Von Bernd Berke
Köln. Neil Young-Fans in Dortmund und Umgebung dürfen sich auf das Gastspiel des 36-jährigen Kanadiers am kommenden Montag in der Westfalenhalle freuen. Doch die Freude wird nicht ungetrübt bleiben. „Testfall Köln“: Das Publikum in der ausverkauften Deutzer Sporthalle erlebte schmerzhafte musikalische „Wechselbäder“. Young hat eine denkbar unglückliche Auswahl aus einem riesigen Repertoire getroffen.
Das Programm zerfällt in drei Teile: Neil Young solo, mit akustischer Gitarre und Mundharmonika oder allein am Klavier. Melancholische Balladen und Country-Songs: „Old Man“, „The Needle and the Damage Done“, „Comes a Time“, „Sugar Mountain“. Unverwechselbare Lieder, manche beinahe „zum Heulen schön“. Genau das ist die Musik, die keiner besser macht als Young, und deshalb waren die 5000 in die Halle gekommen. Der orkanartige Beifall nach den leiseren Nummern ließ nicht den mindesten Zweifel.
Auch der zweiten Stilrichtung kann man noch manchen Reiz abgewinnen: die Begleitband, aus der Youngs langjähriger Weggenosse Nils Lofgren (Gitarre) und „Crazy Horse“-Drummer Ralph Molina hervorragen, liefert ein solides Klangfundament für Youngs Ausflüge in die Gefilde des Blues und Rock. Traumhaft das Zusammenspiel von Young und Lofgren bei Nummern wie „Like a Hurricane“, „Southern Man“ und „Out of the Blue / Into the Black“.
Zwischendurch aber immer wieder – und das veranlaßte die Fans zu lauten Buh-Rufen –einige der jüngsten Kompositionen Youngs: Dutzendware für Diskotheken, mit elektronischer Stimmverzerrung. Frostige Grüße aus der „Computerwelt“. Natürlich ist es legitim, wenn ein Musiker neue Stilmittel erproben will. Als Disco-Musiker ist Young aber einer unter vielen – und bei weitem nicht derbeste.
Solche unbedarften Schöpfungen ins Programm einzustreuen, grenzt überdies an „Vorspiegelung falscher Tatsachen“. Kaum jemand im Publikum hatte wohl mit solcher Art von Berieselung gerechnet. Sollte das der Neil Young der Zukunft sein, müßte er sich andere Zuhörer suchen. Schließlich die Plazierung! Wenn eine dieser monotonen Nummern unvermittelt hinter das leise „After the Goldrush“ gestellt wird, muß man an Youngs vielgerühmter Sensibilität zweifeln.
Wenn Young es nur über sich brächte, für den Dortmunder Auftritt die Disco-Einlagen zu streichen – die Westfalenhalle wäre am 11. Oktober (Karten gibt’s noch) Schauplatz eines der besten Konzerte der letzten Jahre!