Von Bernd Berke
Jetzt ist die „Neue Deutsche Welle“ kurz vor ihrem Abebben noch in eine Programmform geschwappt, die noch nicht Infiziert war: in die Talkshow. So wirkte jedenfalls die erste Folge von „Jugend: Ohne Titel“, der Serie, die künftig alle 14 Tage samstags gesendet wird. Ein endgültiger Titel wird noch gesucht.
Zwar gibt es noch eine Couch (wie beim seligen „Kölner Treff‘), doch hat das sonstige Drumherum eher mit Elektronik-Spielen oder Comics zu tun. Mittenmang Michael Braun, Talkmaster und Dortmunder Filmemacher. Er gibt sich smart und locker, und könnte mit dieser Mischung aus „Altrocker Udo Lindenberg“ und „Jungdynamiker Thomas Gottschalk“ bei Jugendlichen richtig liegen.
Wirkliche Gespräche fanden jedoch nicht statt. Andreas Dorau, Vertreter eben jener „Neuen Deutschen Welle“, gab nur coole Sprüche von sich. Es klaffte schon eine veritable Generationslücke zwischen ihm und Michael Braun, der immerhin versuchte, die eine oder andere „linke“ Polit-Anspielung unterzubringen. Durchaus „locker vom Hocker“, versteht sich.
Über das Talk-Schicksal des zweiten Gastes war schon entschieden, bevor er überhaupt die Szene betrat: Hermann Josef Richter, CDU-Fraktionsvorsitzender und „Punkerschreck“ aus Wuppertal, wäre vom Publikum wohl schon allein wegen seiner äußeren ‚Erscheinung ausgebuht worden. Da er zudem eine restriktive „Straßensatzung“ verteidigte, die im Zweifelsfall Wuppertals Innenstadt veröden ließe, durfte er nach Herzenslust attackiert werden. Das war billig zu haben und sinnlos genug, denn weder hörten ihm die Jugendlichen zu, noch er den Jugendlichen. Die Differenzen waren einfach zu groß, als daß sie in einem 10-Minuten-Schnack auch nur hätten angetippt werden können. Eine halbe Stunde Sendezeit, noch dazu unterbrochen durch Live-Musik (diesmal die Dortmunder „Ace Cats“), setzt einem Meinungsaustausch eben enge Grenzen.