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Monatsarchive: Februar 2006
Neues aus dem versoffenen Alltag: Kroetz legt mit „Blut & Bier“ nach langer Schaffenspause „15 ungewaschene Stories“ vor
Von Bernd Berke
Lange nichts mehr gehört von Franz Xaver Kroetz. Er schien von der literarischen Bildfläche fast verschwunden. Auch die Schauspielhäuser der Republik haben ihn links (oder sonstwo) liegen lassen. Doch jetzt, zu seinem 60. Geburtstag, ist der kernige Bayer plötzlich wieder da – mit dem schmalen, aber durchaus heftigen Erzählband „Blut & Bier“.
Der Untertitel „15 ungewaschene Stories“ trifft ohne Wenn und Aber zu. Kroetz hat sich den ganzen, in erfolglosen Zeiten angesammelten Frust von der Seele geschrieben. Aggressionsgeladen setzt sich sein durchgängiger Erzähler (der kaum vom richtigen Kroetz unterscheidbar ist) an die Schreibmaschine. Zitat: „Hingefetzt, 7 eng beschriebene Seiten, 66 Zeilen à 75 Anschläge, keinen weißen Fleck auf dem Papier übriglassen, von links nach rechts rotzen, kotzen, … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Literatur
Verschlagwortet mit Blut & Bier, Franz Xaver Kroetz
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Sorge um Kulturtetat des Kreises Unna
Von Bernd Berke
Kreis Unna. Ist das denn denkbar: dass es auf Schloss Cappenberg (Seim) gar keine Kunstausstellungen mehr gäbe. Oder dass das ebenso schmucke Haus Opherdicke (Holzwickede) verkauft würde und der Kultur nicht zur Verfügung stünde?
„Ich halte inzwischen alles für möglich“, sagt Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD), Kulturdezernentin des Kreises Unna, im WR-Gespräch. Es gebe starke konservative Kräfte, die den Kulturetat des Kreises am liebsten „auf Null setzen“ würden. Sie befürchtet, dass in den laufenden Etatverhandlungen das Kulturbudget (jährlich 2,9 Mio. Euro) angetastet werden könnte. Die einstige Koalition von SPD und Grünen ist „geplatzt“, politische Mehrheiten müssen nun von Fall zu Fall gesucht werden. Am 7. März wird der Haushalt im Kreistag beraten.
Nicht nur die genannten Kulturstätten, die weit … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kultur an sich, Politik und so, Region Ruhr
Verschlagwortet mit Etat, Finanzen, Gabriele Warminski-Leitheußer, Kreis Unna, Kulturdezernentin
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Skandalgeschrei in der Theaterwelt – Attacke des Schauspielers Lawinky auf den Kritiker Stadelmaier
Von Bernd Berke
Das Skandalgeschrei hallt seit Tagen durch die Lande: Der Schauspieler Thomas Lawinky (vorher außerhalb Frankfurts kaum bekannt) hat sich – wie berichtet – zur körperlichen Attacke auf den Kritiker Gerhard Stadelmaier hinreißen lassen.
Nun werden, beispielsweise vom Berliner Ex-Kultursenator Christoph Stölzl, Forderungen laut, das Theater müsse nach diesem Vorfall generell über sein Selbstverständnis nachdenken. Nanu? Wird diese Angelegenheit nicht allzu hoch gehängt? Oder dreht es sich hier ums Ganze der Kunst- bzw. Pressefreiheit?
Stadelmaier und „seine“ Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) sehen den Journalismus gleichsam in seinen Grundfesten erschüttert, weil der Kritiker von einem Schauspieler beschimpft und hart bedrängt worden ist. Es geht ihnen offenbar ums Prinzip.
Welche Provokation ist demnächst dran?
Ist tatsächlich die Pressefreiheit bedroht, wenn … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Gesellschaft, Theater
Verschlagwortet mit Attacke auf Kritiker, FAZ, Gerhard Stadelmaier, Kritiker, Schauspieler, Skandal, Theaterkritik, Thomas Lawinky
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Essenzen von Liebe und Abschied – Charles Aznavour in der Essener Philharmonie
Von Bernd Berke
Essen. War es ein Abschied für immer? Man mag es kaum glauben.
Der große französische Chansonnier Charles Aznavour hat am Montag Abend in der ausverkauften Essener Philharmonie eine kurze Deutschland-Toumee triumphal beendet. Angeblich soll es sein letzter Bühnenauftritt in unseren Breiten gewesen sein. Doch schon mehrmals hat er auf ähnliche Weise Adieu gesagt. Warten wir’s ab.
Schwarzer Anzug, schwarzes Hemd. So existenzialistisch erwartet man es von ihm. Dann seine unvergleichliche Stimme, scharf umrissen und doch zartfühlend. Ganz wie früher. Der Mann soll 81 Jahre alt sein? Auch seine Bewegungen lassen beim zweistündigen Konzert keinerlei Müdigkeit erkennen. Er kann es sich leisten, mit vermeintlicher Vergesslichkeit („Wie hieß noch mal diese Zeile?“) zu kokettieren.
In seinen Chansons (rund 1000 … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Liebesleben, Musik & Konzert, Rock & Pop
Verschlagwortet mit Charles Aznavour, Essen, Katia, Paris, Philharmonie
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Mit Herzblut für die wahre Freiheit – Einer unserer allergrößten Dichter: Vor 150 Jahren ist Heinrich Heine in Paris gestorben
Von Bernd Berke
Vielleicht treffen sie sich jetzt dort droben: Wolfgang Amadeus Mozart und Heinrich Heine. Falls ja, dann können der Komponist und der Dichter einander Hochachtung, aber auch wechselseitiges Mitleid bekunden. Allenthalben werden sie rituell gefeiert, weil sich biographische Daten „runden“. Heute vor 150 Jahren starb Heine nach langjährigen Leiden in seiner Pariser „Matratzengruft“.
Wie überaus betrüblich: Einer, der dem göttlich guten Leben im Diesseits derart zugetan war, musste so elendiglich enden. Nur zu verständlich, dass Heine zuletzt allen atheistischen Anwandlungen abschwor und um Gottgläubigkeit rang. Nur ahnungslose Schandmäuler können ihm dies verübeln.
Seine Werke gehören unverbrüchlich zur Weltliteratur. In Frankreich zählen die Bücher von „Henri“ ebenso zum ehernen Bestand wie bei uns – und mancher Japaner oder Russe … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Lebenswege, Literatur, Politik und so, Scherz, Satire, Ironie, Sprache
Verschlagwortet mit 150. Todestag, Börne, Düsseldorf, Hamburg, Heinrich Heine, Karl Kraus, Matratzengruft, Paris, Platen, Romantik, Westfalen, Wintermärchen
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Digitales Leben ohne Lustaufschub – Abschied von Fotografie auf Film hat Folgen für die alltägliche Wahrnehmung
Von Bernd Berke
Die Nachricht klingt nüchtern: Der japanische Kamerahersteller Nikon will nur zwei herkömmliche Modelle im Programm behalten. Ansonsten verlegt er sich völlig auf digitale Apparate. Die wirtschaftliche Entscheidung setzt allerdings ein markantes Zeichen der Zeit.
Bei Canon und anderen Firmen wird es über kurz oder lang kaum anders sein. Es erhebt sich die Frage, wie lange es die Fotografie auf Film überhaupt noch gibt. Vielleicht wird sie demnächst eine sündhaft teure Sache für Spezialisten und Freaks.
Jedenfalls lässt sich daran die wachsende Geschwindigkeit in unserem Alltag ermessen. Früher konnte die Spannung, nachdem man einen belichteten Film im Fotoladen abgegeben hatte, über Tage hinweg anschwellen. Dann kamen Schnellentwickler („fertig in einer Stunde“) und Polaroid-Fotos, die noch etwas zögerlich und … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Alltag, Fotografie, Netzwelten, Technik
Verschlagwortet mit analog, Computer, digital, Entwicklung, Fotografie, Fotolabor, Polaroid, Sofortbild
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Am Tag der Zwillings-Geburten – Im Zeichen der Kulturhauptstadt: „Twins“-Treffen mit Partnerstädten in Dortmund
Von Bernd Berke
Dortmund. Zwei Kulturen auf gleichem Terrain in Dortmund – doch sie nahmen keine Notiz voneinander. Im Goldsaal der Westfalenhallen trafen sich am Samstag rund 250 Spitzenvertreter aus 102 Partnerstädten der Revier-Kommunen mit ihren Gastgebern, zumeist im feinen Zwirn und Kostüm. Gediegen ging’s beim Kultur-Kongress „Twins 2010″ zu.
Direkt nebenan gab’s die Hallenschau „Jagd & Hund“. Dort überwogen Windjacken,Lodenstoff und grüne Filzhüte. Weidmanns Heil. Hätte Borussia gegen Schalke auch noch zu Hause gespielt, wär’s mit den Fans wohl eine rustikale Begegnung der dritten Art gewesen…
Doch zurück zu den Zwillings-Geburten: „Wenn aus Europa etwas werden soll, geht es nicht ohne massive Reaktivierung von Kultur.“ Diese klare Aussage kam vom protokollarisch zweiten Mann in Staate, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kultur an sich, Region Ruhr
Verschlagwortet mit Dortmund, Europa, Goldsaal, Kulturhauptstadt, Norbert Lammert, Oliver Scheytt, Partnerstädte, Twins, Westfalenhallen
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Kartoffelchips und Kunstgeschichte – Der Bildhauer Thomas Rentmeister und seine Lebensmittel-Skulpturen am Dortmunder Ostwall
Von Bernd Berke
Dortmund. Mhh, lecker!? Die neue Ausstellung im Dortmunder Ostwall-Museum besteht zu weiten Teilen aus essbarem Material. Doch das Wachpersonal wird verschärft aufpassen, dass nichts angeknabbert wird.
So schafft man sich ein künstlerisches Markenzeichen: Skulpturen von Thomas Rentmeister (41) bestehen beispielsweise aus Nuss-Nougat-Creme, Zucker oder Hühnereiern. Ob Formen und Gerüche sich bis zum Ende der Dortmunder Ausstellung im April halten, wird sich erweisen. Derlei verderbliche Stoffe verweigern sich jedenfalls dem auf dauerhafte Werte versessenen Kunstmarkt.
Im Lichthof wird man von zwei noch halbwegs dezent duftenden Hügeln empfangen: Ein mächtiger Haufen Kartoffelchips erhebt sich gelblich wie Herbstlaub, die ähnlich sorgfältig aufgeschütteten Erdnussflips spielen eher ins Bräunliche. So richtig zum schlaraffigen Hineinwühlen, wenn man’s denn dürfte. Übrigens: Nach der Ausstellung … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kunst & Museen
Verschlagwortet mit Dortmund, Lebensmittel, Museum am Ostwall, Skulpturen, Thomas Rentmeister
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