Losung des Tages: Keine Gnade mit Computern – und dann weg mit dem Internet!

Das ist bedenklich: wie sehr unsereiner vom Online-Zugang abhängt.

Viele werden das empört von sich weisen: Wir doch nicht! Doch muss man ihnen glauben? Nein. Auch ihr seid süchtig, liebe Leute. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen.

Die Sache verhält sich so. Ich bin für ein paar Tage in Urlaub und die Online-Verbindung streikt hier immer wieder.

(Werte Einbruchswillige, meine Lieben und ich können jede Sekunde zurückkehren – dann lauere ich sofort wieder mit meinem Schießgewehr, kawumm!).

Quälend offline also. Dabei ist man doch nur in Holland und nicht im Outback.

Es grenzt an Slapstick. Nur im Freien funktioniert der vom Haus des Vermieters kommende WLAN-Empfang, doch zuweilen lediglich dann, wenn ich das Notebook in einer bestimmten Zone des Grundstücks über Kopfhöhe halte, zähneknirschend das schüttere Empfangssignal abwarte und nun laaaangsam das Gerät senke, um mich schließlich wieder voooorsichtig hinsetzen zu können. Bis auf weiteres.

Es ist entwürdigend. Es ist demütigend.

Und nein: Ich will nicht ins Internet-Café.

Verfluchte Technik, die einen zum Deppen degradiert und sowieso auf Verschleiß beruht. Mit Computern samt allem Drum und Dran mag ich keine Nachsicht oder Geduld aufbringen. Wie denn auch?

Alle kennen das, gebt es nur zu! Man möchte die Apparatur anschreien, maßregeln oder am besten gleich vor die Wand klatschen. Man möchte das Display aufschlitzen, die Tasten oder die Platine herausreißen und überhaupt das vermaledeite Internet aushebeln, ankokeln, abservieren. Weg damit auf den Müllhaufen der Geschichte. Von vorn beginnen.

Doch man muss ja so dringend Mails verschicken, Freunden bei Facebook dies und jenes mitteilen, seine Homepage, sein Blog oder sonstwas weiterführen. Das virtuelle Leben darf doch nicht pausieren. Man könnte sonst womöglich zur Besinnung kommen. Zur Einkehr gar!

Solcher Zwiespalt setzt wohl voraus, dass man eine lange Zeit des Lebens gänzlich ohne Internet verbracht hat. Den digitalen Eingeborenen (um die Formel ein allerletztes Mal zu verwenden) ist das nicht mehr begreiflich zu machen.

Weiß man denn selbst noch, wie es vorher gewesen ist? Wie man ohne Suchmaschinen und all die anderen Phänomene und Phantome sein Dasein hat fristen können? Sollte man etwa Bücher befragt oder sich bei Fachleuten erkundigt haben? Sollte man Dinge im Wortsinne begriffen haben?

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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7 Antworten zu Losung des Tages: Keine Gnade mit Computern – und dann weg mit dem Internet!

  1. Michaela sagt:

    Das war der Sinn der Sache. Höhö.

  2. Bernd Berke sagt:

    Michaela & ChaLi: Ihr beschämt mich. Danke.

  3. Michaela sagt:

    Bernds Texte sind eigentlich immer großartig. Und drücken auf vielen Gebieten aus, was ich auch denke oder empfinde.

  4. ChaLi sagt:

    Lieber Bernd, in anbetungswürdiger Wortwahl beschreibst du meine Befindlichkeit, als ich mich letzten Februar wegen entsagender Heizung bei- sagen wir mal – „frischen“ Temperaturen“ ins DSL-unterversorgte Exil getrieben sah.
    Obwohl sich mein Verlangen nach sog.’social‘ media inzwischen gelegt hat, bleibt die i-mehl-Kommunikation sowas von unverzichtbar, dass ich – genau wie du – heulend & zähneklappernd mit dem Schlepptop durchs Haus irrte, den Blick auf die willkürlich öfter aus denn angehende Diode gerichtet, mit der quälenden Frage:
    Is there anybody OUT THERE?
    Danke für deinen genialen Text.

  5. Michaela sagt:

    Die Zeiten, in denen ich Computer ganz und gar in Bausch und Bogen sowie in Grund und Boden und auch mit Leib und Seele verdammt, verachtet und von mir gewiesen habe, sind schon seit vielen Jahren dahin.

    Alles fing mit einem schon zu der Zeit nur mittelprächtig aktuellen, dafür aber auch nur mittelprächtig teuren PC an, der mir indes die Erstellung von Arbeitsblättern etc. doch sehr erleichterte – heute würde sein „Tempo“ mich wahnsinnig machen!

    In unserem Haushalt gab es einen Fernseher und einen Computer. Meinen Kindern gestand ich bis zum sagen wir dreizehnten oder vierzehnten Lebensjahr täglich 1 (in Buchstaben: eine) Stunde Bildschirmzeit zu. Jawohl: Bildschirmzeit, aufzuteilen zwischen PC und Glotze. Heutzutage kaum mehr vorstellbar! Aber sie haben es überlebt, und – wie ich meine – sogar ziemlich gut.

    Selbstverständlich war bei seinem Aufkommen meine Einstellung dem Internet gegenüber ähnlich wie zu Beginn dem Computer gegenüber. Und beim Handy war es genauso. Und beim Rund-um-die-Uhr-Fernsehen (Kann sich überhaupt noch jemand daran erinnern, dass es mal sendefreie Zeiten und ein Testbild gab?) war es auch so gewesen, und … ach, was weiß ich. Offensichtlich bin ich eine altbackene, verknöcherte, allem Neuen gänzlich abholde Neandertalerin. Gut, dass es schon Strom gab, als ich geboren wurde!

    Aber wobei auch immer: Irgendwann kann ich mich dann doch nicht mehr gänzlich verweigern, und dann wird ’s noch ein bisschen mehr und dann noch ein bischen … und jetzt sitze ich täglich, oftmals mehrere Stunden, am PC und surfe das Internet rauf und runter und schlage Vokabeln bei dict.cc und leo nach (doch, doch, mein gutes altes Dictionary benutze ich auch noch) und höre Musik und schreibe E-Mails und, und, und …

    Aber ein elektrisches Brotmesser kam mir noch nie und kommt mir immer noch nicht ins Haus! Nein! Niemals! Never ever!

  6. Sigrid Rogowski sagt:

    Ich verstehe so gut wo von Du redest lieber Bernd. Internetsuechtig bin ich noch nicht, aber wer weiss das kann noch kommen.
    Ich wuensche Dir und Deiner Familie einen erholsamen Urlaub.

  7. Werner Häußner sagt:

    Ach, wie gut ich das kenne, lieber Herr Berke. Diese tief sitzende Nervosität allein aus dem Bewusstsein heraus, nicht auf das Netz zugreifen zu können ….

    Aber ich bin doch nicht internetsüchtig. Früher ging’s doch auch …! Ich doch nicht, iiiiiich doch nicht ….

    Viel Spaß im Urlaub!

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