Von der Heydt-Preis fällt Sparkurs zum Opfer – Initiative will Auszeichnung retten

Von Bernd Berke

Wuppertal. Großes Entsetzen in der Wuppertaler Kulturszene: Der seit 1950 jährlich verliehene Von der Heydt-Preis (bisherige Preisträger u.a.: Heinrich Böll und die Choreographin Pina Bausch) soll diesmal nicht vergeben werden – aus Sparsamkeitsgründen.

Empfahl die Stadtverwaltung noch ein maßvolles Vorgehen, nämlich eine Reduzierung der Preissummen (bisher 10 000 DM für den Haupt-, 5000 DM für den Förderpreis), so ging die Sparkommission des Rates ans „Eingemachte“ und beschloß, den Preis in diesem Jahr ganz zu streichen. Wuppertals Kulturamtsleiter Hans-Hermann Schauerte verteidigt den harten Schnitt: „Schließlich hatten wir ein 22-Millionen-Loch im Etat.“

Ganz anderer Meinung sind die Gründer der „Initiative Kulturpreis“, die sich jetzt gebildet hat. Gründungsmitglied Peter Schmitz, selbst Künstler: „Das ist typisch. Wenn gespart werden muß, wird immer zuerst im Theater die Heizung abgedreht.“ Nach Auskunft von Schmitz zieht die Stadt Wuppertal aus dem Vermächtnis des steinreichen Ehrenbürgers Eduard von der Heydt Jahr für Jahr 400 000 DM. Schmitz findet es daher peinlich, daß der vergleichsweise geringe Betrag für den Preis angeblich nicht mehr aufgebracht werden kann, und poltert: „Man hätte die Repräsentationskosten senken sollen, die bei der Preisverleihung entstehen. Da macht die Stadt mit kaltem Buffet und Mozart-Musik doch vorwiegend Eigenreklame.“

Die „Initiative Kulturpreis“ sann auf Abhilfe und will nun eine eigene Auszeichnung vergeben. Um die zu finanzieren, hat man eine Spendenaktion gestartet. Die großzügigen Spender sollen ein Mitspracherecht erhalten, wenn der Preisträger gekürt wird. Kulturamtsleiter Schauerte ist gar nicht böse: „Ich begrüße diese private Aktion; sie nimmt uns eine Sorge ab.“ Freilich: Wenn die Idee allzu gut einschlagen sollte, könnten sich einige Sparapostel bemüßigt sehen, den Preis auch im nächsten Jahr unter den Tisch fallen zu lassen. Motto: „Die Initiative wird’s schon richten“.

Inzwischen „bröckelt“ das Kuratorium zur Verleihung des Von der Heydt-Preises. Aus Protest gegen die Sparpraxis trat der in Wuppertal bekannte Ex-Chefarzt und Kunstsammler Prof. Dr. O. E. Riecker aus, um sich sogleich der „Initiative Kulturpreis“ anzuschließen.

Vielleicht beruhigen sich aber schon im nächsten Jahr die Gemüter: Wie aus dem Kulturamt zu erfahren war, ist im Haushaltsansatz für das Jahr 1982 ein Posten für den Von der Heydt-Preis vorgesehen, wenn auch noch nicht „abgesegnet“. So hoch wie ehedem werden die Preise allerdings 1982 auf keinen Fall dotiert sein.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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