Markenzeichen Thomas Gottschalk

„Ich stelle mich: Thomas Gottschalk“ (WDF, 20.15 Uhr)

Nicht „Ich stelle mich“ hätte diese erste Ausgabe nach der Sommerpause heißen sollen, sondern „Ich stelle mich d a r!“ Ja, dieser Thomas Gottschalk war wirklich zu kregel, zu gewieft und routiniert für Claus Hinrich Casdorff! Letzterer stellte, wenn er denn mal in seiner Sendung zu Wort kam, sauertöpfisch-moralisierende Fragen, die Tausendsassa Gottschalk jeweils schnell mit ein paar lockeren Sprüchen wegwischen konnte. Das „Streit“-Gespräch mit dem Kölner Generalvikar geriet dann vollends zur Farce. Es endete in gegenseitigem Schulterklopfen und Lobhudelei. Gottschalk ist in der Lage, seine wenigen Ansichten so harmlos vorzubringen, daß ihm keiner so richtig böse sein kann.

Immerhin wissen wir nun, daß der jungenhafte Liebling der Nation (tatsächliches Alter: 35 Jahre) einen erklecklichen Frank-Elstner-Komplex demonstrativ vor sich herträgt, daß er nicht als oberflächlich gelten mag (es aber doch sein muß – die Einschaltquoten-Philosophie, der er selbst huldigt, will es halt so) und einen Regierungs-Mix mit Helmut Schmidt, Gerhard Stoltenberg und Otto Schily für wünschbar hält.

Einerseits bekannte sich Gottschalk mit Freuden zu seinem Unterhaltungstalent. Andererseits wollte er dieses Bild zurechtrücken, wollte er mit Macht zeigen, daß er auch ein nachdenklicher Mensch ist. Es zeigte sich schnell, daß ihm ausnahmslos jedes Thema zur flockigen Selbstdarstellung gerinnt. Er ist ein Markenzeichen seiner selbst geworden –  und davon kommt er so bald nicht los.

Bernd Berke

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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