Monatsarchive: Januar 2004

Die Revolution der Cineasten – Bertoluccis Film „Die Träumer“

Von Bernd Berke

Dieser Film knüpft etliche Gedanken- und Emotions-Ketten: Vorabend der Revolte im Mai 1968. Noch dazu Paris. Und dann ein Amerikaner in Paris: Der junge Mann in Bernardo Bertoluccis „Die Träumer“ heißt Matthew und pilgert Abend für Abend in die seit jenen Tagen legendäre Cinémathèque.

Dort laufen Hollywood-Klassiker (von Howard Hawks bis Fred Astaire) und die frischen Filme der Nouvelle Vague (Truffaut, Rivette, Godard). Unvergessliche Kinozeiten. Und in jeder Sequenz das Versprechen der Freiheit. Als der Kulturminister den Leiter dieses Kino-Tempels aus politischen Gründen entlässt, wird der Ort zur Keimzelle der Studentenbewegung.

Sexuelle Spielchen, von der Revolte abgesondert

Bei den Demos lernt Matthew die Zwillingsgeschwister Theo und Isabelle kennen, die gleichfalls passionierte Cineasten sind. Als deren Eltern Urlaub … Weiterlesen

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Mit Haut und Haaren erlebte Weltgeschichte – Geert Maks famoses Buch „Das Jahrhundert meines Vaters“

Von Bernd Berke

„Gerüche. Teer und Taue, das müssen die ersten Dinge gewesen sein, die mein Vater gerochen hat.“ Mit dieser sinnlichen Impression beginnt der niederländische Autor Geert Mak ein ganz großes Unterfangen: In „Das Jahrhundert meines Vaters“ hat er nicht nur dessen Biographie und die seiner yerzweigten Familie, sondern ein tiefgreifendes Porträt des eigenen Landes verfasst – von 1899 bis in die Jetztzeit.

Das anfängliche Zitat bezieht sich auf die Segelmacher-Werkstatt des Großvaters. Das Leben ist hart genug, doch immerhin kann man die Dinge, die einen angehen, noch anfassen, riechen oder schmecken. Der allmähliche Verlust solcher Unmittelbarkeit ist eines der zahlreichen Themen dieses Buches, das in den Niederlanden ein ungeheurer Verkaufserfolg war. Dort wurden über 500.000 Exemplare abgesetzt. Hochgerechnet … Weiterlesen

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Das Geflüster der Dingwelt – Bilder von Giorgio Morandi in Wuppertal

Von Bernd Berke

Wuppertal. „Ich habe das Glück gehabt, ein ereignisloses Leben zu führen.“ Das bilanzierende Zitat in der Wuppertaler Ausstellung über Giorgio Morandi (1890-1964) ist typisch für diesen Mann.

Nur äußerst selten ist der scheue Morandi überhaupt aus seiner Heimatstadt Bologna herausgekommen, und die Annalen verzeichnen lediglich eine einzige Auslandsreise – in die nahe Schweiz. Auch seine malerischen Vorbilder (Cézanne, Vermeer, Velazquez) kannte Morandi nur aus Büchern. Zudem hatte er sein Lebtag keinerlei „Frauengeschichten“, weder ehelich noch sonstwie. Nein, nein: Mit Männern war auch nichts. Er lebte einfach immer mit seinen drei Schwestern zusammen und malte, malte, malte.

Eingesponnen in den eigenen Kokon

Und niemals trumpfte er auf, sondern hielt sich stets an bescheidene Bildfonnate. Es ist ein wahrer … Weiterlesen

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