Filmteam „belagert“ alte Burg in Lüdinghausen

Von Bernd Berke

Lüdinghausen. So eine Aufregung hat das Städtchen Liidinghausen schon lange nicht mehr erlebt. 1958 wurde dort das letzte nennenswerte Kinofilm-Team gesichtet – jetzt, volle 27 Jahre später, hat sich gleich ein ganzer Schwärm von Prominenz auf der Burg Vischering eingefunden, um dort die entscheidenden Szerien für Hans Christoph Blumenbergs neuen Streifen „Der Sommer des Samurai“ abzudrehen.

Dabei: Conny Froboess, erstmals seit den 50er Jahren („Conny und Peter machen Musik“) wieder mit Peter Kraus vor der Kamera; dazu Nadja Tiller, die auch schon seit zehn Jahren an keinem Kinoprojekt mehr mitgewirkt hat, Hans Peter Hallwachs (der „Fabian“ von Wolf Gremm) und Wojciech Pszoniak (der „Robespierre“ im „Danton“-Film Andrzej Wajdas). Auch auf der Besetzungsliste: Hannelore Hoger und Volker Lechtenbrink.

Verzweifelt hatte das 40köpfige Filmteam eine Burg gesucht, in der sich der exzentrische „Krall“, eine der Negativfiguren dieses Fantasy-Films, so richtig wild-romantisch verschanzen kann. Da der Streifen in Hamburg spielt, hielt man zunächst im norddeutschen Raum nach trutzigen Gemäuern Ausschau. Vergebens. Schließlich wurde man im Westfälischen fündig. Produzent Michael Bittins: „Burg Vischering ist genau das Richtige für uns!“

Der Festungsbau aus dem 13. Jahrhundert, auch schon mal als „Westeuropas schönste Wasserrundburg“ apostrophiert, ist nun Schauplatz des Schlußkampfes in einem Film, dessen Inhalt phantastisch anmutet: In Hamburg geht ein Phantom um, das an den Orten seiner Untaten japanische Schriftzeichen hinterläßt. Star-Reporterin Christiane Land (Conny Froboess) setzt sich auf die Fährte einer Verschwörung, deren Wurzeln bis ins japanische Mittelalter zurückreichen. Hauptbösewicht: besagter Lord Krall Wojciech Pszoniak).

Die Lüdinghauser Szenen des 110-Minuten-Films spielen hauptsächlich im Rittersaal und im Innenhof. Handzettel klärten die Bevölkerung über die neuzeitliche „Belagerung“, ihrer Burg auf. Besonders ältere Jahrgänge wurden hellhörig, als sie merkten, daß hier Stars wie Nadja Tiller agierten. Nadja Tiller ist es auch, die in einer spektakulären Szene durch eine „chemische Dampfschleuse“ in die Burg kommt. Sie ist als „Expertin für Intrigen“ Krall zu Diensten.

Blumenbergs zweiter Film (nach seinen in den Kinos glücklosen „Tausend Augen“) ist mit einem Budget von 2,2 Mio. DM ausgestattet. 637000 DM stammen  aus Kultur- und Wirtschaftsförderungsmitteln der Hansestadt Hamburg, 750000 DM vom Ko-Produzenten ZDF. Im Frühjahr ’86 soll das Werk mit 30 bis 50 Kopien in die Kinos kommen, ab 1988 ins Fernsehen.

Daß Conny Froboess und Peter Kraus (diesmal als Barkeeper) nach 25 Jahren wieder einmal vereint auf der Leinwand auftauchen, war, so jedenfalls Produzent Bittins, „nie als Werbegag gedacht“. „Conny und Peter“, seit ihrer Jugendzeit auch privat befreundet, hätten im Gegenteil .Ängste gehabt“, daß der Film ins falsche Fahrwasser geraten könne. Auf die Verleihwerbung für den Film darf man somit sehr gespannt sein…

 

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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