Schlagwort-Archive: Norwegen

„Schönes“ vor 20 Jahren – Erinnerung an eine Bochumer Erstaufführung des jetzigen Nobelpreisträgers Jon Fosse

Der Norweger Jon Fosse erhält den Literaturnobelpreis 2023. Wenn man schon ein paar Jährchen schreibt, findet sich irgend etwas Einschlägiges im Archiv, so z. B. diese – nun nahezu 20 Jahre alte – Bochumer Theaterbesprechung vom 3. Dezember 2003:

Bochum. Verglichen mit den Bühnen-Gestalten des Norwegers Jon Fosse, wirken selbst die gelangweilten Figuren eines Anton Tschechow wie Action-Helden. Hier geschieht nahezu nichts, die Dialoge sind extrem karg. So auch in Fosses neuem Stück „Schönes“. Abermals klingt jede Zwiesprache derart lakonisch, als sei’s bereits eingeübte Tiefsinns-„Masche“.

Doch es ist eine geradezu schwatzsüchtige Lakonie, die redundant in sich kreist und unversehens schräge Komik (irgendwo zwischen Loriot und Kaurismäki) freisetzt. Die Figuren haben Angst vor dem Verstummen, vor der großen Leere.

Fosse (Jahrgang … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Literatur, Theater | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

Politiker mit Widersprüchen: Buch lenkt den Blick auf die menschliche Seite von Willy Brandt

Die Willy-Welle schwappt durch das Land, unter anderem Spiegel, Stern und Zeit haben ihm ausführliche Rückblenden gewidmet. Der 100. Geburtstag von Willy Brandt am 18. Dezember ist auch der Anlass für die Neuauflage der Biographie von Gregor Schöllgen.

„Eine Annäherung“ wäre für das Buch des renommierten Professors für Neuere Geschichte an der Uni Erlangen wohl der treffende Untertitel, schaut der Autor doch vor allem auf den Menschen Willy Brandt mit allen seinen Widersprüchen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Schöllgen, der den Nachlass des Friedensnobelpreisträgers von 1971 mitherausgegeben hat, legt hier keine Homestory vor. Er zeichnet vielmehr den Lebensweg des langjährigen SPD-Politikers nach, einen Weg, auf dem Siege und Niederlagen, Höhen und Tiefen meist ganz nah beieinander lagen.

schoellgen

Dabei war es wohl, wenn … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Geschichte, Gesellschaft, Lebenswege, Politik und so | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Die unselige Rückkehr eines Bestsellers

Meine mit mir stumm geschlossene Wette habe ich gewonnen. Am Tag, als die allgemeine Nachrichtenlage von ihm beherrscht wurde und der Name von Anders Behring Breivik in alle Sinne geriet, weil seine Taten unzählige Menschen fassungslos machten, an diesem Tag wettete ich mit mir, dass alsbald ein Buch, das nach vielen Wochen des Bestsellerseins völlig aus dem Interessenfokus geraten war, wieder auferstehen werde. Dass Thilo Sarrazins mobswissenschaftliches Epos darüber, dass Deutschland sich abschaffe, wieder zurückkehrt in die Bestseller-Liste des SPIEGEL. Eine Woche nach der grauenhaften Tat war es so weit: Der Sarrazin-Schwachsinn platzierte sich wieder an Nummer 13, derzeit rangiert er auf Platz 14.

Es gab schon einmal einen Wiederaufstieg, als die SPD ihn aus der Partei entfernen wollte. Das … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Politik und so | Verschlagwortet mit , , , | Kommentare deaktiviert für Die unselige Rückkehr eines Bestsellers

Die norwegische Katastrophe oder: Warum der Tod von Amy Winehouse zur Randnotiz wurde

Es sollten einige Gedanken werden, über Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Kurt Cobain und nun Amy Winehouse, die jede und jeder nur 27 Jahre alt wurden. Und dass sie allesamt so grenzwertig gute MusikerInnen waren und wohl nur deshalb das leisten konnten, was sie so virtous beherrschten, weil sie parallel dazu das taten, was sie so frühzeitig umbrachte. So blieben sie legendär, und auch Amy Winehouse wird legendär bleiben, ob sie bei You Tube nun volltrunken auf der Bühne zu sehen ist, oder ihre Wahnsinnstimme wuchtig gegen jeden Lebensfrust ansingt.

Aber ehrlich gesagt, je länger die Anschläge in Norwegen vor drei Tagen nachbebten, desto intensiver beschatteten sie jede andere Nachricht. Ich weiß gar nicht, ob ich alle Gründe aufzählen … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Geschichte, Gesellschaft, Glaubensfragen, Lebenswege, Politik und so, Rock & Pop | Verschlagwortet mit , , , | 5 Kommentare