Von Bernd Berke
Münster. Westfalen und Türken haben es nicht erst miteinander zu tun, seitdem die „Gastarbeiter“ gerufen wurden. Daß es vielmehr eine lange (und schlachtenreiche) Tradition solcher Wechselbeziehungen gibt, belegt die gestern eröffnete Ausstellung „Münster, Wien und die Türken“.
Vor 300 Jahren standen Heerscharen des „Osmanischen Reichs“ (heutige Türkei) als „Bedrohung der Christenheit“ vor den Toren Wiens. So sahen es wenigstens die mitteleuropäischen Herrscher, die im Geist der Kreuzzüge zur Verteidigungsschlacht und dann zum Eroberungskrieg bliesen. Die Ausstellung in Münster erinnert – als einzige in Deutschland – an das Jahr 1683, in dem auch münstersche Bäckerjungen an der Verteidigung Wiens mitgewirkt haben sollen.
In späteren Kriegen fochten Münstersche Söldner fürs „Abendland“. Das Jahr 1916 markiert einen weiteren Einschnitt: Damals wurde in Münster eine deutsch-türkische Gesellschaft ins Leben gerufen, zur Zeit der „Waffenbruderschaft“ im 1. Weltkrieg.
Die etwa 200 Exponate stammen nur aus deutschen Privatsammlungen. Türkischen Museen ist es verboten, Leihstücke außer Landes zu geben. Doch auch so hatte Hans Galen, Leiter des Stadtmuseums, die Qual der Wahl: „Wir können nur einen Bruchteil zeigen“.
Eins der wertvollsten Stücke ist das „Große Heeresbanner“ von 1810, aus einer sogenannten „Türkenbeute“. Ein Raum ist der streng hierarchisch bestimmten osmanischen Trachtenordnung gewidmet, im Münzkabinett kann man die Historie im Spiegel der Prägekunst Revue passieren lassen. Beutestücke, Original-Porträts der handelnden Personen sowie Schrift-Dokumente runden die Schau ab.
Zu kurz kommt der Ausblick auf das heutige Verhältnis von Türken und Deutschen. Lediglich ein paar Fotos zeigen Arbeits- und Wohnsituationen. Schier unmöglich ist es daher, die Verbindungslinie zu den anderen Exponaten zu ziehen, die übrigens ohne den (sehr preiswerten) Katalog auch nicht immer „für sich sprechen“. Im Katalog finden sich übrigens keine türkischsprachigen Erläuterungen…
Stadtmuseum Münster: „Münster, Wien und die Türken 1683-1983″, bis 21. August, täglich 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, montags geschlossen; Katalog 14DM.