Notizen von der Buchmesse

Ein heimlicher „Starautor* der Frankfurter Buchmesse ist – Johann Wolfgang von Goethe. Üppige neue Werkausgaben beim Suhrkamp-Ableger „Deutscher Klassiker Verlag sowie bei Hanser wurden in der Geburtsstadt des „Dichterfürsten“ vorgestellt und markieren einen allgemeinen Trend zur Klassik.

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Der Farbband „24 Stunden Ruhrgebiet“, für den auf Anregung des Kommunalverbands Ruhr (KVR) Dutzende von Fotografen aus aller Welt an ein und demselben Tag im Revier Station machten, liegt in wenigen Tagen beim Verlag Reise und Verkehr, München, vor. Erster Eindruck beim Durchblättern eines Vorausexemplars: Die Vielfalt des Revierlebens kommt, entsprechend den sehr verschiedenen Temperamenten der beteiligten Fotografen, durchaus zum Vorschein.

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Seit seiner Gründung vor fünf Jahren ist der kleine Siegener „Machwerk-Verlag“ dabei: „Für uns ist die Teilnahme Pflicht und die Kontakte sind lebenswichtig“, sagen die Siegener Büchermacher.

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Der Stand des Bhagwan-Verlags „Rajneesh Services“ liegt zumeist still und verlassen da. Vor kurzem wäre das wohl noch undenkbar gewesen.

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.Außerdem bin ich lang genug, um drüber wegzugucken“ – Kanzler Kohl bei seinem gestrigen Messerundgang über den Besuchertrubel (Allein gestern 50 000 Leute).

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Die Immunschwäche AIDS läßt auch die Buchbranche nicht ruhen. Der R. S. Schulz Verlag aus Percha/Starnberger See vermeldet stolz zwei vergriffene Auflagen eines AIDS-Bandes (20-000 Stück) und kündigt eine Loseblattsammlung zum Thema an.

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Während einige südamerikanische Länder (u.a. Peru, Uruguay) aus Finanzgründen diesmal nicht auf der Messe vertreten sind, ist Nordkorea zum ersten Mal dabei. Das Angebot besteht praktisch ausschließlich aus Schriften des „Großen Vorsitzenden“ Kim Il Sung, um den in Nordkorea auch sonst ein beispielloser Personenkult betrieben wird.

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„Trank erstmals 1957…lebt in Essen“ – so preist der neue Schweizer Verlag mit dem schönen Namen „Narziß & Ego“ einen seiner Autoren an.

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Auch beim Erfinden von Buchtiteln sind manche Verlage nicht kleinlich. Durch geradezu weltumspannende Allgemeinheit frappierende Beispiele: „Alles – und noch viel mehr“ sowie „Über Gott und die Welt“ (letzterer Titel ziert den neuen Band von Umberto Eco bei Hanser).

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Die Publikationen der Gruppe „Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges“, die den Friedensnobelpreis bekommt, waren gestern auf der Messe stark gefragt.

                                                                                                                 Bernd Berke

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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