Geschichten vom Herrn Kaum (5)

Herr Kaum und Roberto Bolaños neueste posthume Bücher

Dass sich Herr Kaum seit „2666“ für die Bücher von Roberto Bolaño interessiert, ist längst kein Geheimnis mehr. So kam, als er im August gerade in Salzburg war, die deutsche Übersetzung des frühen, nachgelassenen Bolaño-Romans „Das Dritte Reich“ soeben neu heraus und lag in stattlicher Anzahl und in Form einer schon äußerlich ansprechenden Ausgabe des Hanser Verlags deutlich sichtbar in der Rupertus-Buchhandlung und auch bei Höllriegel aus.

Anfang September in Florenz nun fand Herr Kaum überraschend eine 2011 bei Anagrama in Barcelona erschienene, insofern also originalsprachige Ausgabe von „Los sinsabores del verdadero policía“ vor, bedauerlicherweise zum stolzen Preis von 23,00 €. Da es sich aber um das einzige in der sehr großen Florentiner Buchhandlung zur Verfügung stehende Exemplar handelte und da ein trotz behutsam gewaltiger Beseitigungsanstrengungen des Verkäufers offenbar unentfernbarer Hässlichkeitsfleck über die Seiten 153 bis 266 hinweg auf der inneren Außenseite des Buches (wie heißt doch gleich der Fachausdruck?) bleibend zu sehen war, dachte Herr Kaum, das Buch vielleicht etwas billiger bekommen zu können. Der Verkäufer jedoch beharrte auf dem vollen Preis.

Stunden später ging Herr Kaum nochmals in dieses Schatzhaus der Bücher hinein, griff sich den Band aus dem Regal – der Verkäufer vom Vormittag war nicht mehr da – , ging schnurstracks aus dem ersten Stock zur Kasse im Erdgeschoss, verwies stumm, aber erkennbar zahlen wollend auf den bösen Fleck und bekam sofort von der Kassiererin 3,45 € Preisnachlass.

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2 Antworten zu Geschichten vom Herrn Kaum (5)

  1. „[…] auf der inneren Außenseite des Buches (wie heißt doch gleich der Fachausdruck?) […].“

    Vermutlich meinst Du den „Vorderschnitt“. (Bücher haben ja gewöhnlich die Form eines flachen Quaders. Welche Seite der „Rücken“ ist, dürfte klar sein. Dann ist der Vorderschnitt die dem Rücken genau gegenüberliegende Seite. Oben und unten sind Kopf- bzw. Fußschnitt. Und dann gibt es noch den vorderen und den hinteren Buchdeckel.)

  2. Günter Landsberger sagt:

    Die Skurrilität und Merkwürdigkeit, dass hier ein Deutscher in Italien ausgerechnet ein spanisches Buch kauft, wird wohl niemandem entgangen sein. Zumal es sich hier um einen Deutschen handelt, der besser Latein als Italienisch kann – und Spanisch auch nur kaum.

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