Bonn zeigt „Superstars“ der US-Kunstszene

Von Bernd Berke

Bonn. Düsseldorf hatte vor kurzem das Ausstellungsmotto „New York Now“ (Jetzt New York!) ausgegeben, nun schickt Bonn einen Ausruf hinterher: „Back to the USA“ (Zurück zu den USA!), heißt die üppige Präsentation US-amerikanischer Kunst der 70er und 80er Jahre, die seit gestem zu besichtigen ist.

Etwa 120 Arbeiten aus der ersten, seit ihrer Kindheit vom Medium Fernsehen geprägten US-Generation (was sich in vielen Bildern niederschlägt) sollen die in Europa entstandene Informationslücke über Kunst aus den „Staaten“ füllen. Die Exponate, auf unserem Kontinent bisher nur in Luzern gezeigt, stammen überwiegend aus US-Privatsammlungen. Prof. Klaus Honnef, einer der Ausstellungs-Macher, meint gar, nach dem Boom der 60er Jahre sei US-Kunst hierzulande „regelrecht bekämpft“ und zugunsten der einheimischen „Neuen Wilden“ verdrängt worden. Honnef: „Diese Ausstellung soll das Vorurteil widerlegen, daß die Entwicklung in den USA stehengeblieben sei.“

Unter solchen Vorzeichen sind sie denn versammelt, die Helden der Kunstszene New Yorks und anderer Städte – „Superstars“, die bereits wie Klassiker gehandelt werden: Nicholas Africano mit vordergründig trivialen, gleichwohl hintersinnigen Reliefs aus dem Alltagsleben; Richard Bosman mit Szenen, die von Kriminalfilmen inspiriert zu sein scheinen; Joyce Kozloff und andere mit Beispielen von „Pattern and Decoration“, einer bis vor kurzem noch verpönten Kunstrichtung, die stark auf dekorative Wirkung und Ornamente setzt; Robert Longo mit seiner Weiterentwicklung des Fotorealismus; Judy Pfaff mit expressiv-farbigenRauminstallationen, Kenny Scharf mit bissig-zynischen Comic-Adaptionen, dazu Graffiti-Kunst usw.

Gesamteindruck: Es herrscht keine bestimmte Richtung vor, historische Stilformen (einschließlich Pop-Art) werden ebenso ausgeschlachtet wie Medien- und Konsum-Mythen unserer Zeit. Der kleinste gemeinsame Nenner ließe sich auf ähnliche Formeln (herunter)-bringen wie jetzige Kunst made in Europa: Es wird wieder (oder: immer noch) gemalt, und zwar heftig, expressiv – und man schreckt (in den USA selbstredend noch weniger) vor Formen des Kitsches nicht zurück.

„Back to the USA“. Rheinisches Landesmuseum, Bonn, Colmantstraße 14-16, bis 15. Januar 1984. Katalog 32 DM.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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