Die deutsche Sprache ist „schön, saftig und besonders geschmeidig“ – Wolf Schneiders Buch „Speak German“

Nicht ungeschickt: Wer das massive Eindringen englischer Ausdrücke ins Deutsche bremsen will, sollte zunächst einmal die englische Sprache loben. Sie klingt ja oft so klipp und klar.

Besonders die englischen Einsilber wie Team, Job und Sex haben es Wolf Schneider (82) angetan. Manche Wort-Importe seien eben belebend. Doch wenn es nach dem „Sprachpapst“ des deutschen Journalismus geht, soll’s damit auch weitgehend genug sein. In Frankreich setze man doch auch Grenzen!

Im großen Rest seines neuen Buches preist er vor allem das Deutsche, auf das man „stolz“ sein könne. Vielfach sei es treffender, geschmeidiger und saftiger als andere Sprachen, überdies oft kürzer (Mord statt murder, Geld statt money, Mut statt courage usw.). Auch werde in keine andere Sprache dermaßen viel übersetzt. Deutsch sei also das größte Sammelbecken der Weltliteratur. Na, bitte!

Zwischendurch spießt der Autor wahrlich absurde Anglizismen aus Werbewelt und Wissenschaft auf. Die Schuldigen sind rasch ausgemacht. Treibende Kräfte der Wortinvasion seien Fernsehen, Computer und Popmusik gewesen. Die Politik habe es lange versäumt, entschieden gegenzusteuern und das Deutsche beispielsweise als eine offizielle Amtssprache in der UNO durchzusetzen.

Wiederum eine geschickte Finte: Schneider sagt mitfühlend, man tue dem Englischen mit solchen willfährigen Übernahmen gar keinen Gefallen. Die Weltsprache verwässere dabei.

Worauf will er hinaus? Wo es nur irgend geht, soll man passende deutsche Ausdrücke vorziehen. Dies lasse sich sogar wirksam „von oben“ beeinflussen oder verfügen, findet Schneider. Als leuchtende Vorbilder nennt er Luthers Bibel-Übersetzung und Bismarcks Vorschriften von 1874, nach denen 760 postalische Begriffe eingedeutscht wurden. Ob das heute noch so einfach wäre?

Wolf Schneider: „Speak German – Warum Deutsch manchmal besser ist“. Rowohlt, 192 Seiten, 14,90 €.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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