Wer kennt Bob Anderson? Ich bin mir sehr bewusst, dass es auf diese Frage nur sehr wenige gescheite Antworten geben wird. Sporthistoriker mögen auskramen, dass unter seiner kundigen Säbelführung die britische Fechtequipe 1952 bis ins Viertelfinale vorstieß, er als Einzelfechter allerdings nur die Vorrunde überstand. Militärkundige des Königreichs mögen vielleicht Erinnerungen daran entstauben, dass dieser Bob Anderson während des Zweiten Weltkrieges – vielleicht ein wenig anachronistisch – Fechtunterricht auf Kriegsschiffen erteilte. Ganz Kundige, die etwas von Kino verstehen, könnten indes pistolenschussartige antworten: „Das war doch der Typ, der als betagter Knopp mit dem Laserschwert als Darth Vader herumfuchtelte.“
Ja, das war Bob Anderson, der am Neujahrstag 2012 ganz leise von der Lebensbühne abtrat und urplötzlich noch einmal das Nachrufinteresse ernst zu nehmender Medien auf sich zog. Nach Krieg und Sportlerkarriere zog es ihn nach Hollywood, den Stars beizubringen, wie man ebenso elegant wie glaubwürdig seine Gegner mittels Degenklinge ins geschauspielerte Jenseits befördert. Errol Flynn beispielsweise, den er so hart ran nahm, dass er ihn richtig verletzte, was ihm den bissig-bewundernden Beinamen „Mann, der auf Errol Flynn einstach“ eintrug. Doch Flynn dankte ihm das harte Training mit unvergleichlichen Fechtszenen, die er als gern gebuchter Held in Unterhosen ablieferte.
Bob Anderson stieg zum nachgefragten Stuntman und Trainer auf. Er machte später Kiefer Sutherland ebenso wie Charlie Sheen zu unschlagbaren Musketieren, machte Orlando Bloom und Johnny Depp zu filigranen Klingenakrobaten, ließ den völligen Fecht-Dilettanten Viggo Mortensen im „Herrn der Ringe“ heldenhaft aussehen – Bob Anderson war damals schon 80 Jahre alt.
Ja, und er gelangte zu schier ewigem Ruhm als er ausgerechnet mit einem plastilinen Leuchtprügel unter George Lucas in Star Wars kurzerhand für David Prowse einsprang, weil der partout nichts Gescheites mit dem Laserschwert anfangen konnte. Lucas wollte eigentlich Andersons Anonymität bewahren, aber Mark Hamill, der den Luke Skywalker gab, konnte nicht an sich halten und lüftete das Geheimnis: Aus ehrlicher Bewunderung für die Arbeit des „mürrischen Bob“, wie er wegen seiner perfektionistischen Trainingshärte gern genannt wurde.