Wenig mehr als „Copy and paste“: lit.COLOGNE, lit.COLOGNE SPEZIAL und lit.RUHR

Tiger oder Turtle: lit.RUHR auf dem richtigen Irrweg. Foto: Herholz

Selbstlob stinkt, heißt es, und zudem erweckt es den Verdacht, als wäre solches Eigenlob nicht ganz berechtigt und wollte etwas schöner reden, als es tatsächlich ist.
Ob Thomas Kufen, Essens Oberbürgermeister, genau das vergaß, als er kürzlich bei der Programmvorstellung der lit.RUHR eben diese vollmundig so anpries: „‚Wir sind nicht die kleine Schwester der Lit.COLOGNE, sondern eine eigenständige Persönlichkeit.‘ Zu verdanken sei dies ‚den Machern der Lit.Ruhr‘.“

Aber so etwas Artiges muss man vor den Medien wohl deklamieren, vor allem im Beisein der Vertreter jener fünf Ruhrgebietsstiftungen, die die lit.RUHR der Macher aus Köln jedes Jahr mit 500.000 € sponsern.

Ist der Ruf erst propagiert, lebt sich’s gänzlich ungeniert?

Wahr aber dürfte vielmehr sein, dass auf der lit.COLOGNE (März), lit.COLOGNE SPEZIAL und der lit.RUHR (beide im Oktober) allerlei Schauspielprominenz und einige Literatur-‚Stars‘ zeitversetzt oder parallel gern mehrfach – darf man das sagen? – verwurstet werden. Nur überlebensgroße Literaten und Medienstars wie Rushdie oder Ondaatje kommen allein nach Köln und nicht auch ins Ruhrgebiet. Man muss Prioritäten setzen: Köln hat sie eben, jene Sender, Kritiker und Verlage, die im Ruhrgebiet fehlen – darunter einen WDR, der für die lit.COLOGNE per Radio und TV das Dauer-Schaufenster ins Bundesweite ausstaffiert.

Vorhölle des Eventrecyclings

Wer aktuell die beiden Programme der lit.COLOGNE SPEZIAL und der lit.RUHR vergleicht, beginnt sich schnell zu langweilen. Da findet man am 11.10. auf Zeche Zollverein und am 12.10.18 in Köln die „Laugh-Letters – die lustigsten Briefe der Weltliteratur“– jeweils mit Anna Thalbach, Bela B. und Micky Beisenherz. Martin Walser ist am 10.10. im WDR-Funkhaus Köln zu Gast, der WDR schneidet‘s sicher mit; Walser kommt aber auch am 11.10. nach Essen. Mit „Der Hundertjährige kehrt zurück“ sind Jonas Jonasson und Jan-Gregor Kremp am 12.10. in Essen und am 13.10. in der Stadthalle Köln-Mülheim. Auch Robert Seethaler, Timur Vermes oder Christian Berkel kann man an aufeinanderfolgenden Tagen sowohl in Köln als auch im Ruhrgebiet sehen und hören. Frank Schätzing, sowieso Dauergast der frühjährlichen lit.COLOGNE, kommt nun am 14. Oktober auch in die Essener Lichtburg. Iris Berben, letztes Jahr schon Stargast bei der Eröffnungsgala der lit.RUHR, trifft diesmal am 14. Oktober Anke Engelke auf Zollverein.

A.L. Kennedy & Gabriele von Arnim mit Spaß, Dortmund, November 2017
Foto: Jörg Briese

A.L. Kennedy liest am 11.10. abends in Stratmanns Theater, zuvor morgens bei der lit.kid.RUHR, auch die ein Ableger und in vielerlei Hinsicht austauschbar mit der lit.kid der lit.COLOGNE. Kennedy war zudem – wie sehr viele andere – bereits einmal (oder mehrfach) im Revier zu Gast; Kennedy zuletzt im November 2017 als Gast des Literaturbüros Ruhr im Literaturhaus Dortmund.

Ruhris Resterampe?

Programmabende aber zeitversetzt dreist von der lit.COLOGNE  aus dem März 2018 ins Programm der lit.RUHR des Oktobers 2018 abgekupfert zu sehen, das tut doch ein bisschen sehr weh. Hannelore Hoger und Mechthild Großmann z. B. gaben in Köln am 14.3.18 zum Parkettpreis von 34,50 € das Programm „Die Hölle auf Erden. Zum Brüllen komisch“ (Konzept: Julian Pörksen). Nun gastieren sie am 11.10. unter dem Titel „Mechthild Großmann und Hannelore Hoger nehmen uns mit in den achten Höllenkreis des Humors“ (Konzept: Julian Pörksen) im Ringlokschuppen Ruhr.
Immerhin, da kommt man an der Abendkasse schon für 27 € rein und darf teuflisch gespannt sein.

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