Familienfreuden X: Es blüht so rot

Die mütterliche Schnelldiagnose. (Bild: Nadine Albach)

Die mütterliche Schnelldiagnose. (Bild: Nadine Albach)

„Röteln!“

Ich ließ mich auf den Stuhl fallen. Fiona hatte es wieder einmal erwischt. Kein Wunder: Der Besuch von Babygruppen à la Pekip & Co gleicht in Bezug auf Krankheiten einer Bombe mit Zeitzünder – erst nach drei Tagen weiß man, ob sie detoniert oder nicht. Diesmal aber schien der Einschlag heftig zu sein. Das Fieber kletterte in luftige Höhen. Und rote Flecken blühten auf Fi’s Wangen wie auf der schönsten Klatschmohnwiese.

„Sie ist ja total rot!“ waren denn auch die Worte, mit denen meine Mutter eine fieberhafte Internetrecherche auslöste, mit der verglichen Odysseus‘ Irrfahrt ein Witz war. Bilder von übelsten roten Malen zogen an mir vorbei: Großflächig wie Kontinente auf dem Globus, winzig klein, getupft, erhaben, pickelig… der Dreiklang aus Masern, Mumps und Röteln machte mich ganz schwach.

Und apropos: hatte ich da nicht auch schon rote Stellen am Bauch? Und das juckte wie verrückt!

Da half nur noch der Arztbesuch. Die Sprechstundenhilfe gab mir einen Termin um halb Fünf. Noch drei Stunden!

Fi schlummerte und bekam von der ganzen Aufregung nichts mit.

Ich hingegen rannte in der Wohnung rum wie ein Tiger im Käfig. Endlich war es 16 Uhr, endlich konnte ich sie reisefertig machen.

Wickeln, Fieber messen… kein Fieber mehr!

Und die roten Flecken? Weg!

Hektisch überlegte ich: Hatte ich am Telefon wirklich etwas von Röteln gesagt? Sollte ich alles leugnen und auf einen Hörfehler der Sprechstundenhilfe verweisen? Oder können Röteln ein „Time Out“ in Anspruch nehmen?

Beinahe hätte ich Fi auf dem Weg zur Ärztin in die Wangen gezwickt.

Als wir im Behandlungszimmer saßen, fing Fi auch noch an, munter zu brabbeln.

Peinlich berührt berichtete ich der Ärztin von meinen Befürchtungen.

Sie tat mir den Gefallen und lachte mich nicht aus. „Sie müssen sich bei uns für nichts schämen!“, sagte sie und diagnostizierte: eine normale Erkältung! Vielleicht aber hätte sie mich auch untersuchen sollen – denn ich war längst so rot, dass kein Bild aus der Google-Galerie es hätte übertreffen können.

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