Schlagwort-Archive: Luc Bondy

Wurzeln und Früchte des Terrors – Luc Bondys Inszenierung von Martin Crimps „Cruel and Tender“ bei den Ruhrfestspielen

Von Bernd Berke

Recklinghausen. Über Luc Bondys Inszenierung „Cruel and Tender“ (Grausam und zärtlich) stand kein guter Stern: Halb leer blieb zur Premiere das Ruhrfestspielhaus, trotz des ruhmreichen Regisseurs. Sodann fiel die Übersetzung der englischen Produktion mehrmals aus.

Überdies litt Darsteller Joe Dixon unter einer Halsinfektion, so dass er nur mit Mikro-Verstärkung antreten konnte. Dies freilich sorgte für einen Verfremdungseffekt, der zum sprachlich prononcierten (Anti-)Konversationsstück passt, in dem politische wie „private“ Sphäre in Elementarteilchen zerlegt werden.

Der Brite Martin Crimp hat „Cruel and Tender“ nach Vorbild geformt: Sophokles‘ Drama „Die Frauen von Trachis“ dient als Folie. Deianira wartet dort auf die Heimkehr des ! kriegerischen Herakles. Bei Crimp wartet Amelia (Kerry Fox, bekannt aus Patrice Chéreaus Film „Intimacy“) auf ihren … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Theater | Verschlagwortet mit , , , , | Kommentare deaktiviert für Wurzeln und Früchte des Terrors – Luc Bondys Inszenierung von Martin Crimps „Cruel and Tender“ bei den Ruhrfestspielen

Triumph für die Muse des Theaters – „Das Gleichgewicht“ von Botho Strauß in Salzburg uraufgeführt

Von Bernd Berke

Salzburg. Selten dürfte ein neuerer Theatertext so sehr aufs Wort belauert worden sein. Botho Strauß, immer schon zuständig für die „neueste Stimmung im Westen“, hatte vor einigen Monaten im „Spiegel“ seinen „anschwellenden Bocksgesang“ angestimmt und dabei mit brandgefährlichen Begriffen zwischen Blut, Boden und Kampfesehre gespielt. Desto mißtrauischer lauschte man jetzt bei den Salzburger Festspielen der Uraufführung seines Stückes „Das Gleichgewicht“.

Strauß ist hier ganz auf seiner eigenen Höhe. Zwischen allerlei Phantom-Liebe und versickernden menschlichen Beziehungen entfaltet er ein weites Panorama der Verluste. Verschleiert und verspiegelt: der zauberische Bühnenraum von Karl-Ernst Herrmann. Ähnlich ätherisch wie das Doppel-Leben jener Lilly Groth (Jutta Lampe). Nach einem Jahr der Trennung auf Probe von ihrem Mann, der in Australien Ökonomie lehrte, hat … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Festivals, Theater | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Triumph für die Muse des Theaters – „Das Gleichgewicht“ von Botho Strauß in Salzburg uraufgeführt

„Das weite Land“ der Menschenseele – Luc Bondy hat Schnitzlers Drama verfilmt

Von Bernd Berke

Köln. In der Menschenseele regiert das Chaos: „So vieles und so verschiedenes hat zugleich Raum in uns. Liebe und Trug, Treue und Treulosigkeit; Anbetung für die eine und dennoch wildes Verlangen nach der anderen. (…) Die Seele (…) ist weites Land.“

Dieses wildzerklüftete Laiidschaftsbild, das man für banal, aber auch für unterschwellig ironisch halten kann, entwarf der österreichische Dramatiker Arthur Schnitzler 1910 in seiner Tragikomödie „Das weite Land“. Luc Bondy, noch Mitdirektor der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz, hat daraus einen Film gemacht, der heute in ausgewählten Kinos anläuft.

Bondy, der das Stück 1984 in Paris fürs Theater inszenierte, leuchtet nicht etwa gesellschaftliche Hintergründe (Stichwort: „Bürgerdämmerung“ am Vorabend des Ersten Weltkriegs) aus. Er konzentriert sich ganz auf … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino, Theater | Verschlagwortet mit , , , , , | Kommentare deaktiviert für „Das weite Land“ der Menschenseele – Luc Bondy hat Schnitzlers Drama verfilmt