Wenn der Erzähldienst zu den Kindern kommt – Dortmunder Projekt am Start

Von Bernd Berke

Dortmund. Es war einmal: Großmütter erzählten ihren Enkeln Märchen oder Erlebnisse aus dem eigenen Erfahrungsschatz. So ähnlich könnte es, ja soll es auch im Video-Zeitalter wieder sein. Bruno Knust und seine Mitstreiter von „Bruno’s Bunte Bühne“ (Standort: Dortmund) erhalten vom Bundesbildungsministerium Zuschlag und Zuschuß (24 500 DM) für ein Projekt, das den nostalgischen Zustand wiederbeleben soll.

Leute „ab 50 Jahre“ (Knust: „Je älter, desto lieber“) sollen, nach professioneller Anleitung, möglichst selbsterlebte Geschichten in Kindergärten, Kinderkliniken und ähnlichen Einrichtungen erzählen oder (noch besser) vorspielen.

Mit dieser ldee, die jetzt in einen bundesweit ausgerichteten Modellversuch mündet, hatte die „Bunte Bühne“ unter 170 Bewerbern beste Karten. Nicht weniger als fünfmal tagte die Jury. Nur 25 Projekte (neun in NRW) wurden finanzieller Beihilfe für würdig befunden – im Rahmen eines Förderprogramms, das im Auftrag des Bildungsministeriums vom Remscheider Institut für Bildung und Kultur betreut wird. Grundbedingung: Künstler sollen wegweisend mit „Normalbürgern“ und/oder sozialen Einrichtungen zusammenarbeiten.

Und so geht’s in Uortmund mit dem Projekt „Spielen und Erzählen“ los: Am 5. März um 14 Uhr treffen sich alle, die Kindern etwas erzählen, vorlesen oder theatralisch vorführen wollen, im Dortmunder Keuning-Haus, dessen Mitarbeiter sich auch im weiteren Verlauf an dem Vorhaben beteiligen wollen: Sodann werden die interessantesten Geschichten aufgeschrieben und dabei auf Erzählspannung oder Bühnentauglichkeit „getrimmt“. In einem weiteren Schritt wird der „Tourneeplan“ aufgestellt. Bereits ins Visier gefaßte Auftrittsorte sind zum Beispiel vier Kinderhäuser der Jugendhilfe in Unna.

Den Erzählern werden Spesen ersetzt, Gage gibt’s nicht. Bis in den Mai hinein sollen etwa 20 „Erzähl-Einsätze“ erfolgen, hernach soll es im Idealfall zu festen Erzähl-Patenschaften kommen. Denkbar wäre ferner gar ein Geschichten-Service, der auf Bestellung auch Kindergeburtstage beleben könnte.

Hartmut Hoffmeister, Knusts Partner bei „Bruno’s Bunte Bühne“, erhofft sich vor allem „Mutmachgeschichten“, die eng mit der Region zu tun haben: „Vielleicht erweist sich das Revier dabei als Märchenland. Es muß ja nicht gleich um Könige und Prinzessinnen gehen. Auch der Kohlenhändler und der Milchmann geben Erzählstoff her.“ Sollten sich derlei Erwartungen als trügerisch erweisen, hat man notfalls einige Märchen aus dem überlieferten Hausschatz in petto.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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