Kölner Kunstmarkt: Veranstalter geben sich optimistisch – Streit um Zukassungs-Kriterien und Standort

Von Bernd Berke

Köln. „Der Kunstmarkt expandiert wieder kräftig.“ Bogislav von Wentzel, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Galerien, machte auf Optimismus.

Auf einer Pressekonferenz zum heutigen Start des Internationalen Kölner Kunstmarktes (bis 17. November), wischte er gestern alle, in den letzten Wochen an der Verbandsspitze geübte Kritik vom Tisch. Hatte noch tags zuvor der Bundesverband Bildender Künstler (BBK) die Messe als „nicht repräsentativ“ bezeichnet, so ging von Wentzel nun in die vollen. Der Kunstmarkt könne „die Szene deutlicher repräsentieren, als die scheinbar so großen unabhängigen Ausstellungen“ wie die „documenta“ oder die Biennale.

Dieter Ebert, Hauptgeschäftsführer der Kölner Messe- und Ausstellungs GmbH, stieß nach: „In Köln finden sie (die Besucher) alles, was ihr Herz begehrt: Kunst aller Stilrichtungen und Epochen!“ Eine Übertreibung, gelinde gesagt. Aktionskunst, Performance oder Video-Arbeiten fehlen beispielsweise.

152 Galerien (darunter eine aus Dortmund) aus acht Ländem sind auf dem Deutzer Messegelände dabei. US-Galerien glänzen – wie letztens auch in Paris und Basel – durch Abwesenheit. Die Käufer, so glaubt die Bundesverbandsspitze festgestellt zu haben,, wenden sich wieder der „Avantgarde“ zu. Im Rahmen eines Förderprogramms werden daher auch 25 noch nicht durchgesetzte Künstler vorgestellt. Weitere Sonderschau: 80 Werke (Giacometti, Yves Klein u.a.) aus dem Louisiana-Museum Humlebaek, nördlich von Kopenhagen gelegen.

Der gestern verbreitete Optimismus tut not, wird doch die Messe von mehreren Seiten attackiert. Hauptstreitpunkte sind „Zulassungkriterien“ und Standortfrage. Galeristen, die sich vom längst fallengelassenen Vorstands-„Konzept der 100″, das die Zahl der Aussteller auf eine Hundertschaft hatte begrenzen sollen, ausgebootet fühlten, probten den Aufstand.

Auch mit der Standortwahl (der Markt soll nur noch in Köln stattfinden) setzte sich der Verband in die Nesseln. Der Beschluß brachte besonders Galeristen aus dem Raum Düsseldorf auf die Barrikaden. Um die Rivalität der Rheinmetropolen doch noch zugunsten der Landeshauptstadt ausschlagen zu lassen, erzwangen sie für morgen eine außerordentliche Sitzung des Galeristenverbandes.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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