Am schäbigen Rand des Glamours – Woody Allens Film „Broadway Danny Rose“

Von Bernd Berke

Köln. Sieben Broadway-Komiker hocken im Restaurant und überbieten einander mit Stories aus der „guten alten Show-Zeit“. Den Vogel schießt jener Spaßmacher ab, der die Story von Danny Rose zum besten gibt, die nun Revue passiert.

Danny ist Künstleragent. Er vermittelt die eigentlich Unvermittelbaren, den „einbeinigen Steptänzer“ oder den Hypnotiseur, der seine Opfer nicht mehr wachkriegt. Abgetakelte Figuren am schäbigen Rand des Broadway. Aber Danny zerreißt sich für sie, ist Manager und Beichtvater in einer Person. Wenn aber doch mal einem seiner Klienten der Sprung ins große Geschäft gelingt, nimmt der sich auch gleich einen geschniegelten Top-Agenten.

Woody Allen (Buch, Regie, Titelrolle) kehrt mit dem Schwarz-Weiß-Film „Broadway Danny Rose“ (Bundesstart 17.8.) als wuselig-melancholischer „Stadtneurotiker“ zurück. Gleichsam unter der Hand wird auch die anrührende Geschichte eines Mannes erzählt, der allseits Toleranz übt und den Schwachen beisteht. Und: Dieser Danny bleibt mit Bedacht „klein“. In der Sphäre der Spitzenstars könnte er seine Hilfsmissionen nicht mehr erfüllen.

Die Rahmenhandlung mit der steifen Komikerrunde wirkt konstruiert. Nicht immer taufrisch auch jener (aus vielen Allen-Filmen vertraute) nervöse Konversations-Salat aus Abstrusität, Anzüglichkeiten und Intellektuellen-Parodie. Diesmal ist Mia Farrow die Redepartnerin.

Aber man wird reich entschädigt. Die Verfolgungsszene beispielsweise, in der durch Schußeinwirkung ein Heliumtank leckschlägt und das ausströmende Gas die bedrohlichsten Worte piepsig klingen läßt, mag Vorbilder in der Filmgeschichte haben hier wirkt sie wie neu erfunden. Geradezu genial eine weitere Sequenz, in der ein verschmähter Liebhaber vom Balkon herunter eine Romeo-und-Julia-würdige Schmerzensszene hinlegt und „Danny“ den Gemütskranken wie bei einem „Bunten Abend“ mit täppisch-läppischen Fragen („Ah, welches Sternzeichen haben Sie?*‘) „anmoderiert“.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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