Dortmund: Kochen wird museumsreif

Von Bernd Berke

Mit dem „Deutschen Kochbuchmuseum“, das im Frühjahr 1988 im Westfalenpark eröffnet werden soll, will Dortmund einen bundesweit einzigartigen Leckerbissen bieten.

Auf einer vorerst bescheidenen Fläche von 8 mal 40 Metern entsteht, nach einem 3-Millionen-Umbau, im Obergeschoß des ehemaligen Ausflugsrestaurants „Buschmühle“ das neue Museum. Für die Einrichtung stehen 250.000 DM bereit, der Ankaufsetat soll – je nach Marktlage – „flexibel“ gehandhabt werden.

Das Konzept wird von Mitarbeitern des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte entwickelt und stellt das 19. Jahrhundert sowie die kulturgeschichtlichen statt der kulinarischen Aspekte in den Vordergrund. In den Umkreis gehört z. B. auch das Themen Tischsitten. Und es lassen sich an Koch- und Eßgewohnheiten auch ganz generell „Klassenverhältnisse“ ablesen.

Im Mittelpunkt der ersten Ausstellung wird mit schöner Selbstverständlichkeit Henriette Davidis (1801-1876) stehen, die Dortmunder Koch-„Päpstin“. Ihre Rezeptsammlungen wirkten normbildend auf weite Teile des Bürgerturns, und zwar auch in – wie man damals wohl sagte „volkserzieherischer“ Hinsieht. Um welch eiserne Rollen Verteilung es damals ging, läßt etwa der Davidis-Buchtitel „Der Beruf der Jungfrau“ ahnen. Kürzlich stieß man in Dortmund sogar auf eine US-Ausgabe der Davidis, die eigens für Deutsche in Amerika umgeschrieben worden war. In dieser Version lernte man u. a. Feinheiten bei der Zubereitung von Bärenfleisch.

Einen ersten Vorgeschmack aufs künftige Museum im Park bietet derzeit eine kleine Ausstellung im Studio des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (Hansastraße). Schon hier zeigt sich, daß keine bloße Aneinanderreihung von Koch-Buchrücken (über 600 Verschiedene Bände sind schon vorhanden) beabsichtigt ist. Alle erdenklichen Gegenstände, die mit Kochen. Essen und Trinken zu tun haben, kommen in Betracht – von der Tischdecke bis zum Herd, von der Puppenküche bis zum Besteck. Wer solche historischen Stücke besitzt, kann sie unter 0231 / 542-25525 dem Museum anbieten.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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