In dieser neuen Reihe weihen wir euch in mehr oder weniger geheimnisvolle Hinter- und Abgründe, um nicht zu sagen Verstiegenheiten des journalistischen Gewerbes ein. Natürlich unernst und halbseiden wie immer.
Wir beginnen mit der Kultur, speziell mit jenen lieb- und gnadenlos schlecht geschriebenen, hilflos formulierten Rezensionen, die ihr alle kennt. Ja, es gibt diesen Pfusch zuhauf, wie es in jedem Metier schlechtes Handwerk gibt, zuweilen selbst in den Qualitätszeitungen.
Solche Texte sind mit Klischees und unfreiwillig komisch verkorksten Sprachbildern gespickt, sie sind von wenig Fachkenntnis getrübt, ohne die Spur eines geistigen Mehrwerts, in jedem erdenklichen Sinne zweifelhaft und „unterkomplex“, wie man so unschön sagt. Wenn man bei Trost ist, erlischt spätestens nach zwei Absätzen die Lust zum Lesen.
Macht aber alles nichts. Sofern sie sich lobend über ihre Gegenstände äußern, sind derlei Besprechungen (nicht nur im Lokalteil, nicht nur in der Regionalpresse) höchst willkommen. Kulturschaffende aller Sparten scheren sich – zumindest öffentlich – nicht um die Qualität des Geschriebenen, wenn es ihren Schöpfungen nur huldigt.
Das Phänomen hat also nichts, aber auch gar nichts mit dem Niveau des Dargebotenen oder Geschriebenen zu tun, sondern just mit der menschlichen Eitelkeit. Wer sich geschmeichelt fühlt, sieht über manches Detail hinweg, nimmt es vielleicht gar nicht mehr wahr. Gar zu gern werden solche lobhudelnden Machwerke dann der Mitwelt als „Schöne Artikel“ anempfohlen und im Netz wie von Sinnen verlinkt und geliked. Es ist zum Piepen. (Wobei die Eitelkeit der Journalisten ein Thema für sich wäre).
So souverän, auch mal einen brillant geschriebenen „Verriss“ über ihre eigenen Hervorbringungen zu goutieren, sind indes die wenigsten Kreativen. Krasser noch: Ich möchte nicht wissen, wie viele Theatermacher einen gefürchteten Kritiker wie etwa Gerhard Stadelmaier (FAZ) haben umbringen wollen. Jedenfalls in der Phantasie.
P.S.: Ob diese Reihe fortgesetzt werde, fragt ihr? Weiß ich doch nicht.