Monatsarchive: April 1997

Was die Walnuß der Eiche erzählt – Botho Strauß und sein Tagebuch „Die Fehler des Kopisten“

Von Bernd Berke

Botho Strauß ist beileibe nicht der erste Autor des Jahrhunderts, der aus der Stadt flüchtet. um innere Einkehr auf dem Lande zu finden. Aber er ist derzeit der Bekannteste. Ihn zog’s aus dem brodelnden Berlin in die Weiten der ostdeutschen Uckermark, eine Gegend „unter dem ärmsten Himmelsstrich“. Dort hat er sich und seinem Sohn Diu ein Haus bauen lassen, dort schrieb er sein neues Buch „Die Fehler des Kopisten“. Ist es das Dokument einer Flucht aus Zeit und Welt?

Also schreibt Strauß, auf einsamer Warte der Natur ansichtig: „Und die Eiche sagt, was das Rauschen der Walnuß ihr eingab.“ Oder auch: „Die Goldammern rasten in der Eiche. Ihr einfältiger Staccatoruf: Wie wie wie / hab ich dich … Weiterlesen

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Fünf Minuten nach dem Abendmahl ist alles ganz anders – Cappenberg zeigt Kunst aus dem Atelier von Tiepolo

Von Bernd Berke

Selm-Cappenberg. Man muß nur den richtigen Zeitpunkt erwischen. Beispielsweise das biblische Abendmahl einmal nicht in vollem Gange zeigen, wenn Jesus und seine Jünger noch bei Tische versammelt sind, sondern – die Situation fünf Minuten danach. Da ist Bewegung in die sonst so gravitätische Szenerie geraten. Man sieht gerade noch, wie einer aus dem Räume eilt, die Tafel wird derweil bereits abgeräumt und gesäubert.

Domenico Tiepolo hatte diese skurrile Idee anno 1743, als derlei Bilder Leuten von strenger Denkungsart noch als lästerlich gelten konnten. Jener Domenico war einer der begabten Söhne des ungleich berühmteren Spätbarock-Meisters Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770). Dem Venezianer und seinem straff organisierten Atelier, in dem Söhne und sonstige Schüler je nach Auftragslage eingesetzt wurden, ist … Weiterlesen

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Auf der Klippe zum Tod – Die Irland-Bilderzyklen von K. H. Hödicke in der Kunsthalle Wuppertal-Barmen

Von Bernd Berke

Wuppertal. Grenz-Erfahrungen haben den Maler K. H. Hödicke von jeher inspiriert. Als Berlin noch in zwei Hälften zerfallen war, hatte der renommierte Anreger der „Neuen Wilden“ ein Atelier in einer Stadtwüstenei direkt an der Mauer, so daß er in den Ostteil blicken konnte. Seit 1981 verbringt er jeden Sommer im geteilten Irland. Dort sind jene Bilderzyklen entstanden, die jetzt das Wuppertaler Von der Heydt-Museum präsentiert.

Was gibt es in der einsamen zerklüfteten Gegend von Connemara im Nordwesten der Insel zu sehen? Nun, der Motivkanon ist auf eine Weise begrenzt, die das innere Erleben bereichert. Gerade in der faszinierenden Kargheit kann sich der Künstler, nicht abgelenkt durch grelle Vielfalt, um so intensiver mit den Nuancen des Sichtbaren und … Weiterlesen

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Neugierige Leute in fremden Badezimmern – Max Goldts erzkomische Kolumnen unter dem Buchtitel „Ä“

Von Bernd Berke

Mit eminent komischen Kolumnen im Satireblatt „Titanic“ ergötzt Max Goldt allmonatlich jene Leute, die er gern liebevoll als „Lesefröschchen“ anredet. Das Buch mit dem ergreifenden Titel „Ä“ versammelt Goldts neuere Beiträge.

Mit dem inflationär verwendeten Begriff „Kult“ sollte man vorsichtig sein. Aber Max Goldt wird es sich gefallen lassen müssen, daß man seiner Schreibe dieses Etikett aufpappt. Für solche blitzenden Nebenbei-Beobachtungen, die Goldt hundertfach zufallen, muß man eben wahre Muße und wachen Geist besitzen: daß im deutschen Fernsehen für alles geworben wird, aber nimmer für Salz; daß kein Mensch mal die Courage hat, die übliche Dekorations-Ananas am Frühstücksbüffet im Hotel aufzufuttern; daß ökologisch behauchte Schickis gern zum Edel-Bio-Türken gehen und sich dort mit „Grüß dich, Mehmet“ anbiedern.… Weiterlesen

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Wo man trinkt, da läßt sich’s dichten: „Wasser genügt nicht“ – Gasthausgedichte von Johannes Kühn

Von Bernd Berke

Seltsam, daß ein Ort, an dem so viel Freizeit hingebracht wird, nicht mehr poetische Texte hervorruft. Die Kneipe ist hierzulande nahezu dichtungsfreies Gelände.

Wo ist sie geblieben, die Tradition sinnenfroher Trinklieder? Ein Ire würde über derlei verbale Abstinenz nur den Kopf schütteln. Doch jetzt scheint endlich Abhilfe zu nahen: „Wasser genügt nicht“ nennt Johannes Kühn seinen Band mit Gasthausgedichten.

Kühn ist Stammgast in einem saarländischen Dorfausschank. Vom Ecktisch aus, den Stoß Papier vor sich, beobachtet der Lyriker das tägliche Treiben in diesem sozialen Biotop. Sein Gedichtband beginnt mit litaneihaften Einladungen des Wirtes, doch bitteschön an Tisch oder Tresen Platz zu nehmen. Ein therapeutisches Angebot mit pekuniären Triebkräften, denn verdienen will er auch, der gute Mann. Den Durst … Weiterlesen

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Marilyn Monroe und die Liaison mit dem Unglück – Neuer Deutungsversuch über ihre Ehe mit Arthur Miller

Von Bernd Berke

Es gibt diese exorbitanten Beziehungen, in denen Gefühlslagen ihrer Zeit in Liebesdingen zum Ausdruck kommen und dann von vielen, vielen Menschen nachgeträumt werden. Auch dann, wenn es eigentlich Alpträume sind. Else Lasker-Schüler und Gottfried Benn, Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, John Lennon und Yoko Ono hatten solch beispielhafte Verhältnisse – oder auch Marilyn Monroe und Arthur Miller.

Aus exemplarischen Verbindungen zwischen berühmten Männern und Frauen bestreitet Rowohlt Berlin eine ganze Buchreihe. Jetzt ist Christa Maerkers Band zur Liaison Monroe/Miller erschienen.

Schon die Zeitgenossen, allen voran die Presse, sehen in der Verbindung zwischen dem Hollywood-Star und dem Dramatiker („Tod eines Handlungsreisenden“, „Hexenjagd“) eine geradezu mythische Qualität und bringen es auf die gemeine Formel: „Kopf heiratet Körper“. Die … Weiterlesen

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