Schwellenangst der Hörer vor dem Radio abgebaut – 25 Jahre WDR-Regionalsendung „Echo West“

Von Bernd Berke

Dortmund. Erst waren die Westfalen sauer, denn bis 1965 kamen alle NRW-Regionalsendungen nur aus Köln. Als die „Dickschädel“ dann endlich ihr „Westfalenecho“ aus Dortmund in eine damals noch bestehende Mittagslücke plazieren durften, wurden wiederum die Rheinländer neidisch. Also widmet sich die Hörfunksendung auf WDR 1 seit 1973 dem ganzen Bundesland, heißt seither „Echo West“ und wird, inklusive Vorläufer, am 29. November 25 Jahre alt. An diesem Tag soll im WDR-Landesstudio am Dortmunder Mommsenweg groß gefeiert werden – mit Uberraschungsprogramm vor geladenem Publikum. Außerdem gibt’s Eintrittskarten, „solange der Vorrat reicht“.

Die „Macher“ zogen gestern schon einmal Bilanz. Claus Werner Koch, lange verantwörtlich für „Echo West“ und heute Leiter des ganzen Landesstudios, räumte zwar ein, daß man spürbar Hörer an die leichte Welle WDR 4 verloren habe. Mit 250000 täglichen und rund einer Million gelegentlichen Nutzem habe sich „Echo West“ aber vergleichsweise gut behauptet. Maria Sand-Kubow, die nun die „Echo“-Redaktion leitet: „Wir erreichen Hörer in allen Altersgruppen, neuerdings auch zunehmend jüngere“.

Koch führt die Erfolge darauf zurück, daß man lieber m i t dem Hörer rede anstatt über ihn zu palavern. Vielfach seien die Aussagen von Betroffenen weitaus spannender als Berichte von Journalisten. So gebe es schon seit vielen Jahren in „Echo West“ einen Hörerkommentar (heute „MotzEcke“). Da habe beispielsweise die Frau eines Hoesch-Arbeiters den Kampf um Stahlarbeitsplätze eindrücklich geschildert. Ganz neu sei seinerzeit auch die Idee gewesen, mit dem Sendeteam live in kleinere Orte des Landes zu gehen: „Da hatten wir enorme Resonanz – viel mehr als in den Großstädten“. Man habe, so Koch, als Miterfinder solcher öffentlichen Sendungen auch dazu beigetragen, „den Menschen die Schwellenangst vor dem Radio zu nehmen“. Für die Zukunft steht eventuell ein Wellen-Wechsel ins Haus. In der Diskussion ist der Sprung auf WDR 2, das „Flaggschiff des Westdeutschen Rundfunks. Außerdem ist die Alternative, die fünfte Hörfunkkette (so sie denn eingerichtet werden darf) noch nicht vom Tisch.

Ein ganz besonderes Projekt will „Echo West“ im Dezember starten. Dann begibt man sich auf die Suche nach dem mehr oder minder sündigen Nachtleben in NRW – Berichte aus Strip-Lokalen und Sauna-Clubs inbegriffen. Maria Sand-Kubow: „Solche Themen kann man mit dem Mikrofon einfach sensibler behandeln als mit der Kamera.“ ‚

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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