Schlagwort-Archive: Nicolas Born

Ein Versuch über Nicolas Borns Gedicht „ES IST SONNTAG“ – Wenn plötzlich alles in einem anderen Licht erscheint

Nicolas Born mit Tochter Katharina. (Foto: Dr. Irmgard Born)

Nicolas Born mit Tochter Katharina (Foto: Irmgard Born)

 

ES IST SONNTAG

die Mädchen kräuseln sich und Wolken

ziehen durch die Wohnungen –

wir sitzen auf hohen Balkonen.

Heute lohnt es sich

nicht einzuschlafen

das Licht geht langsam über in etwas

Bläuliches

das sich still auf die Köpfe legt

hier und da fällt einer

zusehends ab

die anderen nehmen sich

zusammen.

Diese Dunkelheit mitten im Grünen

dieses Tun und Stillsitzen

dieses alles ist

der Beweis für etwas anderes

(Aus: Nicolas Born: Gedichte. Hg. von Katharina Born © Wallstein Verlag, Göttingen 2004, S. 133)

_________________________________________________________

Haben Sie Borns Gedicht mehrmals lesen können? Schön, dann lohnt es sich wirklich, dass wir darüber reden. Übrigens, haben Sie auch etwas Zeit mitgebracht? Tatsächlich? Danke. … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Literatur | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

Die „Utopie des Alltäglichen“ – Duisburger Tagung erinnerte eindringlich an den Schriftsteller Nicolas Born

Die Bewahrung des Born’schen Werkes für zeitgenössische Leser war am 5. und 6. April das Anliegen einer facettenreichen Tagung unter dem Titel „Die ‚Utopie des Alltäglichen‘ – Nachdenken über Nicolas Born“.

Titelseite der verdienstvollen Ausgabe von Nicolas Borns gesammelten Gedichten im Göttinger Wallstein-Verlag. {© Wallstein)

Titelseite der gesammelten Gedichte Nicolas Borns, von seiner Tochter Katharina Born im Göttinger Wallstein-Verlag herausgegeben. (© Wallstein)

Im Rahmen der Duisburger „Akzente“ führten Dr. Jan-Pieter Barbian (Stadtbibliothek Duisburg) und Prof. a.D. Dr. Erhard Schütz (Berlin) anderthalb Tage souverän durch ein anspruchsvolles Programm mit neun Vorträgen und leider viel zu wenig Zeit für Diskussionen. Auch Borns Tochter, die aus Paris angereiste Katharina Born, und seine Witwe, Irmgard Born, ließen in ihren Beiträgen Leben und Werk des 1937 in Duisburg geborenen Autors äußerst lebendig werden.

„Das Unvorstellbare kann von unterdrückten Phantasien … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Literatur, Region Ruhr | Verschlagwortet mit , , , , , | Ein Kommentar

Gesang macht glücklich: Umjubeltes Konzert mit Diana Damrau und Arien von Meyerbeer in der Philharmonie Essen

Diana Damrau sang in der Philharmonie Essen ein umjubeltes Konzert. Foto: Simon Fowler

Diana Damrau gab in der Philharmonie Essen ein umjubeltes Konzert. Foto: Simon Fowler

Es gab ein bisschen Hin und Her vor dem Konzert mit Diana Damrau in der Essener Philharmonie. Zuerst verkündete ein Einleger im Programm, dass Bassbariton Nicolas Testé krank sei und listete eine geänderte Folge von Arien, Ouvertüren und Intermezzi auf. Dann trat Intendant Hein Mulders vor die vollen Reihen des Saals und teilte mit, Testé habe sich trotz Erkrankung entschlossen, einen Teil der vorgesehenen Opern-Ausschnitte zu singen. Letztendlich war alles gut: Dem Ehemann von Diana Damrau war die Indisposition kaum anzumerken; sie selbst riss mit flammendem Temperament alle Herzen an sich. Und der Jubel über zwei Stunden vollendete Gesangskunst war riesengroß.

Schönheit des Klangs als Mittel zum … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Musik & Konzert, Oper & Ballett | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

„Diese gebrochene Landschaft“ – Günter Grass 2010 in der Kulturhauptstadt Ruhrgebiet

Grass im Landschaftspark

Grass im Landschaftspark

„Mehr Licht – Die europäische Aufklärung weiter gedacht“ hieß das große Kulturhauptstadt-Projekt, das das Literaturbüro Ruhr 2010 auf die Bühnen des Reviers brachte. Neben anderen Themen handelte dieses Projekt auch von „Sprachkritik als Praxis kritischen Denkens“ und von der „Verantwortung des Intellektuellen“.

Als Gast im Theater Bochum und im Landschaftspark Meiderich las Günter Grass dazu aus seinem Buch „Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache“. Entgegen allen Gerüchten, Grass sei ein grantiger, spröder, alles dominieren wollender eitler Großschriftsteller, traf ich auf einen freundlichen, offenen, warmherzigen Gesprächspartner, der sehr gut zuhören konnte.

Aufklärung und Sprache Günter Grass hat sich zeitlebens beharrlich mit der Dialektik und dem Elend der Aufklärung auseinandergesetzt – und er sah trotz aller Fehlentwicklungen … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Geschichte, Gesellschaft, Literatur, Region Ruhr, Sprache | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

Ernst Meister: An den Grenzen des Daseins

Aus der Münsteraner Ausstellung (siehe Hinweis am Ende des Beitrags): Ernst Meister, Selbstporträt o. J., Pastell ung Kohle auf Papier (Foto: LWL)

Aus der Münsteraner Ausstellung (siehe Hinweis am Ende des Beitrags): Ernst Meister, Selbstporträt o. J., Pastell ung Kohle auf Papier (Foto: LWL)

„Abend erscheint. Rauchig ist die Stadt meiner Mutter, rauchig die Stadt meines Vaters von den Eisenöfen.“

Was haben wir da? Ruhrgebietsliteratur der bodenständigen, realistischen Art? Eigentlich ganz und gar nicht, obwohl sich die Verse auf Hagen beziehen. Es handelt sich um den Anfang eines Gedichts von Ernst Meister (1911-1979), der dieser Stadt sein Lebtag treu geblieben ist – wie der Maler Emil Schumacher. Da könnte man fragen: Was hatte Hagen, was andere Ruhrgebiets-Kommunen nicht hatten? Aus all den weiteren Revierstädten haben sich die Größen doch zeitig verabschiedet.

So fassbar konkret wie im anfänglichen Zitat klingt es im gesamten … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Literatur, Region Ruhr, Sprache | Verschlagwortet mit , , , | Kommentare deaktiviert für Ernst Meister: An den Grenzen des Daseins