Monatsarchive: März 1995

Allein mit der Ewigkeit – zum 100. von Ernst Jünger

Von Bernd Berke

Als der Zweite Weltkrieg 1945 endete, war dieser Mann bereits 50. Und 1914, als der Erste Weltkrieg begann, war er auch kein Kind mehr, sondern 19 Jahre alt. Heute wird der Schriftsteller Ernst Jünger 100. Eine ungeheuere Lebensspanne. Aber muß man ihn deswegen in mythische Höhen entrücken?

Nein, das muß man nicht. Auch wenn Autoren wie z. B. Botho Strauß oder Rolf Hochhuth in letzter Zeit geradezu vor ihm niederknien: Der am 29. März 1895 in Heidelberg geborene Ernst Jünger hat den Zerfall der Weimarer Demokratie und das Heraufdämmern der NS-Diktatur mit bebendem Pathos gefeiert. Derlei Denk-Schuld wird durch kein biblisches Alter getilgt.

Den Jugendlichen zog’s fort zur Fremdenlegion. In den Ersten Weltkrieg stürzte er sich dann … Weiterlesen

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Flimmern der Freiheit – Wuppertaler Retrospektive zur Bewegungs-Kunst des Gerhard von Graevenitz

Von Bernd Berke

Wuppertal. Mit seinem Publikum hat es Gerhard von Graevenitz (1934-1983) nicht leicht gehabt. Er fand es fade, daß sich viele Leute für die elektrische Apparatur hinter seiner Bewegungskunst interessierten. Auch die psychedelische Wahrnehmung seiner Bilder war ihm ein Greuel: LSD-Schlucker, die sich um 1 968 im Rausch vor seine Werke legten und die optischen Effekte als Zutat genießen wollten, konnten ihm gestohlen bleiben.

In der Retrospektive des Wuppertaler Von der Heydt-Museums sind jetzt 72 Bilder und Objekte des oft verkannten Mannes zu sehen, der 1983 bei einem Flugzeugabsturz in der Schweiz ums Leben kam. Schwerpunkte: Op-art-Muster, die durch scharfe Kontraste zwischen schwarzen und weißen Feldern in scheinbare Bewegung geraten, sowie motorisch oder magnetisch betriebene Werke, die sich … Weiterlesen

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Versteckt im Irrgarten der Bilder – Druckgraphik von Bernard Schultze in Hamm

Von Bernd Berke

Hamm. In solchen Bildern kann man sich verirren: Bernard Schultze (geb. 1915) verstrickt die Blicke des Betrachters in üppige Liniengewächse. Es scheint, als wolle er sich selber drin verstecken. Und so heißt die Hammer Ausstellung seiner Druckgraphik denn auch, einem Schultze-Zitat gemäß: „Das Labyrinth ist mein Schutz“.

Die rund 120 Lithographien und Radierungen gehören fast ausschließlich privaten Sammlern. Die Auswahl beginnt mit dem Blatt „In den Kulissen“ (1950/51). Es zeigt eine noch figurative, womöglich von Theaterszenen inspirierte Gruppierung. Abstrahierte Schatten-Wesen überlagern einander so vielfach im Raum, daß dieser dem Orientierungssinn spottet. Die frühe Lithographie markiert also bereits den Weg in den Irrgarten.

Schultze, der um 1952 (Gruppe „Quadriga“) zu den Mitbegründern des deutschen Informel zählte, ließ das … Weiterlesen

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