Endlich ein neues Museum für Gelsenkirchen

Von Bernd Berke

Gelsenkirchen. Seit Beginn der 60er Jahre bestand Bedarf, die Kunstsammlung Gelsenkirchens in angemessenem Rahmen zeigen zu können. Jetzt wird die Geduld belohnt: Mit einern großen Volksfest, das am Samstag um 11 Uhr beginnt, wird im Stadtteil Buer (Horster Straße 7) der 8,5 Mio. DM teure Neubau des Städtischen Museums eröffnet.

Damit findet eines der jüngsten Museen des Reviers (Gründungsbeschluß 1950) endlich eine würdige Heimstatt. Nahezu 60 Prozent der Bestände aus Klassischer Moderne und Gegenwartskunst können nach langem Magazin-Dasein der Öffentlichkeit präsentiert werden.

In Gelsenkirchen ist nicht etwa der große Wohlstand ausgebrochen: Ursprünglich als Kommunikationszentrum mit Museum und Bibliothek geplant, schrumpfte das Bauvorhaben angestehts leerer Stadtkassen. Auch mußte wegen der Baukosten ein Null-Etat für Neuanschaffungen in Kauf genommen werden. Museumsdirektor Reinhold Lange hofft, daß diese „Trockenlegung“ des Museums mit dem nachsten städtischen Haushalt ein Ende findet.

Der jetzt verwirklichte Museumsneubau (Nutzfläche über 2600 Quadratmeter) wurde mit einem Übergang an seinen Vorläufer, eine alte Villa, angeschlossen. Die Villa wird künftig vom Kunstverein für Wechselausstellungen genutzt. Den Reigen eröffnet am Wochenende die Künstlergruppe „JMBH“.

Das Eingangsforum mit Brunnen soll Besuchern die Schwellenangst vor dem Bildungsgut „Kunst“ nehmen. Einen ähnlichen Effekt erhofft man sich von Leuchtskulpturen (u.a. eine Neon-lnstallation von Kriwet), die weithin sichtbar nach draußen strahlen. Der Bau selbst windet sich mit gegeneinander versetzten Geschoßebenen, die im Innern Durchblicke gestatten und Querbezüge verdeutlichen, rund um den für Skulpturen geeigneten Museumsgarten, dessen Baumbestand erhalten blieb.

Das Untergeschoß beherbergt die Erd- und Kulturgeschichtlichen Sammlungen. Oben findet man auf mehreren Halb-Etagen die sehenswerte Kunstsammlung mit Schwerpunkten auf dem deutschen lmpressionismus (Liebermann, Slevogt, Corinth) und dem Expressionismus („Brücke“-Maler). Beispiele neuerer Kunst (z. B. Yves Klein, Gerhard Richter, Konrad Klapheck) dokumentieren, daß in Gelsenkirchen seit Mitte der 60er Jahre der Hauptakzent auf Werken der Zeitgenossen liegt.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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