Von Bernd Berke
Mit Götz George als neuem Kommissar versuchten die „Tatort“-Macher der ARD das angeschlagene Image der Krimiserie aufzupolieren. Eines wurde dabei auf keinen Fall aufpoliert, nämlich das Bild des Ruhrgebiets. Das Revier wurde einmal mehr als schmutzige Hinterhofregion präsentiert.
In die Geschichte von den Morden am Binnenschiffer Petschek und am türkischen Gewerkschafter Celik wurde hingegen recht viel investiert. Von den Mordtaten über wüste Schlägereien, Pistolenduelle, Haschisch und Waffenschmuggel bis zum politisch motivierten Attentat kamen so ziemlich alle denkbaren Arten von Verbrechen vor. Man fragte sich unwillkürlich, welche Schandtaten denn für die nächsten Folgen mit den Duisburger Verbrechensbekämpfern noch übrigblieben. Außerdem konnte man fast den Eindruck bekommen. als sei die Verbrechensrate in Duisburg-Ruhrort etwa so hoch wie in US-Metropolen.
Das Milieu der Hafenkneipen war offenbar ausgesucht worden, um dem Temperament Götz Georges zu entsprechen. Tatsächlich machte sich George stets dann besonders gut, wenn er eine Pinte betrat und den gewieften Zocker mimte, der auch dem Alkohol nicht abgeneigt ist und die eine oder andere Nacht „in fremden Betten“ verbringt.
Die eigentliche Krimihandlung war zwar chaotisch, aber leidlich logisch aufgebaut. In der Tat wußte man als Zuschauer mehr als der Kommissar. Das freilich bedeutete meist, daß man so gut wie nicht weiter wußte und die nächsten Aktionen der Polizei abwarten mußte, statt durch eigene Denkanstrengung dem Täter auf die Spur kommen zu können.
Nicht zu übersehen die Anspielung auf Götz Georges Vorgänger Hansjörg Felmy (alias Kommissar Haferkamp), als George sich demonstrativ vor einem Plakat die Schuhe schnürt, auf dem Felmy für eine Sofortbild-Kamera wirbt. Über die Bedeutung dieses Hinweises muß man allerdings rätseln: Sollte es ein Seitenhieb gegen Felmy sein, oder einfach ein schlichter Gag?