Köln. „Wir sind nicht unzufrieden“, sagte Werner Sonne auf Anfrage der WR über die Premiere der „Aktuellen Stunde“ im Westdeutschen Fernsehen. „Die Sendung war nicht repräsentativ wegen der Vorstellung, aber die sonst enthaltenen Elemente sahen so aus, wie sie aussehen sollten. Natürlich kann man inhaltlich und auch bei der Form noch immer etwas verbessern.“ Eine Einteilung nach Landesteilen werde es nicht geben. Die Sendung werden je nach den Ereignissen gestaltet.
WR-Redakteur Bernd Berke beurteilt die beiden ersten Ausgaben so:
Es mag Ungerechtigkeiten mit sich bringen, das neue WDR-III-Nachrichtenmagazin „Aktuelle Stunde“ gleich beim Start unter die Lupe zu nehmen. Volltönend genug aber haben die Macher in Werbespots vorab ihren „Straßenfeger“ hochgejubelt.
Die erste Viertelstunde verstrich gespenstisch: Sämtliche Beteiligten zogen in schier endloser Reihe durchs Bild. Wenn dies auch nur in der Startsendung vorkam, so ließ der Beginn doch schon ahnen, was für diese „news Show“ prägend sein dürfte: übermäßige Personalisierung nach US-Muster. Das (erstrebenswerte?) US-Vorbild wurde dennoch nicht erreicht. Es fehlte jene, letztlich wohl unnachahmliche, Mixtur aus absoluter Professionalität und Hemdsärmligkeit.
Die vielbeschworene lockere Stimmung wollte nicht aufkommen. Möglicherweise lag’s nur amP remieren-Fieber. Deshalb kann man auch über kleine Pannen hinwegsehen. Wichtiger der Gesamteindruck: Optische Elemente rückten in den Vordergrund, so daß man sich nur schwer auf den gesprochenen Text konzentrieren konnte.
Eigentlicher Dreh-und Angelpunkt der Sendung soll die Regionalberichterstattung sein. Der (rheinlandlastige) Regionalblock der Auftaktsendung enthielt jedoch nur einen wirklich aktuellen Bericht („Privatschulfinanzierung“). Die Beiträge über den Traberchampion und das Tanzforum waren wohl vor allem der schönen Bilder wegen – edle Pferde, hübsche Balletteusen – ins Programm gerutscht. Zu befürchten steht, daß hier (nicht nur) kulturelle Themen so pittoresk präsentiert werden, daß die Inhalte verblassen.
Bei all dem hielt sich das Moderatorenpaar (Sigi Harreis, Werner Sonne) recht gut. Peinlich nur, wie Sigi Harreis einen Jugendlichen von der Straße weg ins Studio zerrte, um ihm die neue Sendung aufzuschwatzen. Ernst Huberty mit seinem Sportquiz, ganz Sonnyboy, strahlte, als habe er soeben Helmut Kohl die Kanzlerschaft abgerungen. Eine Pärodie seiner selbst: Chris Howland mit dem albernen Wetterbericht.
Erstes Fazit (mit Vorsicht zu genießen): die Verpackung könnte wichtiger werden als die „Ware“ Nachricht. Hoffentlich erweist sie sich nicht auf Dauer als Mogelpackung.
Schon besser: die zweite Ausgabe der „Aktuellen Stunde“ gestern Abend. Tatsächlich etwas mehr Aktualität, mehr Kritisches, mehr „regionaler Stallgeruch“, auch wenn erneut der rheinische Teil des Landes besser wegkam. Diesmal war es nicht zweimal Köln, wie am Montag, sondern zweimal Bonn. Aber vielleicht gibt sich das mit der Zeit. Beim Bridge-Bericht lag der Regionalbezug nur in der bloßen geographischen Lage des Ortes: Es wurde halt in Bad Salzuflen gespielt – und nicht auf der britischen Insel.
Der journalistische Alltag ist, wohl auch beschleunigt durch Ernüchterung nach der anfänglichen Hochstimmung, eingekehrt. Keine Rede mehr vom „Straßenfeger“. Allein Chris Howland war noch alberner als bei der Premiere. Wenigstens machte er diesmal deutlich, wann es sich um Tagesrückblicke und wann es sich um Wetter-Prognosen handelte.