Hintergründiges Funkeln – Arbeiten des Farbtheoretikers Edgar Knoop in Hamm

Von Bernd Berke

Hamm. Wenn man vor den Bildem von Edgar Knoop steht, bleiben auch sie still, ja fast starr. Doch sobald man sich bewegt, nimmt man ein Flirren und Flimmern wahr. Was steckt dahinter?

Der gebürtige Dortmunder Knoop (Jahrgang 1936) lebt seit 1957 in München und ist dort seit 1972 Hochschullehrer für Farbtheorie. Hier ist also ein Fachmann und fundierter Theoretiker am Werke. Auch in der Praxis zeigt es sich: Gerade durch äußerst sparsam kalkulierten Einsatz bringt er die Farbe zur Wirksamkeit.

Knoops Ausstellung „Objekte – Projekte“ im Hammer Gustav-Lübcke-Museum (bis 16. Juli) enthält Collagen, Stelen (edel-schlanke Säulen), Reliefs, dickwollige Farb-Teppiche sowie Dokumente zu seinen Werken und Visionen für öffentliche Plätze.

Auf den ersten Blick wirkt die Zusammenstellung wie von aller Leidenschaft gereinigt, wie eine frostige Abfolge mathematisch vorberechneter Experimente mit Grundlagen der Kunst. Die geraden Linien verlaufen zumeist in Reih‘ und Glied, es herrscht vielfach quadratische Ruhe, oder es triumphiert der Goldene Schnitt.

Ist dies also Kunst vom Reißbrett, kühle Könnerschaft eines versierten Farb- und Formenforschers? Nein, das bewegende Moment der Emotion verbirgt sich nur, tritt nicht gleich in den Vordergrund. Derlei Zurückhaltung verweigert sich auch den Modeströmungen des Kunstmarktes. Knoop bleibt sich und – wenn man denn schon etikettieren will – der „konkreten Kunst“ treu, die zuletzt immer auf die Frage hinausläuft, was das Sehen überhaupt sei.

Insgeheim beginnen diese Arbeiten sich in der Phantasie des Betrachters zu regen: So hinterlegt der Künstler etwa breite dunkle Streifen mit einer glitzernden Spezialfolie. Das Licht trifft durch schmale Schlitze auf, wird gebrochen und ins Regenbogen-Spektrum zerstäubt. Daher also das besagte Flimmern und Funkeln. Und die quadratischen Formate werden so auf die Eckspitzen gestellt, daß – im Widerspiel mit Rahmung und Linien – eine eigentümlich kreisende optische Irritation entsteht. Hintersinnige Kopfkunst.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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