Monatsarchive: Mai 1986

Künstler beklagen sich: Die neuen Museen sind zu teuer und verfehlen ihren Zweck – Diskussion mit NRW-Kultusminister Schwier

Von Bernd Berke

Münster. Mit den bejubelten neuen Museumsbauten sind Künstler offenbar gar nicht einverstanden. Ob Mönchengladbach (Abteiberg), Essen (Folkwang), Düsseldorf (Kunstsammlung NRW), Frankfurt oder Stuttgart – wirklich ausstellungstauglich seien diese Kunsttempel mitnichten.

Diese Auffassung vertraten jedenfalls einige handverlesene Künstler aus NRW, die jetzt mit dem Kultusminister des Landes, Hans Schwier (SPD), in Münster über Aspekte der Kunstförderung diskutierten. Preiswertere und gleichwohl zweckmäßigere Museen hätte man errichten sollen, so die vorherrschende Meinung. Ulrich Rückriem, Konrad-von-Soest-Preisträger und wohl bekanntester Diskussionsteilnehmer auf Künstlerseite: „Vier Wände und ein Oberlicht, das würde reichen!“ Die Architekten aber hätten wohl vergessen, daß der Museumsbau der Kunst zu dienen, nicht aber sie zu überwältigen habe.

Ulrich Rückriem: Förderung schwemmt schlechte Kunst nach oben

Rückriem, Bildhauer und Professor … Weiterlesen

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Heyme verlegt Schillers „Wilhelm Tell“ in die Zeit der Ruhrbesetzung

Von Bernd Berke

Essen. So wie er im Buche steht, ist Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ längst unspielbar. Und so entledigt sich denn auch Hansgünther Heymes „Tell“ (Walter Kreye) solch güldener Worte wie „Durch diese hohle Gasse muß er kommen“, ganz hastig, als lasse er eine heiße Kartoffel fallen.

Der „Tell“ verfolgt Heyme seit Mitte der 60er Jahre, zunächst in Wiesbaden, dann nach Stuttgart, jetzt bis nach Essen. Oder besser: Heyme verfolgt den „Tell“, und zwar mit Kardinalfragen aus der neueren deutschen Geschichte. Unerbittlich.

Schon bei Schiller stand ja jener Kampf der Schweizer Kantone gegen Habsburg für deutsches Mißbehagen an französischer Besatzung im Vorfeld der Befreiungskriege. Heyme verpflanzt die Handlung ins Jahr 1923, als abermals Franzosen über den Rhein kamen und … Weiterlesen

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Bewegungs-Bilder aus unterirdischer Endzeit – Pina Bauschs Tanzabend II („Viktor“) uraufgeführt

Von Bernd Berke

Wuppertal. Die Erde ist nur mehr ein „umgestürzter Hafen“; Büchners mächtiges Einsamkeits-Wort aus dem „Woyzeck“ wird gesprochen. Die Bühne für Pina Bauschs „Tanzabend II“ („Viktor“) ist Todesstätte. Oder: Katakomben, Ort des allerletzten Überlebens.

Erdwälle ringsum, meterhohe Aufschüttungen; drei Stunden lang wird von droben Erdreich heruntergeschippt. Begräbnis? Wir Zuschauer – eine imaginäre vierte Erdwand liegt hinter unseren Rücken – sind mit drunten, wo „das Ungeordnete“ geschieht, wo das Unbewußte sich Bahn bricht in Wiederholungs-Ritualen aus Kindheit, Alltag und Wahnsinn. Immer wieder werden autistisch in sich selbst rasende Bewegungsabläufe von Hereinkommenden abgebremst, unterbrochen oder allmählich ruhiggestellt, wie von einem Wachpersonal.

Pina Bauschs Körpertheater, dessen „Sprache“ die Beherrschung des Tanzes voraussetzt, unternimmt, dabei oft über Gebühr sich selbst zitierend, einmal … Weiterlesen

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Neugier auf Nachschub – Kunstkritiken von Heiner Stachelhaus

(bke) In Sachen bildende Kunst, besonders des 20. Jahrhunderts, ist Heiner Stachelhaus, Kulturredakteur der Neuen Ruhr-Zeitung (Essen), gewiß ein ausgewiesener Kenner. Schade, wenn ein solcher sein Wissen nicht ausbreitet, sondern auch in Buchform häppchenweise verabreicht – ganz so, als lasse ihn der Tageszeitungsbetrieb nicht los.

Die kurzen Ausstellungsberichte von 1963 bis 1985 unterliegen, zwischen Buchdeckel gepreßt, neuen Gesetzen. Ein Buch weckt eben gewisse Erwartungen. Da vermißt man etwas, wenn nur pointiert, wenn nur „auf den Punkt gebracht“ wird, was man gern entwickelt sähe. Doch in der Kürze liegt auch Würze: Sie macht neugierig auf „Nachschub“ und Weiterung – wird dies demnächst nachgereicht?

Auch hat man hier eine anregende kleine Beispielsammlung in Sachen Kunstkritik und in Ansätzen gar eine Chronik der … Weiterlesen

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Der „Weg nach Mekka“ führt durch einen bizarren Garten der Symbole – Arno Wüstenhöfer inszenierz Athol Fugards neues Stück

Von Bernd Berke

Wuppertal. „In unserem Alter brauchen wir frisches Gemüse … Nein, nein. Sie brauchen es nicht zu waschen!“ Bemerkenswerte Bühnensätze in diesen „strahlenden“ Tagen, die vom Publikum teils mit bitterem Gelächter quittiert wurden. Die Sätze stehen, natürlich nicht auf Tschernobyl gemünzt, in Athol Fugards Stück „Der Weg nach Mekka“, das jetzt in Wuppertal seine deutschsprachige Erstaufführung erlebte (Regie: Arno Wüstenhöfer).

Eine Pyramide von Spiegeln und glitzernde Glassplitter an der rückwärtigen Wand, davor Batterien von leeren Flaschen und Legionen von Kerzen, die das Ganze beizeiten illuminieren. Der Blick nach „draußen“ weist in einen bizarren Skulpturengarten, in dem morgenländische Weise, Meerjungfrauen und ein Hahnen-Mann, der mit lüstern gesenktem Schnabel seine Hose rauf- oder runterzieht, ihr steinernes Wesen treiben. Dieter Flimms … Weiterlesen

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In der Post gibt es jetzt Kunst statt Briefmarken – Mülheim: Erster Schritt zum neuen Museumszentrum

Von Bernd Berke

Mülheim/Ruhr. Am Portal steht noch in dicken Lettern das Wort „Post“. Also geht mancher Mülheimer nach alter Gewohnheit und in dem Glauben hinein, hier sein Päckchen aufgeben oder telefonieren zu können. Dann das Erstaunen: Hier gibt es ja Kunst statt Briefmarken!

In Mülheim soll, wie die städtische Eigenwerbung beschwingt in Aussicht stellt, nunmehr die kulturelle „Post abgehen“. Am Sonntag – Spötter reden schon vom Gründungsdatum der „Post-Moderne“ in der Ruhrstadt – wird, von 11 Uhr morgens bis tief in die Nacht, mit einem rauschenden Fest der erste Teilabschnitt der „Begegnungsstätte in der alten Post“ (über einen flotteren Namen wird nachgedacht) offiziell eingeweiht. An den früheren Postschaltern werden dann Kunstkataloge und Theaterkarten feilgeboten, und in der Halle, in … Weiterlesen

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Ruhrfestspiele: Auswahl aus sechs Hamburger Museen als Loblied auf die Hansestadt

Von Bernd Berke

Recklinghausen. Das Loblied einer Stadt „singt“ diesmal die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele. Nein, nicht auf das just 750jährige Recklinghausen wird angestimmt, sondern auf „das Hoch im Norden“: Hamburg.

Künstler aus der Hansestadt waren es, die vor 40 Jahren – als geistige Gegenleistung für dringend benötigte Ruhrkohle – ihre kaum weniger begehrten kulturellen Spitzenleistungen in Recklinghausen zeigten. Der Tausch „Kunst für Kohle“ war eine Keimzelle der Ruhrfestspiele. Dafür ist man im Revier heute noch dankbar. Die Zuneigung teilt sich jetzt auch in der Ausstellung mit.

Die Kunsthalle Recklinghausen bietet (bis 29. Juni) eine Welt- und Zeitenreise in Form eines Querschnitts durch Bestände aller sechs Staatlichen Museen Hamburgs. Die dortige Kunsthalle hat z. B. ebenso Exponate beigesteuert wie das Museum … Weiterlesen

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Der 1. Mai als weltweiter Vorbote einer besseren Zukunft – Ausstellung zur internationalen Geschichte des „Kampftags“

Von Bernd Berke

Recklinghausen. Daß die historische Formel von den „Arbeitern aller Länder“, die sich vereinigen sollen, nicht auf bloßem Wunschdenken beruhen könnte, schwant den Mächtigen zumindest noch an einem Tag des Jahres: Am l. Mai. Diesen Schluß soll zumindest eine Ausstellung im Foyer des Ruhrfestspielhauses nahelegen, die erstmals in dieser Breite und Fülle die internationale Geschichte und Gegenwart des „Kampftags der Arbeiter“ dokumentiert.

1979 waren, an gleicher Stätte, Plakate und Dokumente zu nationalen Aspekten des l. Mai gezeigt worden, nun hat die Berliner Neue Gesellschaft für bildende Kunst (NBK) ihr reichhaltiges Archiv (3500 Sammelstücke) zur weltumspannenden Geschichte dieses Datums geöffnet und Recklinghausen rund 200 Exponate zur Verfügung gestellt. Für die Ausstellung interessieren sich schon jetzt zahlreiche Institute im Ausland.… Weiterlesen

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