Die Kraft der Hoffnung – Aharon Appelfelds Roman „Ein Mädchen nicht von dieser Welt“

appelImmer wieder hat der große israelische Autor Aharon Appelfeld vom Holocaust erzählt und davon, wie er es schaffte, dem Wahnsinn zu entkommen.

Als Kind musste er sich in den ukrainischen Wäldern verstecken, um den Nazi-Schergen und der Vernichtungsmaschinerie zu entkommen. Jetzt kehrt der 1932 in Czernowitz geborene Appelfeld noch einmal an den Ort des Grauens zurück und erzählt, mit den Augen eines ebenso weisen wie greisen Kindes, wie es zwei Jungen und einem Mädchen gelingt, dem Tod zu entrinnen, indem sie sich im Wald verbergen, sich gegenseitig beschützen und den Glauben an das Leben und die Liebe nicht verlieren.

„Ein Mädchen nicht von dieser Welt“ liest sich wie ein Märchen über die Kraft der Hoffnung und den Zauber der Natur. Alles, was den Kindern im Wald widerfährt, ist real, doch nichts ist wirklich. Alles scheint ein böser Traum, aus dem man nur aufwachen kann, wenn man Vertrauen hat, mutig ist und Freundschaften pflegt.

Adam und Thomas werden, als die Nazis das Ghetto auflösen und die Menschen in die Vernichtungslager abtransportieren, von ihren Müttern in den Wald gebracht. Ganz auf sich allein gestellt, müssen sie lernen zu überleben. Sie bauen sich ein Nest, essen die Früchte des Waldes und versorgen Verletzte, die auf der Flucht sind und durch den Wald huschen. Sie sind noch Kinder, doch sie denken und handeln, wie es Erwachsene tun sollten: vernünftig und voller Mitgefühl und Menschlichkeit.

Auf einer Lichtung lernen sie Mina kennen. Das jüdische Mädchen wird von einem Bauern versteckt, der sie jedoch schlägt und hungern lässt. Trotzdem bringt sie den Jungen immer wieder ein paar Essensreste und hilft, wo sie nur kann. Eines Tages finden die Jungen das vom Bauern schwer misshandelte Mädchen mehr tot als lebendig und bringen es in ihr Versteck.

Der Winter kommt und der Tod ist nah. Da hofft man als Leser nur noch, dass all das, was Appelfeld ohne jeden Schnörkel und ohne jedes Psychologisieren in einer glasklaren und doch märchenhaft schönen Sprache erzählt, ein halbwegs gutes Endes nimmt.

Aharon Appelfeld: „Ein Mädchen nicht von dieser Welt.“ Roman. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Rowohlt Berlin, 128 S., 18 Euro.

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