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Abschied vom „lebenslustigen Pessimisten“ – zum Tod des Schriftstellers Günter Grass

Es gab Zeiten, da war sein Ruhm kaum noch zu steigern. Als Günter Grass im Herbst 1999 den Literaturnobelpreis bekam, war er auf dem Gipfel der weltweiten Reputation angelangt. Heute ist Deutschlands gewichtigster „Großschriftsteller“ der Gegenwart mit 87 Jahren gestorben.

Über die Toten nur Gutes, heißt es. Doch manches kann und soll man nicht verschweigen: Die moralische Instanz, die Grass über Jahrzehnte gewesen ist, hat leider Risse bekommen. Sein allzu spätes Eingeständnis, mit 17 Jahren Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, hat die Nation im Sommer 2008 wochenlang bewegt. Vor allem auch konservative Gestalten, die der betont linksliberale Grass zuvor vielfach mit seinen (zuweilen auch polemischen) Äußerungen verärgert hatte, witterten nun ihre Chance auf Revanche. Sie warfen ihm anmaßende Selbstgerechtigkeit … Weiterlesen

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Was hat Thomas Manns „Zauberberg“ mit Castrop-Rauxel zu tun?

Nach einem Tippfehler, einem einfachen Buchstabendreher, setzte sich neulich bei mir eine seltsame Gedankenkette in Gang. Statt Castrop stand da plötzlich Castorp auf dem Papier, und schon wanderte das Gehirn in Richtung Thomas Mann. Sein Hans Castorp kam mir in den Sinn, der Kaufmannssohn aus Hamburg, der in Manns „Zauberberg“ die Hauptrolle spielt.

Marktplatz in Castrop-Rauxel. (Foto lwl)

Aber hatte Thomas Mann etwas mit Castrop-Rauxel zu tun? Kam mir zwar unwahrscheinlich vor, aber um mehrere Ecken gibt es diese Verbindung tatsächlich.

Eine der einflussreichsten Familien, darunter mehrere Ratsherren und Bürgermeister, in Manns Heimatstadt Lübeck waren im späten Mittelalter die Castorps. Ratsherr Hinrich Castorp zum Beispiel handelte 1474 den ersten „Frieden von Utrecht“ aus, der den Seekrieg der Hanse mit England … Weiterlesen

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Günter Grass wird 80: Lebenslustiger Pessimist

Es gab Zeiten, da war sein Ruhm kaum noch zu steigern. Als Günter Grass im 1999 den Literaturnobelpreis bekam, war er auf dem Gipfel der weltweiten Reputation angelangt.

Doch die moralische Instanz, die er über Jahrzehnte gewesen ist, hat Risse bekommen. Sein allzu spätes Eingeständnis, mit 17 Jahren Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, hat die Nation im Sommer 2006 wochenlang bewegt. Vor allem konservative Geister, die der linksliberale Grass zuvor vielfach mit polemischen Äußerungen verärgert hatte, witterten nun ihre Chance auf Revanche. Sie warfen ihm anmaßende Selbstgerechtigkeit vor. Aber waren sie selbst frei davon?

Das Lebenswerk des Mannes, der am 16. Oktober 80 Jahre alt wird, hat jedoch Bestand. Und sein Publikum hat treu zu ihm gehalten. Zudem wird … Weiterlesen

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Zehn Städte wollen ins große Finale – Vorentscheid um die Europäische Kulturhauptstadt

Von Bernd Berke

Die Spannung wächst: Welche zwei bis vier Bewerber um die Europäische Kulturhauptstadt 2010 wird die Jury ins Finale lassen? Seit gestern tagt die Kultusministerkonferenz in Berlin, hier soll heute das Votum verkündet werden. Die WR hat nachgeschaut, wie die zehn Kandidaten ihre Vorzüge im Internet darstellen. Verschiedene Gewichtungen fallen auf.

Fast alle Kommunen führen nicht nur ihre kulturellen Schätze, sondern auch ihr wissenschaftliches oder wirtschaftliches Potenzial ins Feld. Sie hegen vielfach die Hoffnung auf Geldsegen und neue Arbeitsplätze, falls sie das Rennen gewinnen. Zuerst aber muss investiert werden. Wir bleiben neutral und gehen streng alphabetisch vor:

Braunschweig bezieht bewusst die Region mit ein, darunter Wolfsburg mit dem Kunstmuseum und VW als Sponsor. Die Stadt rühmt sich ihrer … Weiterlesen

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In Lübeck trifft man überall die Buddenbrooks – ein vorweihnachtlicher Streifzug durch die Hansestadt

Von Bernd Berke

Der vorher etwas triste Raum im Lübecker „Buddenbrook“-Haus ist nun feierlicht abgedunkelt. Vorn leuchtet ein mit weißen Lilien geschmückter Tannenbaum – ganz wie in Thomas Manns Roman. Es kommt Weihnachtsstimmung auf. Auf den Tellern liegt Naschwerk nach dem Rezept der „Buddenbrooks“: weiße und rote Baisers, dazu Plumcake. Mhh! Nicht zu verachten.

Ein reichliches, ebenfalls dem Roman nachempfundenes Büffet wird etwa vier Stunden später im mittelalterlichen Rathaus den Abend gesellig beschließen. Der legendäre Plettenpudding (Vanillecreme, Himbeer, Makronen) gehört dazu. Dass sich der schwächliche Buddenbrook-Spross Hanno an solchem Nachtisch gründlich den Magen verdorben hat, muss uns wohl nicht weiter stören.

Jetzt dürfen wir erst einmal einer Lesung aus dem Weihnachtskapitel der „Buddenbrooks“ lauschen – vorwiegend sind’s harmonisch klingende Passagen. … Weiterlesen

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Große Zerreißprobe blieb beim Autorenkongreß aus – Ansätze zur deutsch-deutschen Vergangenheitsbewältigung

Aus Lübeck berichtet Bernd Berke

Lübeck. Die große Zerreißprobe blieb aus beim ersten gesamtdeutschen Kongreß des Schriftstelleryerbandës (VS). Der alte und neue Bundesvorsitzende Uwe Friesel (Hamburg) war „sehr überrascht“, daß er und seine Vorstandskollegen bei der Tagung im Kurhaushotel zu Lübeck-Travemünde so ungeschoren davonkamen. Mit 56 von 67 möglichen Delegiertenstimmen wurde der 52jährige Friesel gestern wiedergewählt. Er trat nur unter der Bedingung nochmals an, daß der Vorsitz künftig rotiert. Begründung: Akute Arbeitsüberlastung.

Vor allem vom Berliner Landesverband hatte man heftigeren Einspruch gegen Friesel erwartet – von jenem Verband also, der der aus Leipzig stammende Autor Erich Loest pünktlich zu Kongreßbeginn via „Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt“ nachgesagt hatte, er sei womöglich von Gregor Gysis PDS gesteuert. Schließlich hatte man es an der … Weiterlesen

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