Schlagwort-Archive: Lars von Trier

Weg der Qual ohne Erlösung: Lars von Triers „Dogville“ am Theater Krefeld

"Dogville" am Theater Krefeld: Die Bühne von Gabriele Trinczek zitiert die "Versuchsanordnung" des Films aus dem Jahr 2003. Foto: Matthias Stutte

„Dogville“ am Theater Krefeld: Die Bühne von Gabriele Trinczek zitiert die „Versuchsanordnung“ des Films aus dem Jahr 2003. Foto: Matthias Stutte

Das Stück handelt von unverdienter Gnade, vom Unsinn von Barmherzigkeit. Vom Scheitern eines Lebensprinzips, das dem Weg Jesu folgt, in einer Gesellschaft, die man als „kleinbürgerlich“ bezeichnen könnte, die aber über jenes schiefe Etikett weit hinausreicht und für die Menschheit als Ganze stehen könnte. Lars von Triers „Dogville“ spielt wie kaum einer anderer Film mit christlich-biblischen Bezügen. Aus dem Film wurde ein Bühnenstück, das jetzt am Krefelder Theater Premiere hatte.

Eigentlich sind solche Adaptionen überflüssig. Warum sollte man einen nahezu perfekten Film nahezu eins zu eins ins Theater übertragen? Es gibt Tausende von Dramen, die auf der Bühne und … Weiterlesen

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Unsere kleine Stadt im Bann der Macht: „Dogville“ am Schauspiel Köln

Foto: David Baltzer

Foto: David Baltzer

Ich bin ein später Fan des Regisseurs Lars von Trier: In seine abgründigen Film-Welten bin ich erst bei „Antichrist“ eingetaucht, dann kam „Melancholia“ – großartig! Bei „Nymphomaniac I“ schlug die Besessenheit allerdings schon wieder in Ödnis um, so dass ich mir den zweiten Teil sparte. Dafür hole ich die älteren Filme jetzt im Theater nach: In der letzten Saison zeigte das Theater Essen Manderlay, adaptiert für die Bühne und inszeniert von Hermann Schmidt-Rahmer. Nun eröffnet das Schauspiel Köln die neue Spielzeit mit „Dogville“.

Zugegeben: Dieses Trier-Werk eignet sich besonders fürs Theater, weil bereits der Film theatralische Mittel nutzt. Nicht verwunderlich, dass Bastian Krafts Inszenierung nun seinerseits filmische Mittel einsetzt und das ziemlich raffiniert: Wie ein Spiegel hängt … Weiterlesen

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Demokratie und Peitsche: „Manderlay“ nach Lars von Trier am Schauspiel Essen

Foto; Martin Kaufhold/Schauspiel Essen

Foto; Martin Kaufhold/Schauspiel Essen

Wenn ein Mensch ausgepeitscht wird, ist das ein barbarischer Akt. Dabei zuzusehen und vor allem zuzuhören, wie das Folterwerkzeug auf die nackte Haut klatscht, das Opfer schreit und sich rote Striemen auf dem Rücken bilden, löst Scham aus. Darüber, dass man nicht eingreift und so die Züchtigung stillschweigend billigt. Darüber, dass man sich den Schmerz vorstellen kann, er aber jemand anderem zugefügt wird.

Als Auftakt für die Dramatisierung von Lars von Triers Film „Manderlay“, die Hermann Schmidt-Rahmer für das Schauspiel Essen inszeniert hat, setzt diese Szene einen starken Akzent und führt mitten in das Herz des Stückes: Kann man ein autoritäres System in ein gewaltfreies, demokratisches Miteinander überführen?

Manderlay ist eine Plantage und sie liegt im … Weiterlesen

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„Melancholia“ – Poetischer Weltuntergang auf leisen Sohlen

Im ersten Teil des Films, „Justine“ (gespielt von Kirsten Dunst), befinden wir uns im eleganten Clubhaus eines Golfplatzes, wo ihre Hochzeit mit Michael (Alexander Skarsgard, Sohn vom berühmten Stellan, der in jedem skandinavischen Film präsent ist, und auch hier mitspielt) gefeiert werden soll. Arrangiert wurde die Fête von Schwager John (Kiefer Sutherland), der nicht aufhören kann zu betonen, wieviel Geld er für dieses Fest ausgegeben hat. Alle Freunde, Verwandte und Kollegen warten schon seit langem auf die Braut. Aber zwei Stunden zu spät – der wedding planner (Udo Kier) ist ein Nervenbündel – betritt sie lächelnd den Saal, und das Festessen kann beginnen. Tafel und Gesellschaft erinnern an „Festen“ von Thomas Vinterberg, allerdings nur optisch.

Es wird bald klar, dass … Weiterlesen

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Nichts mehr sehen von dem Schmerz der Welt – Lars von Triers Film „Dancer in the Dark“

Von Bernd Berke

Man sitzt im Kino, und es bleibt einige Minuten lang vollkommen schwarz auf der Leinwand. Wann fängt der Film denn endlich an?

Er hat begonnen. Die musikalisch untermalte Dunkel-Passage gehört schon dazu. So wird man eingestimmt auf die Geschichte einer Frau, die allmählich ihr Augenlicht verliert und sich langsam damit abfindet: „Noch mehr von der Welt sehen zu wollen, wäre Gier“, redet sie sich ein.

Die Isländerin Björk, bislang vor allem als höchst kreative Popsängerin gerühmt, spielt in Lars von Triers 138-Minuten-Film „Dancer in the Dark“ (Goldene Palme in Cannes) jene ärmliche Fabrikarbeiterin Selma. Kann sie das?

Björk als bedauernswerte Fabrikarbeiterin

Und ob! Wie dringlich und mutig sie spielt, als ginge es wirklich ums ganze Leben! Daneben … Weiterlesen

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Die verrückte Liebe einer Heiligen – Lars von Triers Film „Breaking the Waves“

Von Bernd Berke

Die Geschichte spielt Anfang der 1970er Jahre, doch sie hat Züge einer Heiligen-Legende. Lars von Triers Film „Breaking The Waves“ ist ein erstaunliches und bewegendes Werk, das ganz quer zu unserer Zeit steht. Es handelt von Unmaß und Kraft der Liebe, Keuschheit, verzweifelter Hingabe und teuflischer Versuchung.

Bess lebt im abgelegenen Norden Schottlands. Sie ist noch Jungfrau und verströmt ihre ganze „aufgesparte“ Liebe, als sie jenen Jan kennenlernt, einen herzlich-rauhen Burschen, der auf einer Ölbohrinsel draußen auf dem Meere arbeitet. Wie glücklich Bess bei der alsbaldigen Heirat lacht, wie unschuldig ihre Augen leuchten! Bei den Szenen der Hochzeitsfeier gerät die Handkamera ins Taumeln, sie irrt mit heftigen Reißschwenks von Gesicht zu Gesicht, als könne auch sie das … Weiterlesen

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