Wo das Glück sich zeigen kann

Es hat schon ein wenig genervt, wie die ARD für ihre Themenwoche übers Glück vorab die Trommel gerührt hat. Sogar zum Tagesschau-Nachrichtenstoff wurde der eigene Programmschwerpunkt. Was aber Anke Engelke jetzt unter dem Titel „Sowas wie Glück“ präsentiert hat, war wirklich berührend.

Anke Engelke (vorn rechts) auf Glückssuche - hier bei einer Chorprobe. (© WDR/Tom Trambow)

Anke Engelke (vorn rechts) auf Glückssuche – hier bei einer Chorprobe. (© WDR/Tom Trambow)

Auf der Suche nach dem Glück begab sich die vor allem mit Komik bekannt gewordene Fernsehfrau auf Deutschlandreise. Anfangs konnte man noch argwöhnen, hier stelle ein Promi wohlfeile Betroffenheit zur Schau. Doch das war nicht der Fall. Anke Engelke erwies sich als richtige Besetzung fürs Thema: zuversichtlich, aber nicht bodenlos optimistisch; einfühlsam ohne unnötiges Drumherum; komisch nur dann, wenn der Augenblick es zuließ. Den etwas windschiefen Satz „Ich bin zuständig fürs Emotionale“ wollen wir ihr gern verzeihen.

Bewegende Weisheit der krebskranken Kinder

Vor allem ihre Gespräche mit krebskranken Kindern in einer Essener Klinik waren ungemein bewegend. Auch dort, wo man es nicht vermutet, gibt es große Glücksmomente. Wie früh diese Kinder gereift sind – weit über ihr Lebensalter hinaus. Wie da ein Mädchen, dem gerade der Magen wegoperiert worden ist, sich tapfer vornimmt: „Man muss für seine Eltern stark sein…“ Wie da ein unheilbar kranker Junge, der weiß, dass er sterben wird, seiner Mutter verkündet, er wolle nach seinem Tod ihr Schutzengel werden. Da darf man schon mal ziemlich feuchte Augen bekommen…

Die Fröhlichkeit beim Gesang

Per Zeitungsanzeige suchten Anke Engelke und ihr Team gezielt unglückliche Menschen, die beispielsweise ihre Partner oder die Arbeit verloren hatten. Aus ihren Reihen wurde ein Chor zusammengestellt, der schließlich nach zwölf Wochen Proben in der Kölner Philharmonie auftrat. Und siehe da: Das Singen in der Gemeinschaft schmiedete nicht nur zusammen, sondern setzte nachweislich Glückshormone frei. Wie schön war es, die strahlenden Gesichter beim Auftritt zu sehen – dieselben Gesichter, die Wochen vorher nur von Sorgen zerfurcht waren.

Schließlich jene rund hundertköpfige Dorfgemeinschaft im deutschen Südwesten. Gewiss, da wehte ein leicht esoterischer Hauch. Doch das Glück, das aus solcher Gemeinsamkeit fließen kann, war auch hier mit Händen zu greifen. Leute, die ihren höchst unterschiedlichen Besitz offenlegen, teilen und also niemanden abstürzen lassen, haben eben einiges für sich.

Lebendige Gemeinschaft

Immer wieder leuchteten unterwegs kleine oder größere Glücksanlässe auf: die „geerdete“ Arbeit im Garten, die Geburt eines Zickleins, eine 60 Jahre währende Ehe, wobei der Mann beinahe schon unverschämt glücklich wirkte.

Und das Fazit? Nun, dass Sex und Geld nicht platterdings als allerbeste Glücksquellen gepriesen wurden, durfte man wohl erwarten. Eher ging es in diese Richtung: Man sollte sein ganz persönliches Glücksbedürfnis mit wachen Sinnen wahrnehmen, es gleichsam hegen und pflegen. Man sollte sich mehr zutrauen. Gesundheit und lebendige Gemeinschaft sind hohe Güter, wenn nicht die höchsten. Was außerdem noch entstehen kann, wird sich dann beizeiten zeigen.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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