Richard Serra gab Dortmund da Ja-Wort

Von Bernd Berke

Dortmund. Großes Aufatmen gestern Nachmittag in Dortmund. Der durch Stahlplastiken weltbekannte Künstler Richard Serra (55) hat der Stadt sein Ja-Wort gegeben.

Vermutlich ab 7. Juli können seine großformatigen Zeichnungen im Ostwall-Museum ausgestellt werden.

Serra war erstmals in der Westfalenmetropole. Er ist nahezu berüchtigt dafür, daß er sich Museums-Räume sehr kritisch anschaut, bevor er seine Werke hergibt. Spannend genug: Er sagt entweder ja oder nein. Kompromisse gibt es nicht.

Drei Dortmunder Orte kamen in Frage: Der Kunstverein schied sofort aus, weil er für die überdimensionalen Zeichnungen zu klein ist. Das Harenberg-Hochhaus fiel für tonnenschwere Plastiken gleichfalls aus dem Rennen. Serra gefällt zwar die Architektur des ,,City-Centers“, doch sie paßt, wie er gestern spontan befand, nun mal nicht zu seiner Art von Kunst. Auch hätte die Statik wohl Probleme bereitet.

Also ruhten alle Hoffnungen auf dem Ostwall-Museum. Und hier gefiel Serra sogleich der Lichthof, der schon so viele Künstler vor ihm überzeugt hat. Ingo Bartsch, der Leiter des Hauses: „Bei dieser Entscheidung ist mir ein Stein vom Herzen gefallen.“

Am Ostwall also wird Serra von Juli bis September eine Gruppe von acht riesigen Zeichnungen (jeweils ca. 2,50 mal 4 Meter) zeigen, und zwar – man muß es sich auf der Zunge zergehen lassen – zwischen den Stationen Lissabon und Rom. Die Schau unter dem Titel „Weight and measure“ (Gewicht und Maß) firmiert als Gastspiel des örtlichen Kunstvereins im Museum.

Serra, dessen Stahlskulptur „Terminal“ am Bochumer Hauptbahnhof bundesweit zuden imponierendsten zählt, ist und bleibt Plastiker, auch wenn er zeichnet. Mit dicken Schichten aus schwarzer Ölkreide verleiht er dem Papier eine in die dritte Dimension drängende, geradezu körperhafte Material-Qualität.

Kunstvereins-Leiter Burkhard Leismann hegt unterdessen weiter gehende Hoffnungen: „Wenn der Kontakt zu einem solchen Künstler erst mal hergestellt ist, kann noch mehr daraus werden.“

 

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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