Das Revier im Film: Hiebe statt Liebe

Von Bernd Berke

Schalker Fußballer im Dienste der NS-Propaganda: Als fröhlich schaffende Bergleute, die nur nebenher Siege auf dem grünen Rasen erringen, trumpften Szepan, Kuzorra & Co. 1942 in dem Kinofilm „Das große Spiel“ fürs Vaterland auf. 1937 hatte Veit Harlans „Herrscher“ den Durchhalte-Weg gewiesen: Der Unternehmer des Ruhrgebiets wurde hier als Führer heroisiert, dem man nur zu folgen brauchte.

Rund zwanzig Filmausschnitte hat Holger Majchrzak zu einer halbstündigen Relvier-Collage zusammengefügt. Trotz der immensen Kürze zeigt „Zocker, Zaster, Zoff“ (West 3; 20.00 Uhr) aufschlußreich, wofür „das Ruhrgebiet im Spielfilm“ (Untertitel) im Lauf der Zeit hergehalten hat. Majchrzak nach seiner Odyssee durch Filmarchive: „In Revierfilmen wird seit jeher weit häufiger geprügelt als geliebt“. Kriminelle aller Kaliber tummeln sich da an der Ruhr – bis hin zu den Ganoven bei „Schimi“ Götz George. Sogar der historische Massenmörder Haarmann, eigentlich in Hannover aktiv, wurde für „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ nach Gelsenkirchen verpflanzt. „Normale Leute“ kommen da oft nur im Unterhemd und mit Bierflasche vor. Und die Gegend sieht natürlich verwahrlost und öde aus. Ein früher „Öko-Film“, „Der Platz an der Halde“, greift bereits 1953 das Thema im Stil des italienischen Neorealismus auf.

Daß so häufig Klischees vorkommen, sieht Majchrzak gelassen: „Dahinter steht meist durchaus Sympathie fürs Revier“. Außerdem: Häufiger als bei anderen Regionen würden in Revier-Filmen Widerstandskraft, Solidarität und politisches Bewußtsein der Bewohner betont.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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