In der Dauer liegt die Kraft – Dortmunds neuer Konzerthaus-Chef Benedikt Stampa ab heute im Amt

Von Bernd Berke

Dortmund. Heute ist sein offizieller Dienstantritt: Benedikt Stampa (39) bestimmt ab sofort die Geschicke des Dortmunder Konzerthauses. Und er stellt sich auf eine langfristige Arbeit in Westfalen ein: „Ich bin kein Job-Hopper“, versicherte er gestern.

In Hamburg, wo er bislang Chef der altehrwürdigen Laeisz-Musikhalle gewesen ist, habe er ein gewachsenes, stabiles Musikleben vorgefunden.Das im Herbst 2002 eröffnete Dortmunder Konzerthaus sei hingegen noch relativ jung, spiele aber national schon in der ersten Liga mit. Die Akustik sei jedenfalls besser als in Hamburg.

Benedikt Stampa, der vorerst einen Fünfjahresvertrag hat und seit zwei Monaten in der Dortmunder Gartenstadt („sehr urban“) wohnt: „Hier ist das Konzertpublikum so neugierig und aufgeschlossen, wie ich es noch nirgendwo sonst erlebt habe.“ Überhaupt befinde sich „diese vitalisierte Stadt“ spürbar im Aufbruch zu neuen Ufern.

Stampa, der sich „mit Geduld und Visionen“ für seine neue Aufgabe rüstet, möchte ein beständiges, musikfreundliches Milieu rund um das Konzerthaus schaffen. Mögliches Motto: In der Dauer liegt die Kraft. Zudem will der neue Intendant besonders mittelständische Unternehmen aus der Region als Sponsoren gewinnen. „So kann man die Einrichtung am besten in der Stadt verankern.“

Jetzt in die Szene der Stadt eintauchen

Das Konzerthaus-Programm der laufenden Saison hat noch der Interims-Intendant Albrecht Döderlein geplant. Stampa gefällt’s: „Um den Auftritt von Anna Netrebko beneiden uns viele.“

Was er selbst anders und womöglich besser machen will? „Abwarten! Es ist noch zu früh, um darüber zu reden.“ Immerhin lässt er durchblicken, dass es bei ihm keine „Residenz-Künstler“ mehr geben wird, die (nur) für je eine Saison ans Haus gebunden werden. Er strebt größere Kontinuität an und dürfte dabei auch experimentelle Neue Musik einbeziehen.

Dortmunds Kulturdezernent Jörg Stüdemann betonte, es gebe von der Stadt keine „Quoten-Vorgabe“ in Sachen Platzauslastung. Doch das erhöhte Jahresbudget (4,9 Millionen Euro inklusive Zinslasten – Stampa dankbar: „Ein Luxus“) müsse eingehalten werden. Fast 600.000 Euro kommen übrigens von Sponsoren.

Ganz ohne Fußball geht die Chose nicht

In die Dortmunder Kulturszene, die er noch nicht so genau kennt, will Benedikt Stampa jetzt „eintauchen“. Am Samstag steht ein Besuch der „Räuber“-Premiere im Schauspielhaus an. Dass es in der Stadt ein reges Jazzleben gibt, ist ihm schon aufgefallen. Vielleicht auch ein Ansatzpunkt für künftige Konzerthaus-Veranstaltungen?

Angst vor dem Wettbewerb mit anderen Konzertstätten hat Stampa nicht. Selbst wenn in Bochum und Münster neue Häuser entstehen sollten, gilt die Losung: „Konkurrenz wirkt belebend.“

Dem sportlichen Wesenskern der Stadt zollt auch der (in Emsdetten aufgewachsene) neue Konzerthaus-Chef Tribut. Stampa ekannt sich als Anhänger von Borussia Dortmund und war (beim 2:1Sieg gegen Köln) auch schon im Westfalenstadion.

Dezernent Stüdemann überreichte Stampa denn auch zum Einstand zwei schwarzgelbe BVB-Trikots mit der Nummer 1 – für den 2,03 Meter großen Intendanten (Stampa: „Ungefähr wie Jan Koller“) und für seinen vierjährigen Sohn. Mal schauen, wie druckvoll Stampa jetzt seine Chancen nutzt.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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