Monatsarchive: Oktober 2013

Richard Wagners Steinway-Flügel „gastiert“ in Düsseldorf

Richard Wagners Steinway-Flügel kommt nach Düsseldorf. Aus Anlass des 200. Geburtstags Wagners, und weil die Villa Wahnfried in Bayreuth derzeit grundsaniert wird, „tourt“ der Steinway von 1876 durch die fünf Häuser des weltbekannten Klavierbauers in Deutschland. Vom 4. bis 9. November steht das reich verzierte Instrument aus braunem Holz im Steinway-Haus in der Immermannstr. 14-16. Wer einen Termin vereinbart (E-Mail: wagner@steinway.de), darf ihn auch spielen: „Interessierte können den Flügel im Dreißig-Minuten-Takt ausprobieren“, kündigt Verkaufsleiter Wolfgang Kaczmarek an.

Der Flügel mit der Opus-Nummer 34304 war ein Geschenk der Firma Steinway & Sons New York zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele 1876. Über dem Manual trägt er die Inschrift „Festgruß aus Steinway Hall“. Damals repräsentierte der Flügel technisch den neuesten Stand; er … Weiterlesen

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Im Zeichen der immerwährenden Krise: Die Theaterwelt traf sich unter der Akropolis

Ausgerechnet in Athen fand das jährliche Treffen des IETM (International network for contemporary performing arts), des größten Theaternetzwerkes Europas mit Sitz in Brüssel, statt.

Rund 500 Delegierte aus allen Bereichen der darstellenden Kunst orakelten über die Zukunft des Theaters in Europa – Künstler, Manager, Festivalleiter, Kulturpolitiker.  Drei Tage lang wurde diskutiert, verhandelt und geforscht. Die Tagungsorte waren ehemalige Orte des Business: eine stillgelegte Gasfabrik und die alte Börse, beides nun (ähnlich wie an vielen Orten Europas) kulturell genutzte Räume, die nach Aufbruch riechen.

Aber der Geruch täuscht. Geld für freie Kunst gibt es in Athen so gut wie keines. Man sucht europäische Partner und kulturpolitische Unterstützung. Naturgemäß wurden die Fragen nach Zukunft der Kunst und Kultur nicht endgültig beantwortet. Und … Weiterlesen

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Mercedes gegen BMW: Duell des Zufalls

Das hört sich so simpel an wie eine Kinderfrage: Welches Auto ist besser – BMW oder Mercedes? Allen Ernstes wollte das ZDF diese Frage beantworten. Allen Ernstes? Naja, doch nicht so ganz. Wahrlich ein Luxusproblem. Dass zwei solch starke Edelmarken aus Deutschland kommen, ist ja nun wirklich ein Pfund. Und dann gibt’s auch noch Audi, Porsche und ein paar andere. Man muss es sich diese Laufkultur nur leisten können…

Sinnarme Hektik

In knapp 45 Minuten sollte „BMW gegen Mercedes – Das Duell“ entschieden sein. Da ging es um Fahrverhalten, Wirtschaftlichkeit, Service-Qualität, „Kultfaktor“, Sicherheit, Werthaltigkeit beim Wiederverkauf und faire Arbeitsbedingungen bei der Herstellung. Bei so wenig Zeit und so vielen Kriterien war sinnarme Hektik angesagt.

Mercedes kontra BMW (@ ZDF/Uwe Kielhorn)

Mercedes kontra BMW (@ ZDF/Uwe Kielhorn)

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Staub aufwirbeln mit Bach: Britta Lieberknechts Tanzperformance „Die Kunst des Staubsaugens“

Der Tanz mit dem Staubsauger ist mir aus alten Zeiten bekannt. Als meine Mutter den Teppich im Wohnzimmer mit dem Vorwerkgerät von Staub befreien wollte, schmissen mein Vater und ich die Beine hoch, als wäre der Can Can angesagt und mit Schwung schob sie das immer noch lauteste Haushaltsgerät unter den schwingenden Beinen hin und her. Sie tat dies allerdings ohne die musikalische Hilfe Johann Sebastian Bachs. Unser Plattenwechsler hatte nicht die Kraft, den Sound des Saugers zu überbügeln.

In Köln hat sich nun die Choreographin Britta Lieberknecht, von der man während ihrer langen Schaffenszeit schon viel Kurioses hat erleben dürfen, der scheinbar widersprüchlichen Gegenüberstellung von Staubsaugern und Musiken von J.S. Bach angenommen. Dass der Mensch heute von allerlei Geräusch, … Weiterlesen

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Für die Ruhmeshalle der Opernregie: Hilsdorfs überwältigender „Eugen Onegin“ in Köln

Es war einer jener Opernabende, die – wie es Zerbinetta in Strauß‘ „Ariadne auf Naxos“ sagt – hingegeben stumm machen. Bei dem man den Eindruck hat, noch so gewählte Worten blieben schmerzhaft ungenügend hinter der Tiefe des Erlebten zurück. Bei dem jede Beschreibung vergeblich ist, die versucht, dem unmittelbaren Eindruck einen Begriff zu geben. Bei dem es dem Rezensenten schwer fällt, die professionelle Distanz zu wahren.

Geschafft hat das kein „neuer Gott“, sondern ein erfahrener Regisseur, in Einklang mit einem wunderbaren Team: Dietrich Hilsdorf hat in Köln im Zeltbau am Hauptbahnhof einen „Eugen Onegin“ erarbeitet, der es zumindest auf einen Spitzenplatz bei den diversen Umfragen zur besten Inszenierung der Saison schaffen müsste.

Olesya Golovneva (Tatjana) und Andrei Bondarenko (Onegin) in der Kölner Inszenierung von Tschaikowskys "Lyrischen Szenen". Foto: Paul Leclaire/Oper Köln

Olesya Golovneva (Tatjana) und Andrei Bondarenko (Onegin) in

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Ein Stöckchen geht von Blog zu Blog…

Ich weiß nicht, wem dieses Spielchen zuerst eingefallen ist und wo das „Stöckchen“ ursprünglich herkommt. Eigentlich mag ich solche Kettengeschichten nicht, aber bitte: Ich möcht‘ ja auch kein Spielverderber sein.

Außerdem kann ich ja schlecht „Nein“ sagen, wenn der Blogger Hans J. Schiebener (http://www.schiebener.net/wordpress/), der auf seinem Diaspora-Posten draußen im Sauerland unermüdliche Aufklärungsarbeit leistet, wenn also dieser schätzenswerte Mann schreibt: „Das Blog-Stöckchen geht weiter an den von mir sehr geschätzten Dortmunder Journalisten und Facebook-Bewohner Bernd Berke, der mit seinem Blog ‚Revierpassagen‘ (…) die Kultur im Ruhrgebiet und darüber hinaus professionell pflegt.“ Eiwei, da werde ich ja rot. Außerdem gäb’s dieses Blog nicht ohne die großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich reiche das dicke Lob gerne an sie weiter.

Dargebracht von weiblicher Hand: Der Blog-Stock wandert fort und fort... (Amateurfoto: Bernd Berke)

Dargebracht

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Dualismus und Erlösung: Vera Nemirovas „Tannhäuser“-Inszenierung in Frankfurt

Iso-Matten, Rucksäcke, bunte Käppis: Die Truppe sieht aus, als komme sie gerade vom Weltjugendtag. Zum frommen Klang der Pilgerchor-Melodie lässt man sich nieder. Viele beten, manche denken in sich versunken nach. Eine Gruppe zieht ein, schleppt ein riesiges Kreuz mit sich. Alle scharen sich darum. Dann übermannt der Schlaf das Völkchen.

So lange, bis die ersten Tremoli der Venusberg-Musik aufzüngeln: Jung und Alt werfen sich in die Arme, bald fliegen die Klamotten. Die fröhlichen Nackten ziehen einem weiß-blauen Himmel entgegen. Doch das venerische Treiben geht nicht lange gut: In Richard Wagners Orchester setzen sich die Pilgerchor-Motive wieder durch. Zuckende Leiber kriechen mit Gesten des Entsetzens und der Reue zum Kreuz. Klagende Gebärden zur triumphal vom Blech intonierten erhabenen Melodie.

Szene aus der Ouvertüre zu "Tannhäuser" in der Inszenierung von Vera Nemirova in Frankfurt. Foto von 2007: Monika Rittershaus

Szene

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Zweierlei Herbst des Lebens: Louis Begleys Roman „Erinnerungen an eine Ehe“

Der Schriftsteller Philip hat Frau und Tochter durch tragische Umstände verloren. Früher hat er in Paris und New York komfortabel gelebt, jetzt aber hat er sich zurückgezogen.

Durch Schmerz und Trauer ist er gleichsam ein Außenstehender geworden, doch betrachtet er die Dinge des Lebens aus freundlicher Distanz, mit mildem Sinn.

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Eines Abends trifft er im New Yorker Ballett-Publikum seine mondäne Jugendfreundin Lucy, eine geborene De Bourgh und somit dem Ostküsten-(Geld)-„Adel“ zugehörig, der quasi schon mit der „Mayflower“ in die Neue Welt gekommen ist und daraus einige Privilegien herleitet. Sie lädt Philip ein und will reden, reden, reden. So beginnt Louis Begleys Roman „Erinnerungen an eine Ehe“, dessen illusionslos-lakonische Vorgabe so lautet: „Lucy war alt; ich war alt.“ Sie beide kennen … Weiterlesen

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Altes Lied ganz neu: Die Nibelungen am Schauspielhaus Bochum

Die Männer sitzen ums Feuer und singen ein altes Lied in einer fremden Sprache, einer spielt Gitarre dazu. Hin und wieder versteht man sogar ein Wort: Denn die Sprache ist Mittelhochdeutsch und die Geschichte, über die sie singen, erzählt von Siegfrieds Heldentaten und Kriemhilds Rache. Regisseur Roger Vontobel hat für das Schauspielhaus Bochum Hebbels „Die Nibelungen“ inszeniert und das Stück buchstäblich als „Nibelungenlied“ kongenial an seine Ursprünge zurückgeführt.

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Der lange Schatten von Auschwitz – Michel Laubs Roman „Tagebuch eines Sturzes“

Ob nach Auschwitz sich noch leben lasse, war eine zentrale Frage, die der Philosoph Theodor W. Adorno gestellt hat. Er gab damit einen Anstoß, über Sinn und Wert des Lebens, über Schuld und Verantwortung angesichts der NS-Gräuel nachzudenken. Was der Vertreter der Frankfurter Schule gesellschaftlich und historisch zu hinterfragen suchte, reflektiert Michel Laub am Beispiel (s)einer Familie.

Der Autor, jüdischer Herkunft, ist Journalist, Jahrgang 1973, und wurde im brasilianischen Porto Alegre geboren. In seinem autobiographischen Roman „Tagebuch eines Sturzes“ erzählt er die Lebensgeschichte seines Großvaters, seines Vaters und seiner selbst. Laub, der in seiner Heimat zu wichtigsten zeitgenössischen Autoren gehört, beschreibt über weite Strecken in einzelnen Sequenzen, Szenen oder Momentaufnahme, was der Angehörige einer jeweiligen Generation erlebt und durchlitten hat.… Weiterlesen

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Besessene Musizierlust: Leonidas Kavakos und Enrico Pace in der Philharmonie Essen

Leonidas Kavakos, geboren 1967 in Athen, zählt zu den gefragtesten Geigern unserer Zeit. (Foto: Decca/Daniel Regan)

Leonidas Kavakos, geboren 1967 in Athen, zählt zu den gefragtesten Geigern unserer Zeit. (Foto: Decca/Daniel Regan)

Kein Glamour, kein Starkult, kein Spektakel. Leonidas Kavakos blickt beinahe ein wenig mürrisch drein, als er die Bühne der Philharmonie Essen betritt. Der berühmte griechische Geiger wirkt wie ein Mönch der Musik.

Über seiner schlichten schwarzen Kleidung hebt sich ein Gesichtsoval ab, das neben Konzentration auch die Skepsis eines Menschen spiegelt, der in der Kunst nach Wahrheit sucht. In der Hand hält er die kostbare „Abergavenny“-Stradivari, erbaut im Jahr 1724, benannt nach einem walisischen Örtchen, dessen Domherr einer der Vorbesitzer des Instruments war.

Seit drei Jahren lebt und arbeitet Kavakos mit dieser Violine. Auf ihr hat er die Gesamtaufnahme von Beethovens Violinsonaten eingespielt, für … Weiterlesen

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Zum Klang wird hier die Zeit – die Pianistin Elisabeth Leonskaja mag’s philosophisch

Die Pisnistin Elisabeth Leonskaja kann auch zupacken. Foto: Wohlrab/KFR

Die Pianistin Elisabeth Leonskaja spielt konzentriert und hoch sensibel. Foto: Wohlrab/KFR

Sie gilt als die „Grande Dame“ der russischen Klavierschule und wird damit in eine Reihe großer Pianisten wie Heinrich Neuhaus, Emil Gilels oder Svjatoslav Richter gestellt. Entsprechend ehrfürchtig sprechen Kenner und Fans über Elisabeth Leonskaja, die am Moskauer Konservatorium studierte und alsbald große internationale Wettbewerbe gewann. Ihre Weltkarriere begann 1979 bei den Salzburger Festspielen, und bis heute fasziniert ihre Art, der Musik so ruhig wie kraftvoll zu begegnen. Dabei erweist sie sich vor allem als Meisterin der Klangnuancen.

Das hat sie jüngst wieder einmal, im Dortmunder Konzerthaus, unter Beweis gestellt. Mit einem Programm, das teils packenden Zugriff sowie  gestalterische Klarheit und Sinn für diffizile Farbgebung verlangt. Leonskaja geht energisch … Weiterlesen

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Veronica Ferres als Seelsorgerin: Barmherzige Bibelsprüche und viel Psycho-Jargon parat

Weiß der Himmel, woran das liegt: Jedenfalls ist Veronica Ferres eine Schauspielerin, an der sich die Geschmäcker scheiden. Gern gebe ich zu, dass ich nicht zu ihren Anhängern zähle und daher auch ihren neuesten Fernsehfilm „Lena Fauch – Gefährliches Schweigen“ (ZDF) mit gehöriger Skepsis eingeschaltet habe.

Lena Fauch (Veronica Ferres, li.) spendet Muriel (Xenia Assenza) Trost. (© ZDF/Bernd Schuller)

Lena Fauch (Veronica Ferres, li.) spendet Muriel (Xenia Assenza) Trost. (© ZDF/Bernd Schuller)

Nun muss man aber zugestehen, dass die Geschichte alles in allem ordentlich erzählt wurde. Kameraarbeit und Musikeinsatz konnten sich sehen bzw. hören lassen, wenn auch die Stilmittel der Zeitlupe, der leeren weißen Flächen und der tröpfelnden Klavierklänge eine Spur zu oft verwendet wurden. Aber egal. Seien wir nachsichtig.

Wüste Kreuz- und Querbezüge

Polizeiseelsorgerin Lena Fauch (Ferres) siedelt aus dörflicher Idylle nach … Weiterlesen

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Dialekte als eigene Sprachen?

Man hat sich schon daran gewöhnt: In Nordspanien gibt es die Straßenschilder auf Katalanisch. Und natürlich, auf Mallorca muss es Mallorquin sein. Baskisch gilt sowieso als die Mutter aller separatistischen Bewegungen – immer mehr Dialekte wollen eigene Sprachen sein, und zumindest beim Baskischen trifft das ja auch zu. Aber wie ist es mit Korsisch, Sorbisch oder Okzitanisch?

Auch auf Fischerbooten steht Sant Troupes.(Foto: hhp)

Auch auf Fischerbooten steht Sant Troupes.(Foto: hhp)

Saint-Tropez zum Beispiel ist in aller Welt unter diesem Namen bekannt, aber die wenigen noch verbliebenen Einheimischen zeigen sich stolz als Bewohner von „Sant Troupes“. An den Ortseingängen stehen jetzt zwei Schilder – das größere mit dem Ortsnamen „Sant Troupes“ im okzitanischen Dialekt rückt das französische „Saint-Tropez“ an den unteren Rand. Ach ja, Okzitanisch will ja … Weiterlesen

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Familienfreuden XI: Die Lauschabschaltautomatik

Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Zeit, sobald Fiona sprechen kann. Wenn sie ein bisschen nach mir kommt, sollte es da mit der Quantität keine Probleme geben.

Ob sie wohl auch Wörter erfinden wird? Bei mir heißen bequeme Pantoffeln zum Beispiel Kuschelpuscheln und wenn ich nicht gut drauf bin, aber nicht weiß warum, bin ich unduchtig.

Vielleicht wird es in Fi’s Leben auch kuriose Szenen geben wie jene, die ich zwischen einem Jungen und einem Mädchen hörte, beide sahen aus wie 12: „Damit Du auf dem aktuellen Stand bist“, sagte er und sie nickte eifrig: „Ich und Luise waren so zwei, drei Jahre zusammen.“ Damit war auch ich auf dem aktuellen Stand und außerdem sehr erstaunt.

Kinder - die Meister der Worterfindungen! (Zeichnung: Albach)

Kinder – die

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Wagner-Jahr 2013: Die Jugendoper „Das Liebesverbot“ in Leipzig

Wagner in Leipzig: Das neue Wagner-Denkmal von Stephan Balkenhol. Foto: Werner Häußner

Wagner in Leipzig: Das neue Wagner-Denkmal von Stephan Balkenhol. Foto: Werner Häußner

Wagners Verdikt scheint eindeutig: „Ich irrte einst und möcht‘ es nun verbüßen. Wie mach‘ ich mich der Jugendsünde frei?“. Die Widmung an König Ludwig II. von Bayern galt dem heiter-sinnlichen „Liebesverbot“. Geniusworte werden gemeinhin nicht kritisch hinterfragt. So wurde Wagners opéra comique „Das Liebesverbot“ nach seinem Tode erst 1914 wieder aufgeführt und blieb seitdem ein nur gelegentlich beachteter Sonderling.

Kein Wunder: Wagner selbst hat sich nach der katastrophal misslungenen einzigen Aufführung 1836 in Magdeburg vom Konzept der opéra comique, wie es ihm im Theateralltag in den Werken Daniel François Esprit Aubers formvollendet entgegentrat, gelöst und andere Wege beschritten, die ihn letztlich zurück zur romantischen Sphäre der „Feen“ geführt … Weiterlesen

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Verdis „Macbeth“ in Essen: Das Drama der lebenden Toten verläuft sich in Bildern

Gun-Brit Barkmin als Lady Macbeth in Essen. Foto: Matthias Jung

Gun-Brit Barkmin als Lady Macbeth in Essen. Foto: Matthias Jung

Ein kleiner Erdhügel zu den gläsernen punktierten Zweiunddreißigsteln des Vorspiels von Verdis „Macbeth“. Ein Grab. Zwei Menschen nähern sich ihm, Lilien in den Händen. Der Fortissimo-Sturm der scharf akzentuierten Bläser bricht los. Unter der Bühne kracht und knallt es; ein riesiger Baum reißt sich los, kämpft sich hinauf in den dunklen Himmel, als starte ein monströses Raumschiff. Die Wurzeln triefen zu Boden – dorthin, wo sich ein kreisrunder Schlund geöffnet hat.

Mit einem spektakulären Bild werden die Zuschauer im Essener Aalto-Theater von Bühnenbildner Christof Hetzer in Verdis abgründige Tragödie hineingestoßen. Baum und Grab – Symbole für Leben und Tod – bilden die zentralen Motive der Bühne; Abgrund und Brücke treten … Weiterlesen

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Oben und unten, drunter und drüber – „Das Ungeheuer“ von Terézia Mora

Darius Kopp war „der einzige Mann auf dem Kontinent“, die Hauptfigur in Terézia Moras vorangegangenem Roman. Liest man nun die Fortsetzung „Das Ungeheuer“, so wünscht man sich inständig, er wäre – zumindest in der Fiktion – einfach der einzige Mann geblieben und niemand müsse sich die Mühe machen, ihn auf seinen weiteren, von Selbstmitleid geprägten Wegen zu begleiten. Im „einzigen Mann“ beginnt die komplizierte Liebe zwischen dem IT-Experten Darius und der dolmetschenden Gelegenheitskellnerin Flora, einer gebürtigen Ungarin. „Das Ungeheuer“ nun beginnt mit einem Schock. Flora hat Selbstmord begangen. Darius fühlt sich in dem, was er Trauer nennt, gefangen. Er hat Aufzeichnungen Floras in ihrer Muttersprache gefunden und lässt diese übersetzen. Doch erst nach einem Jahr selbstgewählter Klausur in seiner Wohnung … Weiterlesen

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Alles verlieren, um eine Zukunft zu haben – Peter Stamms Roman „Nacht ist der Tag“

Als Gillian, eine erfolgreiche Fernsehmoderatorin und attraktive Enddreißigerin, nach einem schweren Autounfall im Krankenhaus erwacht, ist ihr Leben aus den Fugen geraten. Ihr Mann ist beim Unfall ums Leben gekommen, und in ihrem Gesicht klafft ein großes, hässliches Loch. Doch seltsamerweise kann Gillian nicht richtig um ihren Mann trauern, und dass ihre Nase abhanden gekommen ist, quittiert sie mit gleichgültigem Trotz. Die Wunder der modernen plastischen Chirurgie werden es schon wieder richten! Was sie viel mehr beunruhigt, ist das Gefühl, dass ihr ganzes Leben, ihr Job, ihre Ehe nur Lügen waren, eine bröckelnde Fassade, die jetzt endgültig zum Einsturz gekommen ist. Dieses Leben, weiß Gillian, ist nun unwiederbringlich vorbei: „Ich bin weg“.

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Aber wie soll es weitergehen? Die Bücher des … Weiterlesen

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„Zeitreise-Show“: Kerner ist wieder beim ZDF

Früher war der Mann aus dem ZDF-Programm gar nicht wegzudenken: Da hat Johannes B. Kerner bei den Mainzern alles wegmoderiert, was angefallen ist. Sport, Talk, Shows. Egal. 2009 kam der Karriereknick. Bei SAT.1 häufte Kerner einige Misserfolge an. Jetzt ist er – nach fast vier Jahren Pause – wieder beim ZDF.

Von der „Heimkehr des verlorenen Sohnes“ war schon vorab die Rede. Aber gemach. So biblisch muss man das wirklich nicht formulieren. Sagen wir’s einigermaßen nüchtern: Sein neuer Job ist „Die große Zeitreise-Show“ – und dabei handelt es sich um ein Geschichtsquiz, das überwiegend mit Raten, manchmal auch mit schlauem Schlussfolgern, aber nicht so sehr mit Wissen und der Kenntnis von Zusammenhängen zu tun hat.

Haltlos johlendes Saalpublikum

Das schon … Weiterlesen

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Operette am Rande: Eindrücke von einer vernachlässigten Gattung aus Hagen und Wuppertal

Mondän: Banu Böke als Rosalinde in der Wuppertaler "Fledermaus". Foto Uwe Stratmann

Mondän: Banu Böke als Rosalinde in der Wuppertaler „Fledermaus“. Foto Uwe Stratmann

Operette – einst die Brot- und Butter-Gattung deutscher Stadttheater, ist an vielen Häusern weit in den Hintergrund getreten. Operetten-Ensembles mit ihren Diven, Liebhabern und Komikern gibt es nicht mehr. Das Repertoire, so man überhaupt noch davon sprechen kann, ist auf ein paar Titel zusammengeschrumpft. Dramaturgen-Fantasie glänzt meist durch Abwesenheit.

Man müsste nur bei Volker Klotz nachsehen – doch trotz dessen flammenden Plädoyers für die Gattung bleibt es bei diversen Fledermäusen, Lustigen Witwen und Csárdásfürstinnen. Dazu hin und wieder missverstandener Offenbach oder eine Galoppade des weißen Röss’l.

Wer etwas anderes kennenlernen will, muss etwa nach Gera fahren, wo bald wieder die Operette des Kubaners Moїses Simons „Du bist ich“ … Weiterlesen

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Gastbeitrag: „Warum der Museumsbau am Ostwall nicht abgerissen werden darf“

Dem Gebäude, das früher das Dortmunder Museum am Ostwall beherbergt hat, droht der Abriss. Unsere Gastautorin Sabine Schwalbert hat für den Erhalt des Baus eine Online-Petition gestartet, die bis zum Schlusstag (18. September 2013) von 5115 Menschen unterzeichnet wurde und – zusammen mit weiteren Unterschriften – dem Rat der Stadt Dortmund übergeben werden soll. Hier erklärt sie, was sie zu der Petition und zum weiteren Engagement bewogen hat:

Dortmund im Jahr 1947: Die Innenstadt ist nach dem Zweiten Weltkrieg zu mehr als 90 Prozent zerstört. Experten erwägen zunächst, Dortmund an einem anderen Ort komplett neu aufzubauen. Nach einem äußerst harten und kalten Winter 1946/47, der viele Todesopfer forderte, fehlt es nicht nur an Geld, Bau- und Heizmaterial, sondern auch an … Weiterlesen

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Ein Requiem zum 200. Geburtstag: Giuseppe Verdis Totenmesse erklingt in Essen

Giuseppe Verdi schrieb sein "Requiem" in der langen Pause zwischen "Aida" und "Otello"

Giuseppe Verdi schrieb sein „Requiem“ in der langen Pause zwischen „Aida“ und „Otello“

Am Beginn steht die Bitte um ewige Ruhe. Aber der Text der katholischen Totenmesse schildert auch die Schrecken der Apokalypse: den Tag des Jüngsten Gerichts, der alle Kreatur vor dem Urteil des Schöpfers zittern lässt.

Im 1791 komponierten Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart strömt der Schall der letzten Posaune noch in balsamischer, letztlich tröstlicher Wehmut dahin. Nichts davon 83 Jahre später in der Vertonung von Giuseppe Verdi. Wenn ferne Trompeten von der Ankunft des höchsten Richters künden, steigern sich die Fanfaren alsbald zu einem beharrlichen Blechblas-Geschmetter, das durch Mark und Bein geht. Der Jüngste Tag („Dies irae“), schon bei Mozart ein Sturm des Schreckens, hämmert uns bei … Weiterlesen

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Martin Kippenberger ist nicht tot: Premiere am Schauspiel Köln

Ein U-Bahnschacht auf einer griechischen Insel, der nicht zum Zug führt. Doch vielleicht ist der Metro-Bahnhof ja gar keine Attrappe, sondern symbolisiert die Idee eines weltumspannenden Streckennetzes? Ein Dorf braucht eine U-Bahn eigentlich auch viel nötiger als die Großstadt, wo ohnehin immer etwas los ist. Ist Köln ein Dorf? Weil alle sich kennen und dauernd übereinander reden? Und die Griechen möchten auch mal weg, eine U-Bahn-Fahrkarte können sie sich vielleicht noch leisten. Direkt am Dom steigen sie aus und kaufen Döner. „Du Assi, das heißt Gyros“, sagt der Türke.

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Glanz und Bravour – der Countertenor Philippe Jaroussky im Konzerthaus Dortmund

Philippe Jaroussky: Gesang nicht nur von dieser Welt. Foto: Pascal Rest

Philippe Jaroussky im Konzerthaus Dortmund: Gesang nicht nur von dieser Welt. Foto: Pascal Rest

Ein Ton wie aus dem Nichts. Stark und klar geformt, mit kristallinem Glanz den Raum füllend, balsamisch strömend, um alsbald in allerlei Farben zu schimmern. Solcherart betörender Gesang, den Philippe Jaroussky anstimmt, scheint kaum von dieser Welt zu sein. Nun, immerhin formuliert der französische Countertenor gerade den Dank des Aci an Jupiter für das Geschenk der Unsterblichkeit, in Arienform gegossen von Nicola Porpora. Da darf es schonmal engelsgleich klingen.

Der italienische Komponist gilt als Meister der barocken Opera seria, war Zeitgenosse Vivaldis, zeitweise Konkurrent Händels in London, als es darum ging, die besseren Stücke und virtuosesten Sänger dem Publikum schmackhaft zu machen. Porpora schrieb mehr als … Weiterlesen

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Theater Oberhausen: Im Bett mit Brecht

Ist Theater wie Sex: Die Schauspieler stimulieren die Zuschauer? Oder ist Theater ein Hospiz, in dem man der Kultur beim Sterben zuschauen kann? Das Theater Oberhausen lädt sein Publikum ein zum Nachdenken über Theater. „Brecht“ ist ein Mixed-Media-Abend auf der Meta-Ebene – eine Mischung aus Puppenspiel und Schauspiel, Improvisation und Quatsch.

Im Zentrum steht Brecht, eine wundervoll gestaltete Puppe der renommierten Puppenspielerin Suse Wächter, die an diesem Abend auch Regie führt. Ihr Brecht misst etwa einen Meter und hat einen sensationell gönnerhaft-selbstgefälligen Gesichtsausdruck: Wenn er mit halb geschlossenen Lidern pastoral um sich blickt, an seiner kalten Zigarre saugt und mit Augsburger Zungenschlag krächzt: „Nach uns wird kommen – nichts Nennenswertes“ – dann tut das eigentlich seine Schöpferin Suse Wächter neben … Weiterlesen

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Verzichtbar: Giuseppe Verdis „La Traviata“, aufgewärmt in Duisburg

Strahlend schön und elend einsam: Violetta (Brigitta Kele) in Andreas Homokis "Traviata" in Duisburg. Foto Hans Jörg Michel

Strahlend schön und elend einsam: Violetta (Brigitta Kele) in Andreas Homokis „Traviata“ in Duisburg. Foto Hans Jörg Michel

Ist das Hauptstadtoper? Ist das die Deutsche Oper am Rhein, einst ein viel gepriesenes und beachtetes Institut, das über Deutschland hinaus künstlerische Akzente gesetzt hat? Nach der Premiere einer nun zum dritten Mal aufgewärmten „La Traviata“ am Opernhaus Duisburg stellen sich solche Fragen noch drängender als sonst.

Ein Blick auf den Premierenplan der Deutschen Oper am Rhein: „Luisa Miller“ in Düsseldorf – eine Inszenierung aus der vergangenen Saison. „La Traviata“ als zweiter, denkbar unorigineller Beitrag zum Verdi-Jahr 2013 – eine Inszenierung aus dem letzten Jahrhundert von Andreas Homoki, seit 1996 in Leipzig im Repertoire, 2006 und wieder im Frühjahr 2013 in Bonn … Weiterlesen

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Eine schonungslose Lebensbilanz – Paul Austers „Winterjournal“

Im „Winterjournal“ zieht Paul Auster eine Bilanz seines Lebens. Der Autor, er ist jetzt Mitte 60, spürt, dass sein Körper allmählich schwächer wird. Dass all die Krankheiten, Unfälle und Panikattacken, die ihn sein ganzes Leben heimgesucht haben, nicht spurlos an ihm vorbei gegangen sind.

Es wird Zeit, ehrlich und schonungslos zurückzublicken, sich ein paar vielleicht unangenehme Wahrheiten einzugestehen und – anders als in all seinen Romanen, in denen er mit autobiografischen Facetten fintenreich spielt – sein wahres Ich zu offenbaren: „Sprich jetzt, bevor es zu spät, und hoffentlich kannst du so lange sprechen, bis nichts mehr zu sagen ist. Schließlich verrinnt die Zeit.“

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Paul Auster gehört zu den bedeutendsten amerikanischen Gegenwartsautoren. Ob mit der „New-York-Trilogie“ oder der „Brooklyn-Revue“, ob mit … Weiterlesen

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Jetzt auch im Kulturkanal: Lamento über den erbärmlichen Zustand der Straßen

Das höchst zweifelhafte Geschäftsgebaren des Limburger Bischofs beschäftigt offenbar weite Teile der Nation – und also gab’s einen ARD-„Brennpunkt“ dazu. Doch jetzt mal nüchtern betrachtet: Über den Herrn werden wir noch ein paar Tage oder schlimmstenfalls Wochen reden. Der Zustand unserer Straßen wird uns hingegen noch viele Jahre lang aufregen. Also bin ich meinem Vorhaben treu geblieben und habe mir die Sendung „Geflickt und zugeschüttet – Schlaglochrepublik Deutschland“ angesehen.

„Die Republik bröckelt“

Dem knackigen Titel nach zu urteilen, ist das ganze Lamento wohl bei RTL gelaufen? Weit gefehlt. Wenn’s drauf ankommt, findet man auch beim kulturgeneigten Kanal 3Sat markige Worte. Dann klingen die Sätze beispielsweise so: „Deutschland bremst sich aus.“ Oder auch so: „Die Republik bröckelt.“ Oder klischeehaft wie in … Weiterlesen

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Kindheit und Pubertät in der hessischen Provinz: Andreas Maiers Roman „Die Straße“

Wie macht Andreas Maier das bloß? Von ihm geschildert, erscheint der ganz normale Alltag, wie ihn viele von uns früher erlebt haben, auf einmal so anders und befremdlich, doch plötzlich auch so ungeahnt kenntlich. „Die Straße“, der gewiss stark autobiographisch geprägte Roman (über die Gattungsbezeichnung für diese Abhandlung ließe sich trefflich streiten) des 1967 in Bad Nauheim geborenen Autors, führt abermals in die hessische Provinzkindheit und in die Pubertät eines Jungen in den 1970er und frühen 80er Jahren. Die Wetterau rund um Friedberg/Taunus wird bei diesem breit angelegten Projekt (bisher u. a.: „Wäldchestag“, „Onkel J“, „Das Zimmer“, „Das Haus“) zum literarischen Gelände besonderer Güte. Und wieder einmal zeigt sich, wie sehr die Provinz auch die Welt bedeuten kann.

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Auch diesmal … Weiterlesen

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Ansichten eines Hörbuchjunkies (7): München tut dem Franz Eberhofer gar nicht gut

Tja, nun hat es auch Franz Eberhofer aus Niederkaltenkirchen bei Landshut d‘erwischt. Der bodenverhaftete Kriminale, der mit dem dörflichen Freundeskreis in engstem Kontakt und dem Birkenberger, Rudi in schier Ehepaar ähnlicher Beziehung komplizierte Fälle löst, die sich Autorin Rita Falk ausgedacht hat, er hat einen klaren Durchhänger. „Sauerkrautkoma“ heißt der fünfte Eberhofer-Krimi, und in ein solches verfiel der Plot des Romans zeitweilig. Kurz: Hätte ich keinen seiner Vorgänger gehört, fände ich das Hörbuch recht unterhaltsam. Da ich aber alle vier dieser Niederkaltenkirchen-bei-Landshut-Saga genussvoll zu mir nahm und mich bisweilen tränenlachend bei meiner gesellschaftlichen Umgebung zum Deppen machte, ist mein heuriges Urteil: Ganz nett, aber diesmal wie alle anderen auch.

Franz Eberhofer, der ja mittlerweile als die Allzweckgeheimwaffe Bayerns im Kampf … Weiterlesen

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Lizenz zur Wiederbelebung: William Boyds James-Bond-Roman „Solo“

James Bond, und das kommt selten vor, ist ein wenig ratlos. Der Auftrag, den er von M, seinem Pfeife schmauchenden Vorgesetzten, erhalten hat, klingt dem Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten allzu vage. Wie er es bewerkstelligen könnte, den im afrikanischen (Fantasie)-Staat Zanzarim ausgebrochenen Bürgerkrieg zu beenden, ist dem britischen Agenten ein völliges Rätsel.

Keinen Schimmer hat er, wie er die gefährlichen Frontverläufe überwinden und in die abtrünnige Region des Landes gelangen soll, um dort den einflussreichen Stammesführer und militärischen Kopf des Aufstandes zu kontaktieren und, wenn nötig, auszuschalten.

Solo

Bond hat weder eine Waffe dabei noch Verbündete, die ihm zur Hilfe eilen könnten. Er besitzt keine Informationen über die Hintergründe des Blutvergießens und weiß nicht, welche Interessen Großbritannien in dem … Weiterlesen

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Zwischen Wehmut und Wäschekörben – Glückauf für die Erstsemester

Wenn ich bisher dachte, das amtlich anerkannte Synonym für „Zimmer aufräumen“ bei Jugendlichen wäre „alles-in-den-Wäschekorb-stopfen“, kenne ich nun auch die zweite Variante: „Alles-in-Kisten-stopfen“. Die justament angemietete Studentenbude will gefüllt sein. Das neue Semester beginnt, erstmalig auch für meinen Sohn.

Meine Güte, hatte er schon immer so ein großes Zimmer und wieso ist das in den letzten 10 Jahren niemandem aufgefallen? Da stand er also, das große Kind, inmitten seiner Kisten, seiner neuen Matratze, die des studentischen Hochbettes harrte und freute sich. Auf das, was kommen wird. Und ich versteckte meine Wehmut hinter platten Wäschekorb-Synonymen. Doch bei aller Wehmut freue ich mich auch. Für ihn und mit ihm.

Die Bedenken waren ja groß gewesen. Ich hatte mehrfach berichtet und gewettert. Der … Weiterlesen

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Das süßliche Werben um die SPD – Günther Jauchs Talkrunde über Koalitionen

Das aktuelle Ringen um Koalitionen war diesmal Talk-Thema bei Günther Jauch – und er hatte auch eine Schlüsselfigur zu Gast, nämlich die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die eine Große Koalition mit CDU/CSU sehr skeptisch sieht, aber auch nicht ausschließen mag.

Warum denn auch? Erst einmal verhandeln und schauen, welche eigenen Inhalte durchzusetzen sind. So lautet die vernünftige Devise.

Talk-Moderator Günther Jauch (© ARD/Marco Grob)

Talk-Moderator Günther Jauch (© ARD/Marco Grob)

Wer auch immer da geglaubt haben mag, Frau Kraft würde vorzeitig eine deutliche Tendenz erkennen lassen, der wurde naturgemäß enttäuscht. Gottlob wird Politik immer noch nicht in solchen Fernsehrunden gemacht. Allenfalls springt die eine oder andere (meist kurzatmige) Nachricht dabei heraus.

War Politik früher ehrlicher?

Immerhin wurde klar, dass Vertreter der Union um die Mitwirkung der … Weiterlesen

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Viel Steine gab‘s – Georg Kleins Roman „Die Zukunft des Mars“

Wenn neben dem literarischen Hochgenuss ein zweiter Grund genannt werden müsste, warum sich die Lektüre von Georg Kleins neuem Roman „Die Zukunft des Mars“ unbedingt lohnt, dann vielleicht, weil wir durch ihn die „Gute Alte Zeit“, in der wir heute leben, neu schätzen lernen könnten.

Vladimir Nabokov hatte in Stadtführer Berlin einen Sinn schöpferischer Literatur darin gesehen, „alltägliche Dinge so zu schildern, wie sie sich in den freundlichen Spiegeln künftiger Zeiten darbieten werden.“ Georg Klein verfügt über diesen besonderen Blick auf das kuriose, später sicher einmal museumswürdige Spielzeug, mit dem wir uns heute vergnügen. Oder auf das Stückchen Weihnachts-Geschenkpapier, das sich in einem unzugänglichen Gebiet der Marsoberfläche verliert. In „Die Zukunft des Mars“ ist unsere Gegenwart längst Geschichte geworden, und … Weiterlesen

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Samstagabend auf dem Sofa: Drei Stunden Fernsehzeit mit Wetten und Boxen

„Wetten dass…“ – reloaded im ZDF. Zehnmal „danke“ und aufgewärmte Witze. Ein blöder Vorschlag an den krächzenden Elton zur Außenwette. Herr Lanz verspricht, bei verlorener Wette ein (!) rohes Ei zu schlürfen, zusammen mit Sylvester Stallone (was macht der schon wieder hier?). Harrison Ford sitzt und Lanz meint „Ein Wahnsinn“. Der charmante ältere Herr Ford antwortet auf Lanzens blöde Fragen seriös und souverän. Er besitze mehrere Flugzeuge. Lanz freut sich währenddessen (warum?). Ford sagt, er könne nicht zwei Flugzeuge gleichzeitig fliegen und Lanz findet: „Das ist das Problem bei dieser Sache“.

Markus Lanz (li.) und Harrison Ford am 5. Oktober 2013 in "Wetten, dass...?" (© ZDF/Sascha Baumann)

Markus Lanz (li.) und Harrison Ford am 5. Oktober 2013 in „Wetten, dass…?“ (© ZDF/Sascha Baumann)

Ich hole mir einen Joghurt mit Früchten. „Thomas Gottschalk hat auch Blubberfragen gestellt, … Weiterlesen

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Ein Stadtviertel zwischen Luxus und Niedergang

Durch das citynahe Dortmunder Stadtviertel verläuft eine Hauptstraße, auf der jahraus, jahrein kräftige Fluktuation herrscht. Ständig schließen Geschäfte, etwas zögerlicher werden dann neue eröffnet. Zwischendurch gibt es Leerstände, die viele Monate dauern.

So eine Straße ist – mitsamt dem Geflecht der Nebenstraßen – ein Organismus. Sie lebt, sie atmet, doch sie kann auch ersticken und vergehen.

Besagte Straße (Foto: Bernd Berke)

Besagte Straße (Foto: Bernd Berke)

Vor wenigen Jahren hat es hier noch ein paar kleinere Geschäfte gegeben, die von einem bestimmten Typus älterer Damen betrieben wurden. Diese betrachteten vielfach die Einnahmen als schöne Nebensache und hatten in ihren Läden lauschige Eckchen eingerichtet, die vor allem dem Gruppenschwatz dienten. Da waren oft ganze Kränzchen beisammen. Geradezu klischeegerecht. Die wohl bemerkenswerteste Unternehmung bestand allerdings aus einem … Weiterlesen

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Flügellahmer Firlefanz: Rossinis „Italienerin“ landet in Gelsenkirchen im Regenwald

Ab nach Hause: Die Italiener haben die Nase voll vom Dschungel (Foto: Pedro Malinowski)

Ab nach Hause: Die Italiener haben die Nase voll vom Dschungel (Foto: Pedro Malinowski)

Die Stärken von Gioacchino Rossinis komischen Opern verkehren sich im heutigen Theaterbetrieb leicht in ihr Gegenteil. Wo der erfindungsreiche Bonvivant aus Pesaro einst mühelos unterhielt, wo er mit geschliffener Ironie und funkelnder Spottlust zu Felde zog, holpern und stolpern Neuproduktionen oft mühsam zwischen lahmen Gags, derben Schenkelklopfern und platten Aktualisierungsversuchen. Dann wird aus turbulenter Komik eine bunte Klamotte, aus geistreichem Vergnügen eine alberne Farce.

So ist es jetzt im Gelsenkirchener Musiktheater geschehen, das für die temporeiche Komödie „Die Italienerin in Algier“ eines der aufwändigsten Bühnenbilder hat aufbauen lassen, die es je an diesem Hause gab. Der zerborstene Flugzeugrumpf, dessen Teile in einem dichten Regenwald liegen, wanderte … Weiterlesen

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„Neues aus der Anstalt“: Abschied mit Wehmut

So. Das war’s. Jetzt hat das deutsche Fernsehen vorerst keine Kabarettsendung mehr, die diesen Namen verdient. „Neues aus der Anstalt“ mit Urban Priol und Frank-Markus Barwasser (alias Erwin Pelzig) ist Geschichte.

Wirklich schade. Man wird sie vermissen. Rund sieben Jahre und 62 Sendungen lang haben sie tapfer die Stellung gehalten. Zum Schluss und so kurz nach den Bundestagswahlen haben sie – zwischen gepackten Koffern und Umzugskartons – noch einmal einiges aufgeboten. Beim Abschied kehrte der grandiose Georg Schramm zurück, der allerdings inzwischen weit übers bloße Kabarett hinaus zu sein scheint.

Der Ernst des Georg Schramm

Schramm hat inzwischen leider nicht nur dem Fernsehen, sondern auch Live-Auftritten vor kleinerem Publikum abgeschworen. Er wirkte denn auch ernst und überhaupt nicht „lustig“ im … Weiterlesen

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Stahlgewitter der Stimmen: Giuseppe Verdis „Don Carlo“ am Theater Dortmund

Susanne Braunsteffer als Elisabeth von Valois (Foto: Thomas M. Jauk, Stage Picture)

Susanne Braunsteffer als Elisabeth von Valois (Foto: Thomas M. Jauk, Stage Picture)

Zwei Männer versichern einander ewige Freundschaft: Don Carlo, Infant von Spanien, und der Marquis von Posa, ein Freigeist und Schwärmer, der Flandern vom Joch der spanischen Herrschaft befreien möchte. Ihr Schwur hat Giuseppe Verdi zu einem seiner hinreißendsten Duette inspiriert. Kernig im Ton, kraftvoll im Schwung und glühend in der Emphase, haftet es schon nach dem ersten Hören für immer in Herz und Sinn.

Hier aber, im Theater Dortmund, setzt jetzt das Stahlgewitter der Stimmen ein. Angeführt vom frankokanadischen Tenor Luc Robert, der in der Titelpartie sein Deutschland-Debüt gibt, schaukelt sich die vom Nationaltheater Mannheim übernommene Premiere zu einem Wettstreit der Phonstärken hoch. Luc Robert (Carlos) und Gerardo … Weiterlesen

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