Ted Haggard war mir bis vor kurzem noch unbekannt. Einige US-Amerikaner würden sich wahrscheinlich wünschen, dass es bei Ihnen ebenso wäre. Ted Haggard war der Vorsitzende der Nationalen Vereinigung der Evangelikalen und Sprecher von gut 30 Millionen Christen. Und wie ich aus einem Artikel in der „Zeit“ lernte, führte er einen Feldzug gegen Homosexualität – bis ihn 2006 ein Callboy als schwul outete.
Das Schauspiel Dortmund zeigt zur Zeit die „Ted Haggard Monologe“ von Michael Yates Crowley: Ein beeindruckendes Solo von Ekkehard Freye, der bereits die deutschsprachige Erstaufführung am Schlosstheater Moers gespielt und sie nun als neues Ensemblemitglied von Schauspieldirektor Kay Voges sozusagen mit nach Dortmund gebracht hat.
Das Stück zeigt vor allem, wie viel Haggard in den Menschen seiner Umgebung steckt, wie sehr sie damit kämpfen, sich rigiden Dogmen und Moralvorstellungen zu unterwerfen und dabei allzu oft unterdrücken, was es heißt, Mensch zu sein.
Nach diesem Stück waren wir neugierig, ganz banal, wie dieser Ted Haggard wohl aussehen mag – und fanden Fotos von einem blonden, glatt gut aussehenden, weißzahnigen, strahlend lächelnden Werbemann.
Noch erschreckender war allerdings zu lesen, dass Ted Haggard Homosexualität noch immer für eine Sünde halten und angeblich eine „Ex-Gay-Therapie“ gemacht haben soll. Allein die Tatsache, dass es so etwas gibt…
Infos des Dortmunder Theaters: www.theaterdo.de
(Hier noch der Link zu meiner Rezension des Stückes für die Westfälische Rundschau).
Naja – „Ex-Gay-Therapie“ klingt ja eher so, als sei er inzwischen ein Ex-Gay und wolle sich deshalb (zurück)therapieren lassen …