Im soliden Mittelfeld der Kunst – „Exponata“ in Münster

Von Bernd Berke

Münster. Vom Kunstbetrieb und seinen diversen „Szenen“ fühlen sie sich immer mehr an den Rand gedrängt. Deshalb nehmen die Mitglieder im Berufsverband Bildende Künstler (BBK) Westfalen Süd/Nord ihr Ausstellungsschicksal dann und wann in eigene Hände.

Die größte Präsentation dieser Art bekam den hübsch-häßlichen Namen „Exponata“ (der eher einer Industriemesse anstünde) und hatte 1983 in Münster Premiere. Am Sonntag startet dort – im deutlich erweiterten Rahmen – die „Exponata ’86“.

Hält man sich am Hauptbahnhof schräg rechts und biegt man in die Mauritzstraße ein, so ist man schon auf dem langen „Kunst-Weg“, der sich quer durch die Innenstadt schlängelt und bis zur Orangerie und den Freilandskulpturen im Schloßgarten reicht. Diesmal räumten auch dreizehn Kaufleute am Prinzipalmarkt ihre Schaufenster komplett für Kunst aus Westfalen.

Die mit rund 570 Arbeiten fast aller Genres vertretenen 141 Künstler aus dem Raum zwischen Münsterland und Siegen, Dortmund und Detmold stehen nicht für die international marktgängigen „Spitzen“, sondern für jene achtbare Kunst, die in dieser Region tagtäglich entsteht. Ausgesprochene Stars fehlen, Dilettanten gleichfalls. Vom „soliden Mittelfeld“ der Kunst spricht denn auch der Dortmunder Roland Altmann, Öffentlichkeitsarbeiter des hiesigen BBK.

Offensichtlich wurde diesmal nach strengeren Kriterien ausjuriert als noch beim „Schnellschuß“ 1983. Auch der Altersdurchschnitt der Künstler ist gesunken. Gleichwohl ist die „Exponata“ eine der ganz wenigen Ausstellungs-Gelegenheiten, auf die auch noch über 70jährige zurückgreifen können, die natürlich nicht mehr im Schickeria-Trend à la Köln oder Düsseldorf liegen. Zugleich scheint beim BBK ein leidlich frischer Wind zu wehen. Immerhin rund 40 Prozent der Künstler waren 1983 noch nicht dabei. Einen „harten Kern“ gibt es aber auch.

Trends oder auch nur Schwerpunkte sind schwerlich auszumachen, ging es den (durchweg ehrenamtlichen) Organisatoren aus dem Verband doch gerade um die Pluralität (Vielfalt) der Aussageweisen und Stilrichtungen. Kein Drängen ist daher spürbar, schon gar keine Aufbruchstimmung. Es geht eher um Selbst-Bestätigung. Vielfach charakteristisch: ein manchmal sympathisch-konsequent, seltener auch hausbacken oder halsstarrig wirkendes Beharren auf altvertrauten Mitteln.

Erfreulich ist, daß hier – neben einer ganzen Reihe von Dortmundern – zahlreiche Künstler aus Südwestfalen zum Zuge kommen, die ansonsten überregional keine „guten Karten“ haben.

Etwas verstimmt zeigen sich die Veranstalter über die Haltung des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster, das dem BBK aus Konzeptgründen seine Pforten nicht öffnen mochte. Auch dies also ein Ziel der „Exponata“: der Leitung des renommierten Museums zu zeigen, daß es sich doch gelohnt hätte.

„Exponata ’86“. 8. Juni bis 3. August: Rathaus, Stadthaus-Galerie, Landeshaus, Orangerie, Uni-Hörsaalgebäude, Volksbank-Galerie – bis 28. September im Schloßgarten und im Botanischen Garten.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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