Von Bernd Berke
Dortmund. Der nackte Menschenkörper vor der Kamera. In allen denkbaren Posen, Verfremdungen, Freiheiten und Zwängen; kultiviert, erhöht, aber auch vergewaltigt.
Von der Erotik bis zur Erniedrigung, vom Bild mit Kunstanspruch bis zum Kommerz-Reißer reicht das Spektrum der Ausstellung „Das Aktfoto“, die jetzt – nach langen und zähen Verhandlungen – im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen ist. Höchstwahrscheinlich wird dies die einzige Station nördlich der Mainlinie bleiben. Die Schau, die besonders in München Furore machte (die WR berichtete ausführlich) und nun via Frankfurt und Wien ins Revier kommt, dürfte, trügen nicht alle Sinne, wohl die bestbesuchte Ausstellung dieses Jahres in Dortmund werden. Ob sich, wie in München geschehen, auch hier Besucher vor den Bildern ihrer Textilien entledigen, bleibt abzuwarten.
Pornographie hinter einer Stellwand
2000 Exponate waren in München zu sehen. Für Dortmund wählte Dr. Jörn Christiansen rund 700 Bilder aus. Christiansen beabsichtigt eine Konzentration aufs Wesentliche, einen gerafften historischen Überblick sowie ein Kaleidoskop verschiedener Themen und Funktionsbereiche (z. B.: der nackte Körper auf Daguerreotypien, im Umfeld der FKK- und Body Building-Bewegung, des Journalismus und der Werbung). In einer verschwiegenen Ecke, hinter einer Tafel, die Jugendliche unter 18 vor dem Zutritt warnt, finden sich auch einige Beispiele für pornographische Lichtbilder.
Zusammenhänge und Querbezüge dieser ungünstig auf drei Etagen verteilten Ausstellung muß man sich erst erschließen. Fachkundige Führungen und eine Diaschau sollen dieses Problem mildern. Die Ausstellung dauert vom 21. September bis zum 8. Dezember. Der eigens für Dortmund erweiterte Katalog kostet 39 DM.