele auf die Reise geschickt. Der alte Genießer Elton John überbrückte die Distanz auf einem Luxus-Dampfer, ohne bis zum Ablegen auch nur eine einzige Note auf dem Papier zu haben. Am Ende der Reise waren dann 20 Songs fertig. Das Piano im Schiffssalon hatte gute Dienste geleistet. Bessere Dienste auf jeden Fall als das Exemplar im Inselstudio auf Jamaika, das wohl besser in ein Bierzelt gepasst hätte. Außerdem fehlten passende Mikrofone, die Bandmaschine hatte Aussetzer, die Mietwagen wurden über Nacht gestohlen, und jeden Morgen mussten sich die Musiker an Streikposten vorbeiquetschen, die offensichtlich während der Aufnahmezeit ihre Probleme lösen wollten. Man bat um Geduld. Als diese zu Ende war, glaubten die Hotel-Manager das gesamte Equipment beschlagnahmen zu müssen. Die Rechnung für die Ausrüstung war nicht – wie vertraglich zugesichert – vom einheimischen Studio bezahlt worden. Da kam die erfreuliche Nachricht, dass auf dem französischen Schloss wieder alles klar war, man könne dort das Album fertigstellen. Der Zeitplan der Firma Elton John war total durcheinander gewirbelt. Eine geplante Deutschland-Tournee musste zwischenzeitlich abgesagt werden.

Unter diesem immensen Druck entstand das Doppel-Album „Goodbye yellow brick road“. Erstaunlicherweise eines der besten von Elton John. Auch der Künstler war begeistert: “Alle meine Einflüsse sind darin enthalten; alles, was ich je geschrieben habe, klingt darin an“.

Bei der ironischen Pop-Gruppen-Verherrlichung „Benny and the jets“ war es zum Beispiel Elton Johns erster geglückter Versuch mit der Soulmusik, und die nachträglich im Studio zugemischte Liveatmosphäre störte auch nicht weiter. Oder „Candle in the wind“, eine Hymne an sein Idol Marylin Monroe, deren Bild er schon als Schüler täglich in seinem Ranzen mit sich trug.

Alles aber wurde überstrahlt vom Titelsong, der wie eine große Verbeugung vor der Musik von John Lennon und Paul McCartney klang. Dazu kamen weitere 16 Songs vom Rock, Rock’n´Roll bis zur schlichten Ballade. Popmusik in Reinkultur. Popmusik so wie Elton John sie sieht: „In 200 Jahren wird sich keiner mehr anhören, was heute geschrieben und gespielt wird. Doch ich glaube, man wird immer noch Beethoven hören. Pop-Musik ist reiner Spaß, und das ist einer der Gründe, warum ich mich selbst nicht so ernst nehme. Ich liebe Pop-Musik, sie ist mein Leben. Und ich liebe sie, weil sie Spaß macht.“ Weltweit über 30 Millionen verkaufter Alben von „Goodbye yellow brick road“ bedeuten für Elton John bis heute einen persönlichen Rekord.

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2 Antworten zu Meilensteine der Popmusik (3): Elton John

  1. Bernd Berke sagt:

    Wo gibt’s denn das – ein Feuilleton, dessen sämtliche Gegenstände man mögen muss?

  2. Hans Hermann Pöpsel sagt:

    Diese Musik muss man aber nciht mögen, oder?

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