Tagesarchive: 19. Mai 2014

Eine Inszenierung vernichtet sich selbst – „Purpurstaub“ bei den Ruhrfestspielen

Wer heutzutage ins Theater geht, braucht eine steife Oberlippe (wie die Briten sagen). Augen zu und durch und keine Schwäche zeigen! Auch wenn die Aufführung grauenvoll ist, wenn man sich für dumm verkauft fühlt und wenn man nicht ein Fitzelchen von dem bekommt, was man sich nach Kenntnis des Stücks (naiv, wie man ja immer wieder antritt) erhofft hatte. Und man erinnert sich an Horst Köhlers Forderung nach irgendwie „vorlagengerechter“ Inszenierung, die zwar von großer Ahnungslosigkeit getragen war, ihren Urheber aber sympathisch machte.

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Noch sind sie alle fröhlich. Szene aus „Purpurstaub“ in der Stuttgarter Inszenierung. Foto: JU Ostkreuz

Die Rede ist von „Purpurstaub“, der abgründigen Komödie von Sean O’Casey, die ihren Honig aus dem schwierigen Verhältnis zwischen Engländern und Iren … Weiterlesen

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„Simst“ du noch oder „whatsappst“ du schon?

Sprachen leben, sie werden von lebendigen Wesen zur Kommunikation genutzt. Und so verändern sie sich auch im Laufe der Lebenszeiten dieser lebendigen Wesen ständig, was manchem der Wesen sauer aufstößt. Andere sehen’s gelassen und machen mit. Bisweilen sind aber auch die Toleranz-Boliden unter den Sprachliebhabern vor arge Verständnisprüfungen gestellt.

„Moment, ich stumme mal eben mein Handy“, schnappte ich unlängst auf und begann spontan in eine Form des Grübelns zu geraten, die mit „Hirnzermarten“ treffender beschrieben wäre. Nach endlos erscheinenden Sekunden der Ratlosigkeit glimmte es erleuchtend auf: Der junge Mensch – und ich vermute mal sein gesamter Freundeskreis – hatte dieses mir bis dahin nicht geläufige Verb entwickelt, um seinen jeweiligen Gegenübern zu bedeuten, dass er sein Mobiltelefon „auf stumm“ schalten … Weiterlesen

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Kraftvolle „Hamletmaschine“ in Dortmund

Die Hamletmaschine

Hamlet (Sebastian Graf) salutiert vor Heiner Müllers Text. Foto: Birgit Hupfeld

Schwarz gewandete Totengräber weisen dem Publikum den Weg zu den Plätzen. „Willkommen in der Maschine“, raunt es bassig.

Im Vordergrund liegen schwarz gekleidete Menschen auf- und übereinander, im Hintergrund steht ein Totengräber am golden glitzernden DJ-Pult. Heiner Müller ist tot – aber was passiert mit seinem Text, seinen Ideen? Sie bleiben, werden aber neu gesampelt und mit neuen Unter- und Obertönen versehen – so die musikalische Umschreibung der Idee hinter der „Hamletmaschine“, die am Sonntag im Studio des Dortmunder Schauspiels Premiere hatte.

Man kann sich Heiner Müllers Stück aus dem Jahr 1977 vorstellen wie eine Collage aus Monolog-Fragmenten, gesprochen von zwei Figuren, die ebenso Hamlet und Ophelia sind wie … Weiterlesen

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Rätsel des Alltags (2): Brezelschwund

In unserer losen kleinen Reihe über Rätsel des Alltags, die vor wenigen Wochen mit dem Stöpsel-Spuk begonnen hat, wenden wir uns heute der Brezel zu.

Die letzten beiden Bühnenveranstaltungen, die ich aufgesucht habe, waren eine groß angelegte Kindertheater-Produktion und ein Klassik-Konzert. Durchaus unterschiedliche Ereignisse also. Doch sie hatten eines gemeinsam: In der Pause gab es keine Brezeln mehr. Das sorgte – unabhängig von Stand oder Alter – jeweils für Murren und Unmut bei jenen, die sich in der Schlange endlich nach vorn gearbeitet hatten.

Wasser, Säfte, Sekt, Wein, Bier – alles kein Problem. Nur die Brezeln waren jeweils vorzeitig „alle“.

Gibt es denn keinerlei Erfahrungswerte über Vorräte, die man in derlei Fällen anzulegen hat? Noch dazu war das Kindertheater nur … Weiterlesen

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