Neu im Kino: „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“

Bei The Guard – Ein Ire sieht schwarz, der morgen (22. September) offiziell in den deutschen Kinos startet, handelt es sich um einen irischen Kriminalfilm mit einer großen Portion schwarzen Humors.
Der bereits auf der Berlinale 2011 im Frühjahr gefeierte Film spielt im Westen Irlands und Brendan Gleeson spielt die Hauptrolle – den irischen Sergeant Gerry Boyle, der im Laufe des Films mehr oder weniger freiwillig mit eher ungeliebten Kollegen (aus Dublin und sogar den USA) arbeiten muss, um einen großen geplanten Drogenschmuggel zu verhindern.
Neben den beiden Hauptdarstellern gibt es noch einen weiteren Meta-Hauptdarsteller – die irische Insel bzw. deren Westen. Es gibt zahlreiche Landschaftsbilder, die die Schönheit und Schroffheit des westlichen Irlands einfangen. Wahrscheinlich werben deswegen auch irische Reiseunternehmen im Kontext des Filmes. Aber zurück zum Film:

 

Beschreibung

In den ersten zehn Minuten verschwindet eigentlich jede – falls überhaupt vorhanden – Grundsympathie für Seargent Boyle, denn dieser hält sich als Polizist nicht immer an alle Regeln – sowohl der Polizeiarbeit als auch des Anstands. Der neue Kollege aus Dublin kommt gerade rechtzeitig um einen – hier doch eher seltenen – Mordfall gemeinsam mit dem Sergeant zu aufzuklären. Doch muss dieser heftig schlucken, als der Sergeant ganz entgeistert reagiert, als er erfährt, dass sein neuer Kollege nicht das Haus, in dem die Leiche liegt, nach Wertgegenständen und Bargeld für die eigene Tasche abgesucht hat.

Doch hinter der extrem rauen Schale Boyles verbirgt sich ein guter Kern, was auch der amerikanische FBI-Ermittler Wendel Everett (Don Cheadle) feststellen muss, obwohl deren erste Begegnung eher unschön verläuft, als Boyle vor versammelter Mannschaft mitteilt, dass er sich über die Fotos der vier Verdächtigen wundert. Schließlich wären das alles Weiße und man wisse doch, dass nur Farbige – und noch Mexikaner! – Drogenschmuggel betreiben. Eine Auskunft, die der farbige FBI-Ermittler nicht wirklich gerne hört.

Doch die beiden müssen sich zusammenraufen, nachdem Boyle quasi kurz vor seinem eigenen Rausschmiss aus der Besprechung erwähnt, dass man nur noch nach drei Verdächtigen suchen müsse, da der vierte Verdächtige die kürzlich entdeckte Leiche sei. Daher müssen die beiden zusammenarbeiten, was natürlich nicht wirklich einfach ist, da der Ire natürlich weiterhin seine Vorurteile pflegt.

Aber Boyle ist doch nicht der Kotzbrocken, den er gerade am Anfang fast schon liebevoll darstellt, wie sich im weiteren Verlauf des Filmes zeigt. Auch wenn er die eine oder andere menschliche Schwäche hat, was grandios gezeigt wird, kümmert er sich beispielsweise liebevoll um seine todkranke Mutter, deren letzter Weg aus diesem Leben sich schon deutlich abzeichnet.

Bewertung

Zum großen Teil lebt der Film vom Wortwitz zwischen den beiden Hauptdarstellern, die sich deutlich unfreiwillig zusammenraufen müssen. Der irische Sergeant hat von „political correctness“ noch nie was gehört, respektiert seinen neuen amerikanischen Partner dennoch aufgrund dessen vergangener Leistungen, die er via Google herausfand.

Das Ganze ist natürlich an sich nur das „Beiwerk“ zur eigentlichen Geschichte, denn noch geht es um die Verhinderung eines milliardenschweren (!) Drogenschmuggels.
Dass Sergeant Boyle bei der Ermittlung auch noch auf eher ungewohnte Verbündete setzen kann ist eine der vielen Überraschungen in dem Film und sehr interessant dargestellt. Aber wenn es um Drogenschmuggel geht, versteht halt auch die IRA keinen Spaß.

Sowohl Sergeant Boyle als auch der FBI-Ermittler Everett werden sehr gut gespielt und die beiden Schauspieler hauchen ihnen glaubhaft Leben ein. Sie wirken – nun gut, bis auf einige der äußerst schlechten Eigenschaften des Sergeanten – stets glaubhaft und nicht überzeichnet, was den Film genau so auszeichnet, wie auch die Charakterisierung der Drogenschmuggler. Denn auch diese kommen im Film immer wieder vor und der Gentleman, der Philosoph und der Psychopath (oder war es ein Soziopath?) werden sehr gut dargestellt und agieren nicht als 08/15-Bösewichte, deren Doofheit drei km gegen den Wind zu riechen ist. Die skrupellosen Drei wirken auch nicht als unrealistisch, wenn sie beispielsweise die Schlechtigkeit der Gesellschaft kritisieren und sich selber damit indirekt einen Spiegel vor Augen führen (es aber nicht wirklich merken).

Insgesamt gesehen weiß „The Guard“ sehr deutlich zu gefalllen. Wer sich für kriminalistisch Stoffe interessiert, dabei auch rabenschwarzem Humor und einen gehörigen Schuss „political incorrectness“ mag, wird definitiv auf seine Kosten kommen.

 

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