Von Bernd Berke
Köln. Der Dollarkurs läßt, wie könnte es anders sein, auch den Kunstmarkt nicht unverschont. Gut 15 bis 20 Prozent mehr müßte der betuchte Kunstfreund anlegen, wenn er in den USA das Werk eines aktuellen bundesdeutschen Künstlers erwerben will, als wenn er dies hierzulande täte. Das Preisgefälle hat Rückwirkungen. Im Sog der hohen US-Notierungen ziehen auch die hiesigen Preise an.
Solche leichten Eintrübungen können das Bild kaum verwischen, das gestern die Spitzen des Bundesverbandes Deutscher Galerien anläßlich der Eröffnung der Kölner Kunstmesse „Art Cologne“ vom Stand ihres Gewerbes zeichneten. Die Kunstverkäufer haben, so bekennen sie freimütig, Boom-Jahre hinter sich. So vehement habe sich der Handel entwickelt, daß jetzt auch Möbelfirmen nebenbei Kunst anböten, was man seitens der Galeristen „sehr sorgfältig“ beobachte.
Nachdem die Kölner die Konkurrenz aus Düsseldorf elegant ausgebootet haben und allein verantwortlich zeichnen, ist sogar – gesundes Selbstbewußtsein – eine „Achse Köln – New York“ gesichtet worden. Erstmals seit Jahren beteiligen sich wieder Galerien aus New York am größten Markt für Kunst des 20. Jahrhunderts. Auch eine Sonderausstellung riskiert Blicke über den großen Teich: „Szene New York* glänzt mit inzwischen gut eingeführten Namen wie David Salle, Robert Longo und dem des Graffiti-Meisters aller Klassen, Keith Haring.
Eine weitere gewichtige Sonderausstellung bestreitet das Kunstmuseum Bern. 26 Arbeiten von Paul Klee stehen im Mittelpunkt, hinzu kommen weitere Klassiker der Moderne, junge Schweizer Künstler und – fast eine Sensation – Ferdinand Hodlers „Aufstieg“ und „Absturz“, die erstmals seit 1896 in der ursprünglichen Zusammenstellung zu sehen sind.
Das eigentliche Messegeschehen spielt sich rund um die Stände der 160 beteiligten Galerien aus zehn Ländern ab. Von 220 Bewerbern wurden 60 ausjuriert, von den verbliebenen kommen 115 aus der Bundesrepublik (davon 29 aus Köln, einer aus Dortmund). Der Auslandsanteil hat sich auf fast 30 Prozent erhöht.
Trends? Immer weniger Galerien setzen auf Klassische Moderne, während Gegenwartskunst (Stichwort „expressive Gegenständlichkeit“) Trumpf zu sein scheint.
„Art Cologne“, Internationaler Kunstmarkt, Köln-Deutz, Messegelände, Rheinhallen, 15. bis 21. November, täglich 11 bis 20 Uhr. Tageskarten 10 DM.