Die Kunst des Kaufens – „Art Cologne“ mit 323 Galerien aus 22 Ländern

Von Bernd Berke

Köln. Bündigen Bescheid gab die Dortmunder Galerie Utermann den Veranstaltern der Kölner Kunstmesse „Art Cologne“. Die hatten wissen wollen. was die Teilnehmer der Messe erwarten. Utermanns Antwort: „Neue Kontakte. Gute Geschäfte.“ Das dürfte im Kern für alle 323 Galerien aus 22 Ländern gelten, die diesmal dabei sind.

Utermann kann tatsächlich auf ein besonders gutes Geschäft hoffen, hat man doch eines der spektakulärsten Angebote parat, nämlich vier Jahresmappen der expressionistischen Künstlergruppe „Brücke“ (Heckel, Kirchner u. a.) aus den Jahren 1909-1912 – eine Rarität sondergleichen. So haben sich, dem Vernehmen nach, auch schon ein US-Museum und ein solventer Privatsammler dafür interessiert. Nach Möglichkeit sollen die Mappen nur komplett veräußert werden. Der Preis soll sich nahe der Ein-Millionen-Grenze bewegen. Die Blätter sollen nicht sofort an den Käufer ausgehändigt, sondern zuvor noch in Dortmund gezeigt werden.

Wahrend Utermann und die Galerie Friedrich die Dortmunder Farben vertreten, ist aus ganz Südwestfalen nur eine einzige Galerie präsent, nämlich Friebe aus Lüdenscheid. Erst 1989 gegründet, hat diese Galerie seit drei Jahren ihren Platz auf der „Art Cologne“ und spürt längst die wohltuende Werbewirkung. Denn seither hat man einen Bekanntheitsgrad erlangt, der auch schon mal Käufer aus München oder Hamburg ins Sauerland pilgern läßt. Auch Friebe lockt mit recht prominenten Künstlernamen, so etwa Reiner Ruthenbeck oder Raimund Girke. Bis zu 30000 DM pro Arbeit kann man hier ausgeben, kleinere Stücke kommen deutlich billiger.

Kritik an den Kriterien ruhiggestellt

Überhaupt lohnt ein Messebesuch auch dann, wenn man nicht mit prallem Portefeuille gesegnet ist. Die preiswertesten Stücke sind für rund 100 bis 200 DM zu haben. Dafür freilich kann man keine berühmten Namen erwarten, sondern muß auf Spürsinn setzen. Das war ja schon früher so. Hätte man etwa vor vielen, vielen Jahren ein kleineres Format des Hagener Künstlers Emil Schumacher günstig erworben, so würde man heute freudig Preise um 200 000 DM registrieren, wie sie jetzt auf der Messe verlangt werden. Immerhin: Eine Farblithographie des auch nicht ganz unbekannten E. W. Nay schlägt bei Vömel (Düsseldorf) mit „nur“ 2500 Mark zu Buche.

Der Bundesverband Deutscher Galerien e. V., Veranstalter der „ArtCologne“, hat diesmal zu einem probaten Mittel gegriffen, Kritik im Keime ruhigzustellen. Hatten sich noch im Vorjahr – unter dem anklagenden Titel „Unfair“ – einige „aus Qualitätsgründen“ abgelehnte Galeristen separat vorgestellt, so dürfen sie diesmal mitmachen.

Fast schon vergessen ist der Streit um die Teilnahme der Galerie Gabrielle Pizzi (Melbourne), die u. a. Kunst australischer Ureinwohner (Aborigenes) offeriert. Ursprünglich hatte der Galerienverband den Australiern eine Absage erteilt, weil die Aborigine-Bilder eher Folklore denn Kunst seien. Daraufhin wurde gar der Vorwurf des Rassismus laut. Nun ist Pizzi dabei, weil – so die geschickte Wendung der Veranstalter – die australische Auswahl erheblich besser sei als 1993. Bloß keinen Streit riskieren. Es könnte die Geschäfte stören.

„Art Cologne“ – 28. Internationaler Kunstmarkt. Köln-Deutz, Messegelände (Hallen 1, 2, 3 und 5. Vom 10. bis 16. November; tägl. 11-20 Uhr. Tageskarte 15 DM, Messekatalog 15 DM.

image_pdfPDF öffnen / Open PDFimage_printDrucken / Print
Visited 4 times, 1 visit(s) today

Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
Dieser Beitrag wurde unter Kunst & Museen, Wirtschaft & Geld abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.